Ich gehe mit den drei Kindern, die anfangs nur da sind, frühstücken. Danach gehen wir in den Malraum, wo wir mit Stempeln verschiedene Figuren auf's Blatt bringen. Das geht natürlich nicht ohne eine ordentlichen Farbenschlacht vorüber und somit bin ich wieder eine Weile damit beschäftigt, die Kinder sauber zu bekommen - Gott sei dank sind es nur drei! :D.
Kurz vor 10 Uhr (wenn normalerweise die Pause beginnt), treffen noch zwei weitere Kinder auf die Gruppe. Da wir heute den "Día de los difuntos" (= Tag der Verstorbenen) vorfeiern (deshalb auch die Süßigkeiten von Luis), der eigentlich am 2. November gefeiert wird (wo wir aber frei haben), findet heute eine Veranstaltung in der großen aula statt. Meine Gruppe hat dafür etwas einstudiert, was wir vorführen werden. Vier der Kinder sind deshalb als Skelett verkleidet, während Luis, eine andere Lehrerin und Carlos als Geister verkleidet sind. Vor unserem Auftritt bin ich noch damit beschäftigt, mit Faschingsfarbe, die mir Eduardas Mutter in die Hand drückt, die Kinder in Skelette zu verwandeln :D. Ich muss sagen, dass ich ziemlich erstaunt bin, wie viel Mühe sich die Eltern mit den Kostümen der Kinder gegeben haben.
Unser Auftritt eröffnet die Veranstaltung. Der Auftritt besteht aus einem kleinen Dialog zwischen den Geistern und den Skeletten. Obwohl es ein wenig chaotisch war und ich höllisch aufpassen musste, dass nicht alles voll Faschingsfarbe ist, bekommen die Kinder einen großen Applaus und freuen sich riesig.
Danach bleiben wir noch weiter beim Programm der Veranstaltung. Dieses besteht daraus, dass sich immer zwei Kinder jeder aula präsentieren. Ein Mädchen, das als "niña Colada Morada" und ein Junge, der als "rey Pan" verkleidet ist. Wie ich schon mal erwähnt hatte, trinkt man an dem "Día de los difuntos" die Colada morada und isst eine guagua de pan.
Diego und Kerly als Repräsentanten meiner alten Gruppe |
Nach dieser Veranstaltung sitzen wir noch ein bisschen in der aula und unterhalten uns mit den Eltern. Eduardas Mutter fragt mich nach meinem Facebooknamen und verspricht, mir eine Freundschaftsanfrage zu schicken :D. Später verabschiedet sie sich von mir mit "adiós mi Clarita preciosa" (= tschüss meine wunderhübsche Clara). Irgendwie finde ich, dass das gut zeigt, wie locker und unkompliziert hier das Miteinander ist und wie sehr ich integriert werde. Natürlich zeigt es auch wie leichtfertig die Ecuadorianer mit Komplimenten umgehen :D.
Jede Mutter nimmt ihr Kind mit nach Hause weshalb nur noch Michael im Instituto bleibt, dessen Mutter nicht gekommen ist.
Während er sich in der aula beschäftigt, bastele ich etwas für das "schwarze Brett" der Schule. Am Schluss meiner Arbeit hängt am schwarzen Brett ein Schriftzug, auf dem wir allen einen schönen Tag wünschen, der umgeben von Bildern von Kreuzen, Hexen und Friedhöfen ist. Der "Día de los difuntos" ist nämlich kein Tag der Trauer sondern eher ein Tag zum Feiern. Bevor es zum Mittagessen geht bitte ich Luis übrigens noch um Einsicht in die Berichte über die Kinder. Leider schaffe ich es nicht mal einen Bruchteil zu lesen, das werde ich mir aber definitiv noch vornehmen, da das was ich bisher erfahren habe schon sehr interessant ist.
Nachdem ich, nur mit Michael, heute zum ersten mal richtig entspannt Mittag gegessen habe, steigen wir in den Schulbus. Dort sitze ich neben Wendy. Wendy ist blind und da sie mich noch nicht kennt, begrüße ich sie und sage ihr, wie ich heiße. Daraufhin tastet sie meinen Arm und meine Beine ab.
Im Zentrum sind wir mit David und José verabredet. Während wir in der Rüttelkiste von Davids Eltern zu einer Eisdiele fahren, bin ich sehr froh über den Fahrtwind an diesem heißen Tag. In der Eisdiele angekommen genießen wir unsere kühles Erfrischung.
Da David noch eine andere Idee hat, wo es gutes Eis gibt, düsen wir zur nächsten Eisdiele. Dort probieren wir eine Eissorte, die wir noch nicht kennen: "tres leches". Aus einem kleinen Becher holen wir an einem Stiel ein weißes Eis heraus, das von Marmelade und Kuchenstücken durchzogen ist. Ich finde es super :D.
Nach diesem zweiten Eis bringt David uns nach Hause. Dort bleiben wir aber nicht lange, denn um 15.30 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg ins Zentrum. Zusammen mit Ruth und Miriam teilen Rahel und ich uns ein Taxi ins Zentrum. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt mit David und José, kommt uns ein Typ entgegen, der uns mit "hola Barbies" begrüßt. Etwas verwirrt drehe ich mich um und schaue auch in Ruths erstauntes Gesicht, die aber sofort anfängt zu lachen.
Der Grund, warum wir ins Zentrum gegangen sind, ist ein "desfile" (= Umzug). Anlässlich der "fiestas de Pastaza" (= Feste von Pastaza) findet dieser am ersten Tag der Festlichkeiten statt.
Nach kurzem Warten kommt der Umzug an unserem Standort vorbei. Hinter drei Polizeimotorrädern marschiert als erstes eine Musikkapelle. Dieser schließen sich einige wichtige Politiker Pastazas an. Unter ihnen ist auch die "Reina de Puyo".
Der Umzug geht knappe 2 Stunden lang. Es nehmen verschiedene Unternehmen, Schulen oder auch Städte Pastazas teil. Jede Gruppe hat ein Banner auf dem der Name des jeweiligen Unternehmens / der jeweiligen Schule / der jeweiligen Stadt steht. Diesem Banner folgt immer ein Auto mit Lautsprechern, aus denen die Musik zu den jeweiligen Tanzgruppen schallt.
Außer den Tanzgruppen sind weitere Musikkapellen, eine Gruppe Cheerleader und verschiedene Wägen, aus denen meist Kinder Süßigkeiten und andere Geschenke werfen, Teil des Umzugs. Auch gibt es einen Wagen auf dem die amtierende "Reina de Pastaza" thront, begleitet von den neuen Anwärterinnen auf den Titel (unter ihnen auch Estefany).
Immer wieder wird "¡viva Pastaza!" (= lebe hoch Pastaza) gerufen. Gefeiert wird nämlich die Provinzialisierung Pastazas, die dieses Jahr 56 Jahre her ist.
Der bunte Umzug, die fröhlichen, tanzenden Menschen und die Mischung zwischen traditionell und modern gefällt mir sehr gut :). David, der neben mir sitzt, gibt mir Informationen über die Teilnehmer weiter, die ich sehr interessant finde.
Unter den Zuschauern, die sich sitzend, lachend und applaudierend am Straßenrand befinden, versuchen Straßenhändler ihre Waren wie Luftballons, Seifenblasen und jede Menge Essen zu verkaufen.
(tut mir leid für die schlechte Qualität, aber ich musste die Datei komprimieren, sonst hätte ich es nicht hochladen können :(( )
Als der Umzug vorbei ist und auch wir ein paar Geschenke mit nach Hause nehmen können, gehen wir noch mit den Jungs etwas essen. Gestärkt geht es nach Hause, wo wir noch packen und duschen und uns dann schon auf den Weg zum Terminal machen.
Pünktlich um 23 Uhr startet der Bus nach Guayaquil und wir in unsere nächste Reise.
Bis morgen dann aus Guayaquil
Clara