El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Samstag, 24. Oktober 2015

Tag 55

Im Schulbus werde ich heute beinahe Zeugin eines Autounfalls: als direkt neben dem Bus ein Taxi mitten auf der Straße drehen möchte, wird die Ampel genau in diesem Moment grün und da wir am Berg stehen, rollt das Auto vor dem Taxi beim Anfahren ein wenig zurück. Zum Glück fehlen noch ca. 5 Zentimeter zwischen den Autos als das Taxi eine Vollbremsung hinlegt. Bei diesen Fahrmanövern hier habe ich mich aber schon öfters gefragt, warum es nicht ständig einen Unfall gibt...
Bis zur Pause sind wir im Instituto damit beschäftigt, zu puzzeln und aus einer bestimmten Masse im Kunstraum eine Raupe zu formen :D.
Als es zur Pause klingelt holt Luis die Colada morada und die guaguas de pan. Da eigentlich alle Eltern eingeladen sind, aber nur zwei Mütter gekommen sind, haben wir Colada morada im Überfluss :D.
Zur Konsistenz kann ich sagen, dass die Colada morada einem Smoothie sehr ähnlich ist, vielleicht auch ein bisschen dickflüssiger. Sie ist dunkelrot bis violett und es schwimmen Obststücke darin. Zum Geschmack kann ich sagen, dass es mich ein wenig an Fruchtpunsch erinnert, nur eben in dickflüssig. Ist aber irgendwie sehr lecker :).


Da man aber nicht so viel auf einmal davon trinken kann, gibt mir Luis nachher noch eine Flasche (deren bisherigen Inhalt ich innerhalb von 30 Sekunden herunterstürze) Colada morada mit. Zusätzlich packt er mir noch guaguas de pan, Muffins (die eine andere Lehrerin uns gestern gebracht hat und ich liegen gelassen habe) und Mandarinen ein. Das tägliche "zweite Mittagessen" ist damit gesichert :D.
Während sich Luis noch mit Johanns Mutter unterhält spiele ich mit den Kindern auf dem Pausenhof bis Raquel (eine Physiotherapeutin des Institutos) mit den Kindern anfängt Elefanten zu basteln. Dies endet damit, dass am Schluss die Kinder mehr angemalt sind als die Elefanten und da Raquel damit beschäftigt ist, die aula wieder sauber zu bekommen, gehe ich mit den Kindern ins Bad und bin nach ca. einer halben Stunde fertig damit, die Farbe aus den Gesichtern und von den Armen zu waschen.
Beim Mittagessen sind es dann nur noch vier Kinder, da heute eh nur sechs Kinder da waren und Johann und Carlos von ihren Müttern (die zur Pause gekommen sind) mitgenommen worden sind. Das ist sehr angenehm, denn mit vier Kindern ist das Ganze viel stressfreier. Beim Mittagessen unterhalte ich mich ein wenig mit Luis und er verspricht mir, sich bald mal Zeit zu nehmen und mir mehr über die Kinder zu erzählen.
Im Schulbus werden Miriam und ich als Übermittler von Liebesbriefen genommen, was sehr süß ist :D.
Nach dem "zweiten Mittagessen" zuhause, bleibt der Nachmittag sehr ruhig.
Um 19 Uhr treffen wir uns dann mit Linea (der anderen deutschen Freiwilligen im Instituto) am Terminal (= Busbahnhof). Von dort aus fahren wir nach Shell (ja, der Name kommt tatsächlich von der Tankstelle), wo wir uns die Wahl zur "Reina Interparroquial 2015" anschauen. Diese Wahl ist eine Vorstufe der Wahl zur "Reina de Pastaza".
Bevor wir in die Halle gehen, wo die "elección" (= Wahl) stattfinden wird, retten wir uns gerade rechtzeitig noch in eine Pizzeria. Sekunden später fängt es an, in Strömen zu regnen.
Nach insgesamt fast einer Dreiviertelstunde Wartezeit bekommen wir endlich unsere Pizza.
Kurz nach halb neun sind wir wieder in der Halle. Dank dem ecuadorianischen Verständnis von Pünktlichkeit sind wir keine Minute zu spät (es hätte eigentlich um acht Uhr anfangen sollen). Tatsächlich warten wir sogar noch etwa 20 Minuten bis es anfängt.
Eine Cousine von Alexandra (einer Lehrerin des Institutos) tritt ebenfalls an. Deshalb treffen wir, bevor wir uns einen Sitzplatz suchen, Alexandra die uns logischerweise in den Fanblock von Estefany (ihrer Cousine) setzt.
Wir sitzen also auf der Tribüne unter drei riesigen Plakaten von Estefany und bekommen auch gleich Fanartikel (ein Fähnchen und eine Trillerpfeife) in die Hand gedrückt.



Die vier Kandidatinnen, die antreten, sind alle schon "Reinas" allerdings nur von den Städten. Da Estefany die "Reina de Shell" ist und Shells Farben orange und weiß sind, leuchtet fast unsere komplette Tribüne in weiß und orange durch sämtliche Luftballons und Fähnchen. Im Gegensatz zu den Anderen hat Estefany definitiv den größten Fanclub, denn die gegenüberliegende Tribüne teilen sich die Fanclubs der anderen Kandidatinnen.
Eröffnet wird das Spektakel durch die zwei Moderatoren, bei der die Frau so ins Mikrofon schreit, dass ich jedes Mal froh bin, wenn wieder der Mann spricht. Der erste Act ist eine Sängerin, die mit sechs Backgroundtänzern auf der Bühne steht.
Danach treten die Kandidatinnen, die zwischen 15 und 28 Jahre alt sind, erstmals zum Vorschein, tanzen zu "Single Ladies" und stellen sich kurz vor.
Im Verlauf des Abends präsentieren sie sich erst in traditionellen, sehr teuren und sehr aufwändigen Trachten und später noch in einem Ballkleid. Außerdem müssen sie noch jeweils eine Frage beantworten.





Unterbrochen wird das Ganze von Musikacts, die zum Teil Lieder hervorbringen, die inzwischen sogar ich kenne.


Ich muss sagen, dass wir definitiv den besten Fanblock erwischt haben, denn wir werden mit Popcorn und Sprite versorgt. Außerdem drückt mir eine Frau während dem "Ballkleidwalk" eine Kerze in die Hand und unser Block ist durchzogen von kleinen Flämmchen.
Neben mir sitzt eine Kleinfamilie, deren Mutter mich ständig fragt, ob mir die Musik gefällt oder welche der Kandidatinnen meiner Meinung nach das schönste Outfit hat :D. Dahingegen scheint der Vater nicht so interessiert zu sein, denn er spielt auf seinem Handy entweder irgendwelche Spielchen, schaut sich Videos an oder schreibt mit seinem Kumpel, der unbedingt möchte, dass er zu ihm kommt, da er nicht alleine trinken will (ja ich weiß, man liest keine Nachrichten von Anderen aber das war so offensichtlich ;)).
Das Publikum vor der Bühne ist aus lauter wichtigen Menschen (Bürgermeistern, Präsidenten irgendwelcher Clubs, "Reinas" aus anderen Städten) zusammengestellt, welchen immer mal wieder von den Moderatoren gedankt wird. Auch die "Reina de Pastaza" (die neulich im Instituto war) ist unter ihnen.
Nach vier Stunden anfeuern, tanzen, singen und beobachten ist es endlich so weit: das Ergebnis der drei Juroren wird bekannt gegeben.
Tatsächlich gewinnt Estefany und Alexandra, die wir von der Tribüne aus beobachten können, ist total aus dem Häuschen. Der Preis ist übrigens eine Galapagos-Reise und natürlich die Teilnahme an der Wahl zur "Reina de Pastaza". Auch wir freuen uns mit Estefany und unserem Fanblock und nachdem die alte "Reina Interparroquial" abgedankt hat und jede Menge Fotos gemacht wurden, ist die Veranstaltung für uns zu Ende.


die Dritte von rechts: Estefany; die Vierte von rechts: die "Reina de Pastaza"
außerdem: andere "Reinas" und die anderen 3 Kandidatinnen
Zusammen nehmen wir ein Taxi zurück nach Puyo wo wir zuhause noch eine weitere guagua de pan verdrücken.
Da ich erst um halb drei ins Bett falle, schaffe ich es nicht mehr diesen Post zu verfassen, weshalb er heute so spät kommt ;).
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Clara

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