Von meiner Gruppe sind heute sechs Kinder da. Während ich mit fünf Kindern schon mal Zähne putzen und Gesicht waschen gehe, bleibt Luis noch bei Eduarda beim Frühstück. Es freut mich besonders, dass mir heute kein einziges Kind wegläuft ;).
Da am 2. November "Día de los difuntos" oder auch "Día de los muertos" (= Tag der Verstorbenen) ist, basteln wir heute mit den Kindern Kreuze, auf die wir Jesusfiguren kleben. Bis zur Pause bin ich damit beschäftigt, Kreuze auszuschneiden. In der Pause spiele ich mit den Kindern vor der aula, da es regnet, und Eduarda klettert mehr als einmal auf meinen Schoß, was sie inzwischen alleine schafft :D.
Nach der Pause kleben wir kleine Holzstückchen auf die ausgeschnittenen Kreuze, was mit 12 klebrigen Kinderhänden endet, die ich nur mühsam davon abhalten kann, überall hinzufassen. Nachdem alle wieder sauber sind geht es schon Mittag essen und danach in den Schulbus.
Rahel und ich steigen heute im Zentrum aus. Dort ist unser eigentliches Ziel ein Arzt, da Rahel noch nicht wieder 100% fit ist. Dieser macht allerdings erst später auf, weshalb wir uns die Zeit mit anderen Beschäftigungen vertreiben. Wir kaufen zwei Filme, die hier als legale Raubkopien für knapp ein Dollar pro Stück an jeder Ecke angeboten werden. Außerdem finden wir einen Second-Hand-Laden, bei dem wir tatsächlich ein paar Kleidungsstücke erstehen. Die Preise für Kleidung sind hier übrigens sehr ähnlich zu den Preisen zuhause in Deutschland.
Nachdem wir noch ein Eis gegessen haben, ist die Tür zum "Torre médico" endlich offen und wir machen unseren ersten Arztbesuch in Ecuador. Der "Torre médico" enthält mehrere Praxen unterschiedlicher Ärzte. Wir beschließen, dass ein Allgemeinarzt das beste ist und laufen in den vierten Stock. Dort angekommen finden wir, wie auch in den anderen Stöcken ein paar Stühle vor einer Tür vor. Erst wollen wir uns setzen aber in dem Moment öffnet der Arzt die Tür und wir begeben uns in seine Praxis, die aus einem einzigen Raum besteht, der aber einen sehr modernen Eindruck macht. Er fragt sofort, wer krank ist und was das Problem ist. Wir erklären es ihm, während ich mich ein wenig wundere, dass er nach keiner Versicherung gefragt hat und wir auch sonst kein einziges Blatt ausfüllen müssen. Nachdem er weiß, was das Problem ist, schickt er uns zwei Stöcke nach unten, um eine Untersuchung im medizinischen Labor machen zu lassen. Dafür zahlt Rahel 3 Dollar. Nach einer halben Stunde sind die Ergebnisse da und wir begeben uns wieder nach oben. Der Arzt schaut sich die Ergebnisse kurz an und verschreibt Rahel dann Tabletten. Nachdem er noch eine Behandlungsgebühr von 10 Dollar verlangt hat und uns seine Handynummer "falls irgendwelche Probleme auftauchen" gegeben hat, ist dieser erste Arztbesuch abgehakt. Bis zum Schluss wollte er keine Versicherungskarte sehen und ausfüllen mussten wir auch nichts. Das wundert mich zwar sehr, macht die Sache aber irgendwie auch einfacher. Was mir außerdem aufgefallen ist ist, dass man einfach so in die Praxis reinspaziert. So etwas wie Termine scheint es nicht zu geben aber glücklicherweise müssen wir auch nicht warten.
Bei der Apotheke kaufen wir noch die verschriebenen Tabletten, holen uns beim Bäcker dann noch zwei Zwiebelbrötchen und fahren dann endlich nach Hause.
Alles in allem lief alles gut bei diesem ersten Arztbesuch, ich habe aber deutlich gemerkt, dass ich öfters Wörter nachfragen musste :D.
Zuhause angekommen, wird noch schnell die Wäsche gemacht und dann Abendessen gekocht.
Während wir abends noch ein bisschen Serien schauen, plündern wir mal wieder unseren Süßigkeitenvorrat. Inzwischen haben wir uns doch schon durch eine beträchtliche Menge des ecuadorianischen Süßwarenangebots gefuttert und für mich stehen aktuell vier Favoriten fest:
1. gebrannte Erdnüsse
2. Lollis, die nach Fruchtjoghurt schmecken
3. Kekse, die mit einer Creme gefüllt und mit Schokolade ummantelt sind ("Tango")
4. mit Vanille gefüllte Doppelkekse ("Festival")
Ich wünsche euch süße Träume und verabschiede mich bis morgen, eure
Clara
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