El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Samstag, 31. Oktober 2015

Tag 62

Im Instituto angekommen drückt mir Luis heute einen Lolli und eine kleine Schokolade in die Hand und wünscht mir einen "feliz día" (= glücklichen Tag). Was es damit auf sich hat, werde ich später erklären.
Ich gehe mit den drei Kindern, die anfangs nur da sind, frühstücken. Danach gehen wir in den Malraum, wo wir mit Stempeln verschiedene Figuren auf's Blatt bringen. Das geht natürlich nicht ohne eine ordentlichen Farbenschlacht vorüber und somit bin ich wieder eine Weile damit beschäftigt, die Kinder sauber zu bekommen - Gott sei dank sind es nur drei! :D.
Kurz vor 10 Uhr (wenn normalerweise die Pause beginnt), treffen noch zwei weitere Kinder auf die Gruppe. Da wir heute den "Día de los difuntos" (= Tag der Verstorbenen) vorfeiern (deshalb auch die Süßigkeiten von Luis), der eigentlich am 2. November gefeiert wird (wo wir aber frei haben), findet heute eine Veranstaltung in der großen aula statt. Meine Gruppe hat dafür etwas einstudiert, was wir vorführen werden. Vier der Kinder sind deshalb als Skelett verkleidet, während Luis, eine andere Lehrerin und Carlos als Geister verkleidet sind. Vor unserem Auftritt bin ich noch damit beschäftigt, mit Faschingsfarbe, die mir Eduardas Mutter in die Hand drückt, die Kinder in Skelette zu verwandeln :D. Ich muss sagen, dass ich ziemlich erstaunt bin, wie viel Mühe sich die Eltern mit den Kostümen der Kinder gegeben haben.
Unser Auftritt eröffnet die Veranstaltung. Der Auftritt besteht aus einem kleinen Dialog zwischen den Geistern und den Skeletten. Obwohl es ein wenig chaotisch war und ich höllisch aufpassen musste, dass nicht alles voll Faschingsfarbe ist, bekommen die Kinder einen großen Applaus und freuen sich riesig.
Danach bleiben wir noch weiter beim Programm der Veranstaltung. Dieses besteht daraus, dass sich immer zwei Kinder jeder aula präsentieren. Ein Mädchen, das als "niña Colada Morada" und ein Junge, der als "rey Pan" verkleidet ist. Wie ich schon mal erwähnt hatte, trinkt man an dem "Día de los difuntos" die Colada morada und isst eine guagua de pan.
Diego und Kerly als Repräsentanten meiner alten Gruppe
Während die Kinder stolz ihre wirklich schönen und sehr aufwändigen Kostüme präsentieren, kommentieren die jeweiligen Lehrer die Outfits der Kinder und das Publikum applaudiert. Nachdem sich alle Gruppen präsentiert habe wird noch Musik angemacht und die ganze Versammlung fängt an zu tanzen. Auch mich hält es nicht lange auf meinem Stuhl, denn schon werde ich von einem Junge und einem Mädchen einer älteren Gruppe an den Händen in ihren Kreis gezogen. Von der Lebensfreude und Herzlichkeit, die in der Luft liegt und von der Gemeinschaft von Kindern, Lehrern und Eltern, die alle zusammen tanzen und lachen bin ich irgendwie so gerührt, dass mir fast die Tränen kommen... :)
Nach dieser Veranstaltung sitzen wir noch ein bisschen in der aula und unterhalten uns mit den Eltern. Eduardas Mutter fragt mich nach meinem Facebooknamen und verspricht, mir eine Freundschaftsanfrage zu schicken :D. Später verabschiedet sie sich von mir mit "adiós mi Clarita preciosa" (= tschüss meine wunderhübsche Clara). Irgendwie finde ich, dass das gut zeigt, wie locker und unkompliziert hier das Miteinander ist und wie sehr ich integriert werde. Natürlich zeigt es auch wie leichtfertig die Ecuadorianer mit Komplimenten umgehen :D.
Jede Mutter nimmt ihr Kind mit nach Hause weshalb nur noch Michael im Instituto bleibt, dessen Mutter nicht gekommen ist.
Während er sich in der aula beschäftigt, bastele ich etwas für das "schwarze Brett" der Schule. Am Schluss meiner Arbeit hängt am schwarzen Brett ein Schriftzug, auf dem wir allen einen schönen Tag wünschen, der umgeben von Bildern von Kreuzen, Hexen und Friedhöfen ist. Der "Día de los difuntos" ist nämlich kein Tag der Trauer sondern eher ein Tag zum Feiern. Bevor es zum Mittagessen geht bitte ich Luis übrigens noch um Einsicht in die Berichte über die Kinder. Leider schaffe ich es nicht mal einen Bruchteil zu lesen, das werde ich mir aber definitiv noch vornehmen, da das was ich bisher erfahren habe schon sehr interessant ist.
Nachdem ich, nur mit Michael, heute zum ersten mal richtig entspannt Mittag gegessen habe, steigen wir in den Schulbus. Dort sitze ich neben Wendy. Wendy ist blind und da sie mich noch nicht kennt, begrüße ich sie und sage ihr, wie ich heiße. Daraufhin tastet sie meinen Arm und meine Beine ab.
Im Zentrum sind wir mit David und José verabredet. Während wir in der Rüttelkiste von Davids Eltern zu einer Eisdiele fahren, bin ich sehr froh über den Fahrtwind an diesem heißen Tag. In der Eisdiele angekommen genießen wir unsere kühles Erfrischung.
Da David noch eine andere Idee hat, wo es gutes Eis gibt, düsen wir zur nächsten Eisdiele. Dort probieren wir eine Eissorte, die wir noch nicht kennen: "tres leches". Aus einem kleinen Becher holen wir an einem Stiel ein weißes Eis heraus, das von Marmelade und Kuchenstücken durchzogen ist. Ich finde es super :D.
Nach diesem zweiten Eis bringt David uns nach Hause. Dort bleiben wir aber nicht lange, denn um 15.30 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg ins Zentrum. Zusammen mit Ruth und Miriam teilen Rahel und ich uns ein Taxi ins Zentrum. Auf dem Weg zu unserem Treffpunkt mit David und José, kommt uns ein Typ entgegen, der uns mit "hola Barbies" begrüßt. Etwas verwirrt drehe ich mich um und schaue auch in Ruths erstauntes Gesicht, die aber sofort anfängt zu lachen.
Der Grund, warum wir ins Zentrum gegangen sind, ist ein "desfile" (= Umzug). Anlässlich der "fiestas de Pastaza" (= Feste von Pastaza) findet dieser am ersten Tag der Festlichkeiten statt.
Nach kurzem Warten kommt der Umzug an unserem Standort vorbei. Hinter drei Polizeimotorrädern marschiert als erstes eine Musikkapelle. Dieser schließen sich einige wichtige Politiker Pastazas an. Unter ihnen ist auch die "Reina de Puyo".
Der Umzug geht knappe 2 Stunden lang. Es nehmen verschiedene Unternehmen, Schulen oder auch Städte Pastazas teil. Jede Gruppe hat ein Banner auf dem der Name des jeweiligen Unternehmens / der jeweiligen Schule / der jeweiligen Stadt steht. Diesem Banner folgt immer ein Auto mit Lautsprechern, aus denen die Musik zu den jeweiligen Tanzgruppen schallt.
Außer den Tanzgruppen sind weitere Musikkapellen, eine Gruppe Cheerleader und verschiedene Wägen, aus denen meist Kinder Süßigkeiten und andere Geschenke werfen, Teil des Umzugs. Auch gibt es einen Wagen auf dem die amtierende "Reina de Pastaza" thront, begleitet von den neuen Anwärterinnen auf den Titel (unter ihnen auch Estefany).

Immer wieder wird "¡viva Pastaza!" (= lebe hoch Pastaza) gerufen. Gefeiert wird nämlich die Provinzialisierung Pastazas, die dieses Jahr 56 Jahre her ist.
Der bunte Umzug, die fröhlichen, tanzenden Menschen und die Mischung zwischen traditionell und modern gefällt mir sehr gut :). David, der neben mir sitzt, gibt mir Informationen über die Teilnehmer weiter, die ich sehr interessant finde.
Unter den Zuschauern, die sich sitzend, lachend und applaudierend am Straßenrand befinden, versuchen Straßenhändler ihre Waren wie Luftballons, Seifenblasen und jede Menge Essen zu verkaufen.






(tut mir leid für die schlechte Qualität, aber ich musste die Datei komprimieren, sonst hätte ich es nicht hochladen können :(( )

Als eine Frau mit  komischem bunten Zeug auf Eiswaffeln an uns vorbei läuft, frage ich David was das ist und kurz darauf habe ich selbst eine der Waffeln in der Hand. Das Zeugs besteht größtenteils aus Eiweiß und Zucker und hat eine etwas schwabbelige Konsistenz :D. Es ist nicht schlecht, allerdings muss ich es nicht noch einmal probieren ;).

Als der Umzug vorbei ist und auch wir ein paar Geschenke mit nach Hause nehmen können, gehen wir noch mit den Jungs etwas essen. Gestärkt geht es nach Hause, wo wir noch packen und duschen und uns dann schon auf den Weg zum Terminal machen. 
Pünktlich um 23 Uhr startet der Bus nach Guayaquil und wir in unsere nächste Reise.
Bis morgen dann aus Guayaquil
Clara

Freitag, 30. Oktober 2015

Tag 61

Im Instituto angekommen bin ich keine 2 Minuten bei meiner Gruppe als Luis mir die Schlüssel in die Hand drückt und meint, dass er bald wieder da ist.
Etwas perplex gehe ich also mit den Kindern, bei denen heute nur Jhoel fehlt, frühstücken und Zähne putzen und kehre dann zur aula zurück. Heute ist "minga", weshalb eigentlich alle Eltern der Kinder da sein sollten. So ganz genau habe ich keine passende Übersetzung, es bedeutet aber so viel wie "Gemeinschaftsprojekt", bei dem Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam in der Schule arbeiten.
Von den 8 Müttern die eigentlich hätten kommen sollen, sind nur zwei gekommen, weshalb wir also zu zehnt los zum Gewächshaus ziehen. Unsere "minga" ist nämlich der uns zugesprochene Teil im Gewächshaus, den wir zum Glück gestern schon angeschaut haben, weshalb ich weiß, was zu tun ist. Während die beiden Mütter Steine als Begrenzung um unser "terreno" (= Grundstück / Bereich) legen und anfangen, umzugraben, sammle ich entweder die Kinder wieder ein, versuche sie zum Mithelfen zu bewegen oder halte sie davon ab sich gegenseitig mit Erde zu bewerfen oder sich mit den Schaufeln zu schlagen. Zwei mal schreit Carlos' Mutter hektisch meinen Namen, als jeweils eins der Kinder auf die Toilette muss.
Kurz vor 10 Uhr sehen es die beiden Mütter nicht mehr ein, mehr zu machen und da ich keine Anweisung bekommen habe, wie lange die "minga" geht, nehme ich auch die Kinder wieder mit nach oben, wo kurz darauf  Luis wieder auf uns trifft. Während der Pause sitze ich mit Eduarda wie immer am längsten im Speisesaal, als sich heute auch Luis zu uns setzt. Er unterhält sich mit mir und als eine Frau den Raum betritt, die Eis verkauft, kauft er uns noch ein Eis. Dieses enthält die Sorten "leche" (= Milch), "mora" (= Brombeere), "taxo" (= Bananenpassionsfrucht :D ich glaube mit dem Namen kann man auch nicht mehr anfangen) und "naranjilla" (= eine Unterart der Orange).
Zurück in der aula lassen wir die Kinder kurz puzzeln und ich räume ein wenig die aula auf. Das ist gar nicht so leicht, denn heute lässt Eduarda mich keine Sekunde lang los. Entweder umarmt sie mein Bein, zupft mich am T-Shirt oder nimmt meine Hand. Wenn ich in die Hocke gehe, um etwas aufzuheben, legt sie sich auf meinen Rücken und schlingt die Arme um meinen Hals. Das macht meine Aufräumaktion nicht effektiver aber umso anstrengender :D.
Da heute alle Kinder gewogen und gemessen werden, gehen wir kurz darauf auch mit unserer Gruppe zum Wiegen und Messen. Dabei kommt heraus, dass meine Kinder alle zwischen 1,00m und 1,30m groß sind ;).
Übrigens: Rahel wurde auch gewogen, da sie ein Kind aus ihrer Gruppe zum Wiegen auf den Arm nehmen musste und es hat sich bestätigt, was wir schon vermutet hatten: schon jetzt (ich denke bei mir ist es nicht anders) merkt man eine deutliche Gewichtszunahme :D.
Nach dem Mittagessen (es gab heute schon wieder keinen Reis!) und nachdem ich alle Kinder in den Bus gesetzt habe, steige auch ich in den Bus. Dort beobachte ich heute zwei Mädchen, die beide blind sind und im Bus ein "Computerspiel" spielen. Ich finde es nach wie vor mega beeindruckend, wie sie sich zurecht finden, denn besonders bei einer von beiden habe ich anfangs nicht gemerkt, dass sie blind ist.
Rahel und ich steigen im Zentrum aus, gehen noch kurz einkaufen und kommen dann zuhause an. Dort probieren wir als erstes den Käse aus, den wir gekauft haben. Er sieht zwar fast "normal" aus, schmeckt aber nahezu nach gar nichts. Auch die Ritter Sport Schokolade, die wir gekauft haben (allerdings nicht ganz billig) ist eher eine Enttäuschung, denn irgendwie schmeckt sie nicht so gut wie in Deutschland.
Den restlichen Tag verbringen wir zuhause. Heilfroh sind wir über eine E-Mail, in der uns versichert wird, dass unsere Flugdaten zum Zwischenseminar in Ordnung seien. Gestern hatten wir nämlich einen kurzen Schock, als uns auf einmal andere Seminardaten als die, von denen wir ausgegangen waren, zugeschickt wurden. Wäre das der Fall gewesen hätten wir zum vierten Mal ins Reisebüro gehen müssen um die Flüge umzubuchen. Zum Glück war das aber nur ein Schreibfehler und wir können unsere Flugdaten behalten :).
Bis morgen, eure
Clara

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Tag 60

Nach dem Frühstück im Instituto ist heute der Ausflug auf den Friedhof geplant. Solange wir noch auf Eduarda warten, die noch in der "hidroterapia" (= Wassertherapie) ist, beschrifte ich unsere selbstgebastelten Kreuze noch mit dem offiziellen Namen des Institutos: Unidad de Educación Especializada Puyo (oder kurz: U.E.E.P.).
Auf dem Weg zum Friedhof haben Carlos Mutter, Luis und ich jeweils zwei Kinder an der Hand und wir machen trotz dem kurzen Weg viele Pausen, da Eduarda nicht so schnell laufen kann.
Am Friedhof angekommen treffen wir noch auf andere Gruppen des Institutos.
Jedes Kind meiner Gruppe hat ein Kreuz in der Hand und platziert dieses an einem der Gräber. Während Matías bis zum Schluss seinen Opa nicht findet (obwohl er ihn doch "angerufen" hat und Michael bei jedem Bild eines älteren Mannes auf den Gräbern "este es tu abuelito" (= das ist dein Opa) geschrien hat), platzieren wir bei Carlos' Opa eines der Kreuze während Luis und Carlos' Mutter das "Padre nuestro" (= "Vater Unser) beten.
Der Friedhof hier hat unterschiedliche "Kategorien" von Gräbern:
- Gräber, die unter der Erde liegen, klar abgegrenzt sind (mit "Zäunen" oder Steinplatten) und oft einen Grabstein haben
- Gräber, die unter der Erde liegen, die man aber lediglich daran erkennt, dass ein Kreuz oder ein kleines Türmchen auf der Erde steht
- Gräber, bei denen die Särge in eine Mauer geschoben wurden und das "Loch" mit einer Steinplatte zugemacht wurde, die unterschiedlich verziert ist (zum Teil sehr aufwändig, zum Teil steht aber auch nur der Name darauf, der selbst darauf geschrieben wurde)
- Gräber, bei denen die Särge ebenfalls in eine "Mauer" geschoben wurden, wobei die "Mauer" eher an ein kleines Häuschen erinnert, die Teilweise mit einem Gitter abgeschlossen sind; dies sind oft Familiengräber
- Gräber, die in Mausoleen liegen
Urnengräber gibt es keine, denn es gibt hier keine Krematorien.
Was mir außerdem auffällt ist, dass überall (auch bei den Gräbern) kleine oder auch große Altare stehen und fast jede Wand mit christlich religiösen Bildern versehen ist, vor denen Luis jedes Mal ein Gruppenbild machen möchte.





Auf dem Heimweg halten wir noch bei einem kleinen Laden und es gibt Cola und Chips für alle (oder so weit es Carlos zulässt für alle :D).
Zurück im Instituto hole ich die Früchte für die Kinder und während ich vor unserer aula auf einem Bänkchen sitze und die Wassermelone für Eduarda zerkleinere, kommt eine Lehrerin auf mich zu (übrigens die, die dachte, dass man in Deutschland englisch spricht) und stellt mir eine sehr komische Frage. Mein Blick muss sehr irritiert gewesen sein, als ich auf ihre Frage, ob meine Nase echt oder operiert ist, antworte, dass ich keine Nasen-OP hinter mir habe :D. Sie ist etwas erstaunt und meint dann, dass ich eine sehr schöne Nase habe :D.
Vor dem Mittagessen gehen wir noch kurz ins Gewächshaus, wo wir morgen arbeiten werden und dann aufs Trampolin.
Nach dem Mittagessen setze ich die Kinder in den Schulbus, der Rahel und mich wenig später im Zentrum rauslässt. Mit uns steigt auch Matías aus, der mir noch ziemlich lange meinen Namen hinterher ruft oder eher hinterher brüllt :D.
Im Zentrum gehen wir ecuadorianisches Anti-Mückenmittel kaufen, probieren eine frittierte Mehl-Käse-Kugel, essen ein Wassereis und kaufen dann noch unsere Bustickets nach Guayaquil, wo wir am Freitag hinfahren werden.
Zuhause probieren wir die neue Kekssorte, die wir uns zugelegt haben und erledigen ein paar kleinere Pflichten.
Da es regnet, als es Abendessen gibt, laufen wir die paar Schritte, die unser Apartment von Ruths Haus trennen, zusammengedrängt unter einem Regenschirm :D.
Nachdem mal wieder ein paar frittierte Yucca-Stücke den Weg in meinen Magen gefunden haben, wird auch dieser Tag zufrieden und glücklich beendet.
Übrigens hatte ich gestern vergessen zu erwähnen, dass wir noch eine etwas unschöne Entdeckung gemacht haben: leider mussten wir herausfinden, dass amerikanische Kakerlaken (die wir hier manchmal haben) fliegen können :(.
Auf eine kakerlakenfreie Nacht!
Clara

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Tag 59

Im Instituto basteln wir heute die Jesuskreuze fertig, die wir morgen zum Friedhof bringen werden.



In der Pause freue ich mich darüber, dass es heute Bananen gibt. Erstens schmecken die hier einfach unglaublich gut und zweitens sind diese ziemlich leicht zu zerkleinern (was ich immer mit dem Essen für Eduarda mache). Nachdem Eduarda die Banane gegessen hat, sitze ich mit ihr auf einer Bank, als mir auf einmal ein kleines Mädchen auf den Rücken springt (hinter mir stand ein Tisch). In meiner Überraschung bin ich froh, dass ich nicht von der Bank falle :D. Sie gehört zu einer aula, in der die Kinder alle ca. 2-4 Jahre alt sind. Sie sind außerdem alle sehr fit, weshalb sie im Instituto dafür vorbereitet werden, irgendwann mal auf eine "normale" Schule zu gehen. Ich liefere das kleine Würmchen in seiner aula ab und nehme "meine" Kinder mit zu unserer aula.
Vor dem Mittagessen kommt noch Matías' Mutter vorbei, da sie bei der Versammlung am Mittag nicht dabei sein kann. Sie unterhält sich mit Luis und mir und ich finde es sehr interessant, mehr über Matías zu erfahren. Luis erklärt ihr außerdem meine Rolle in der Gruppe. Als er meint, dass ich in der Gruppe so etwas wie "la gallinita con sus pollitos" (= die Henne mit ihren Küken) bin, die versucht, alle Küken beisammen zu halten, muss ich doch schmunzeln :D. Natürlich ist nicht nur das meine Aufgabe, es zählt aber tagtäglich zu meinem Morgensport, die Kinder, die sich zum Teil auf dem ganzen Gelände befinden, wieder einzusammeln.
Nach dem Mittagessen (bei dem es heute Yucca-Tortillas gibt!!!) findet die Elternversammlung statt. Mit nur 2 Müttern, Luis und mir (und Rahel, die netterweise auf mich wartet) ist das aber eine eher magere Besetzung. Trotzdem finde ich es interessant auch mehr über Carlos und Jhoel zu erfahren und es freut mich sehr, als Luis sagt, wie froh er ist, dass ich jetzt in seiner Gruppe bin und sich die Mütter von Carlos und Jhoel für meine Arbeit bedanken.
Übrigens fühlt es sich sehr lustig an, heute mal von der anderen Seite aus den Elterninformationszettel zu unterschreiben - nämlich von der Seite derjenigen aus, die ihn an die Eltern austeilen ;).
Nachdem wir heute deutlich später als sonst die Schule verlassen, kommen wir ziemlich müde (dank der Hitze) zuhause an. Dort widmen wir unsere Zeit wieder ein wenig dem Haushalt und entspannen dann den Rest des Tages.
Hasta mañana y cuidanse mucho 
Clara

Dienstag, 27. Oktober 2015

Tag 58

Bei der morgendlichen Versammlung montags, werden heute die zwei Kandidaten vorgestellt, die bei der Wahl zum "Schülerpräsidenten"  des Institutos antreten. Im Laufe des Tages rührt einer von beiden auch schon kräftig die Werbetrommel, indem er Werbegeschenke (Anstecksterne) verteilt :D.
Von meiner Gruppe sind heute sechs Kinder da. Während ich mit fünf Kindern schon mal Zähne putzen und Gesicht waschen gehe, bleibt Luis noch bei Eduarda beim Frühstück. Es freut mich besonders, dass mir heute kein einziges Kind wegläuft ;).
Da am 2. November "Día de los difuntos" oder auch "Día de los muertos" (= Tag der Verstorbenen) ist, basteln wir heute mit den Kindern Kreuze, auf die wir Jesusfiguren kleben. Bis zur Pause bin ich damit beschäftigt, Kreuze auszuschneiden. In der Pause spiele ich mit den Kindern vor der aula, da es regnet, und Eduarda klettert mehr als einmal auf meinen Schoß, was sie inzwischen alleine schafft :D. 
Nach der Pause kleben wir kleine Holzstückchen auf die ausgeschnittenen Kreuze, was mit 12 klebrigen Kinderhänden endet, die ich nur mühsam davon abhalten kann, überall hinzufassen. Nachdem alle wieder sauber sind geht es schon Mittag essen und danach in den Schulbus.
Rahel und ich steigen heute im Zentrum aus. Dort ist unser eigentliches Ziel ein Arzt, da Rahel noch nicht wieder 100% fit ist. Dieser macht allerdings erst später auf, weshalb wir uns die Zeit mit anderen Beschäftigungen vertreiben. Wir kaufen zwei Filme, die hier als legale Raubkopien für knapp ein Dollar pro Stück an jeder Ecke angeboten werden. Außerdem finden wir einen Second-Hand-Laden, bei dem wir tatsächlich ein paar Kleidungsstücke erstehen. Die Preise für Kleidung sind hier übrigens sehr ähnlich zu den Preisen zuhause in Deutschland. 
Nachdem wir noch ein Eis gegessen haben, ist die Tür zum "Torre médico" endlich offen und wir machen unseren ersten Arztbesuch in Ecuador. Der "Torre médico" enthält mehrere Praxen unterschiedlicher Ärzte. Wir beschließen, dass ein Allgemeinarzt das beste ist und laufen in den vierten Stock. Dort angekommen finden wir, wie auch in den anderen Stöcken ein paar Stühle vor einer Tür vor. Erst wollen wir uns setzen aber in dem Moment öffnet der Arzt die Tür und wir begeben uns in seine Praxis, die aus einem einzigen Raum besteht, der aber einen sehr modernen Eindruck macht. Er fragt sofort, wer krank ist und was das Problem ist. Wir erklären es ihm, während ich mich ein wenig wundere, dass er nach keiner Versicherung gefragt hat und wir auch sonst kein einziges Blatt ausfüllen müssen. Nachdem er weiß, was das Problem ist, schickt er uns zwei Stöcke nach unten, um eine Untersuchung im medizinischen Labor machen zu lassen. Dafür zahlt Rahel 3 Dollar. Nach einer halben Stunde sind die Ergebnisse da und wir begeben uns wieder nach oben. Der Arzt schaut sich die Ergebnisse kurz an und verschreibt Rahel dann Tabletten. Nachdem er noch eine Behandlungsgebühr von 10 Dollar verlangt hat und uns seine Handynummer "falls irgendwelche Probleme auftauchen" gegeben hat, ist dieser erste Arztbesuch abgehakt. Bis zum Schluss wollte er keine Versicherungskarte sehen und ausfüllen mussten wir auch nichts. Das wundert mich zwar sehr, macht die Sache aber irgendwie auch einfacher. Was mir außerdem aufgefallen ist ist, dass man einfach so in die Praxis reinspaziert. So etwas wie Termine scheint es nicht zu geben aber glücklicherweise müssen wir auch nicht warten.
Bei der Apotheke kaufen wir noch die verschriebenen Tabletten, holen uns beim Bäcker dann noch zwei Zwiebelbrötchen und fahren dann endlich nach Hause.
Alles in allem lief alles gut bei diesem ersten Arztbesuch, ich habe aber deutlich gemerkt, dass ich öfters Wörter nachfragen musste :D.
Zuhause angekommen, wird noch schnell die Wäsche gemacht und dann Abendessen gekocht.
Während wir abends noch ein bisschen Serien schauen, plündern wir mal wieder unseren Süßigkeitenvorrat. Inzwischen haben wir uns doch schon durch eine beträchtliche Menge des ecuadorianischen Süßwarenangebots gefuttert und für mich stehen aktuell vier Favoriten fest:
1. gebrannte Erdnüsse
2. Lollis, die nach Fruchtjoghurt schmecken
3. Kekse, die mit einer Creme gefüllt und mit Schokolade ummantelt sind ("Tango")
4. mit Vanille gefüllte Doppelkekse ("Festival")


Ich wünsche euch süße Träume und verabschiede mich bis morgen, eure
Clara

Montag, 26. Oktober 2015

Tag 57

Nach einem Frühstück mit frisch gebackenem Brot und einem Skypeanruf in Deutschland mache ich mich wie jeden Sonntag ans Kuchenbacken. Das Resultat ist ein Erdbeerkuchen, der als erster Kuchen tatsächlich mal annähernd so schmeckt, wie zuhause in Deutschland :).


Während ich den Kuchen fertig mache, höre ich Ruth und Paulina (die sich jetzt wegen dem wöchentlichen Kuchen sonntags wohl immer bei uns einquartiert) zu, die wie immer über Paulinas Männerprobleme reden.
Als wir den Kuchen innerhalb von nicht mal einer Viertelstunde schon fast wieder gegessen haben, wirft diesmal Paulina den Plan in den Raum, eine Kuchen-Bar zu eröffnen und Ruth meint, dass sie nicht weiß, wie sie nächsten Sonntag ohne Kuchen, da Rahel und ich eine Kurzreise planen, überleben soll. :D. 
Nachdem ich noch ein bisschen in meinem Reiseführer gelesen habe, machen Rahel und ich uns auf den Weg zum Obrero. Als erstes schauen wir uns dort ein Denkmal an: "Las mujeres de las siete nacionalidades de Pastaza". Dieses ist den "siete nacionalidades de Pastaza" (= sieben Nationalitäten von Pastaza) gewidmet und zeigt sieben Frauen (= "mujeres") beim Herstellen einer Yucca-chicha. Es leben hier in Pastaza nämlich sieben indigene Nationalitäten: die Kichwa, die Andoa, die Sapara, die Shuar, die Achuar, die Shiwiar und die Waorani. Die Angehörigen dieser Nationalitäten sind in ihrer Menge sehr unterschiedlich. Die größte Gruppe stellt mit ca. 100.000 Angehörigen die Kichwa dar. Dahingegen gehören den Andoa nur ca. 300 Personen an. Auf Tafeln rund um das Denkmal können wir Informationen über diese sieben Nationalitäten sammeln.




Danach setzen wir uns noch an den Río Puyo und essen ein Eis. Wie immer fühle ich mich hier am paseo turístico total wohl: der Fluss rauscht, eine leichte Brise weht durch die Bäume und die Sonne scheint auf uns herab.


Bevor es wieder nach Hause geht, gehen wir noch an einem kleinen Restaurant vorbei, da wir Kleingeld für den Bus wechseln müssen. Dort kaufen wir uns einen "batido de melón" (= Melonenmilchshake), der sehr lecker ist. Ich bin etwas irritiert, als mich die Verkäuferin anfangs nicht versteht, aber wir vermuten, dass sie nicht darauf gefasst war, dass ich spanisch spreche. Wir unterhalten uns noch ein Weilchen mit ihr, wobei unsere Vermutung bestätigt wird, denn sie redet davon, dass sie mit vielen Ausländern als erstes englisch spricht. Damit steht sie hier in Puyo allerdings sehr alleine :D. Sie erzählt uns außerdem, dass sie schon mal in Europa war - in Spanien - und kann uns aufzählen, wie Spanien, Frankreich und Deutschland zueinander liegen, als wir ihr erzählen, dass wir aus Deutschland sind.
Es ist immer wieder interessant, ein kleines Stückchen Lebensgeschichte erzählt zu bekommen und so fügt sich auch dieses Stückchen als Puzzleteil in mein riesiges Ecuador-Puzzle, das schon jetzt aus so vielen Erzählungen, Erfahrungen, Bildern und Eindrücken besteht, die zusammen ein wunderschönes Bild ergeben.
Nach diesem netten Gespräch steigen wir in den Bus nach Hause. Dort angekommen tätige ich für heute den zweiten Skypeanruf nach Deutschland bis Ruth zum Abendessen ruft. Es gibt Yucca-Tortillas mit Salat. Eine Freundin von Ruth isst mit und gibt uns seeeeehr viele Tipps zu Hygienemaßnahmen, da es hier mit irgendwelchen Infektionen echt schnell gehen kann.
Im Apartment angekommen dauert es nicht lange und es fängt so heftig an zu regnen, dass man kaum mehr sein eigenes Wort versteht. Ich hoffe sehr, dass sich das etwas legt denn ansonsten wird das eine kurze Nacht.
Bis morgen, eure
Clara

Sonntag, 25. Oktober 2015

Tag 56

Ausgeschlafen und mit Pfannkuchen im Bauch machen Rahel und ich uns auf den Weg ins Zentrum, wo wir einkaufen gehen wollen. Auf den Bus, der uns dort hinbringen soll, warten wir eine knappe Dreiviertelstunde. Als erstes gehen wir zum Markt. Dort angekommen fängt es so stark an zu regnen, dass wir erst ein wenig in der Markthalle bleiben.
Nachdem der Regen etwas nachlässt machen wir uns auf dem Weg zum Tía (einem der Supermärkte). Schwer bepackt kaufen wir noch Brot und gehen dann zur Bushaltestelle. Dort lernen wir zum zweiten Mal an diesem Tag, dass man im Leben manchmal einfach länger warten muss. An der Bushaltestelle sind außerdem noch zwei kleine Jungs, die auf den selben Bus wie wir warten und uns mit Fragen löchern. Mit einem "chupete" (= Lolli) versüßen wir uns und auch den Jungs die Wartezeit. Als nach ca. 40 Minuten immer noch kein Bus (oder zumindest nicht unserer) aufgetaucht ist, steigen wir eben in ein Taxi.
Für unseren Wocheneinkauf für vier Personen zahlen wir übrigens umgerechnet immer (mit dem Wechselkurs vom 24.10.2015) 36,30€. Besonders bemerkenswert ist jedes Mal der Einkauf beim Markt. Heute haben wir zum Beispiel für 1 Kg Tomaten, 2 Kg Yucca, 3 Kochbananen, 1 Kg Erdbeeren, 2 Mangos, einen Brokkoli, 1 Kg Karotten, 500g Paprika, einen Salat, zwei Hände voll Knoblauch, 1 Kg Zwiebeln, ein Bund Lauchzwiebeln, ca. 20 Bananen und 3 Gurken gerade mal (ebenfalls mit dem Wechselkurs vom 24.10.2015) 11,35€ gezahlt.


Zuhause angekommen, stellen wir fest, dass endlich (!!!) unser Duschvorhang montiert wurde. Außerdem hat Ruth uns freundlicherweise ein Toilettendeckchen ins Apartment gelegt :D. Somit ist unser Bad jetzt komplett fertig und funktionsfähig. Das Design lag allerdings nicht in unseren Händen :D. Ich muss mich auch erst noch an das Toilettendeckchen gewöhnen und bin mir nicht sicher, ob ich das nicht bald wieder abmontiere, aber für das Foto musste es natürlich drauf ;).

vorher... 
... nachher
Heute steht noch das wöchentliche Brotbacken an, weshalb wir uns wenig später in die Küche begeben. Ich muss sagen, dass uns das Brot inzwischen immer besser gelingt... bis wir nach Hause kommen, sind wir bestimmt richtige Profis :P.


Während Ruth noch in die Kirche geht (gerade sind die Feiertage des Schutzpatrons "ihrer" Kirche) bereiten Rahel und ich das Abendessen vor. Der Kartoffel-Auflauf schmeckt nicht ganz so wie in Deutschland (was vor allem an dem Reibekäse-Mangel liegt), kommt dem aber schon nahe und was wäre schon ein Abendessen ohne ecuadorianischen Touch ;). 


Bis morgen und ganz liebe Grüße
Clara

Samstag, 24. Oktober 2015

Tag 55

Im Schulbus werde ich heute beinahe Zeugin eines Autounfalls: als direkt neben dem Bus ein Taxi mitten auf der Straße drehen möchte, wird die Ampel genau in diesem Moment grün und da wir am Berg stehen, rollt das Auto vor dem Taxi beim Anfahren ein wenig zurück. Zum Glück fehlen noch ca. 5 Zentimeter zwischen den Autos als das Taxi eine Vollbremsung hinlegt. Bei diesen Fahrmanövern hier habe ich mich aber schon öfters gefragt, warum es nicht ständig einen Unfall gibt...
Bis zur Pause sind wir im Instituto damit beschäftigt, zu puzzeln und aus einer bestimmten Masse im Kunstraum eine Raupe zu formen :D.
Als es zur Pause klingelt holt Luis die Colada morada und die guaguas de pan. Da eigentlich alle Eltern eingeladen sind, aber nur zwei Mütter gekommen sind, haben wir Colada morada im Überfluss :D.
Zur Konsistenz kann ich sagen, dass die Colada morada einem Smoothie sehr ähnlich ist, vielleicht auch ein bisschen dickflüssiger. Sie ist dunkelrot bis violett und es schwimmen Obststücke darin. Zum Geschmack kann ich sagen, dass es mich ein wenig an Fruchtpunsch erinnert, nur eben in dickflüssig. Ist aber irgendwie sehr lecker :).


Da man aber nicht so viel auf einmal davon trinken kann, gibt mir Luis nachher noch eine Flasche (deren bisherigen Inhalt ich innerhalb von 30 Sekunden herunterstürze) Colada morada mit. Zusätzlich packt er mir noch guaguas de pan, Muffins (die eine andere Lehrerin uns gestern gebracht hat und ich liegen gelassen habe) und Mandarinen ein. Das tägliche "zweite Mittagessen" ist damit gesichert :D.
Während sich Luis noch mit Johanns Mutter unterhält spiele ich mit den Kindern auf dem Pausenhof bis Raquel (eine Physiotherapeutin des Institutos) mit den Kindern anfängt Elefanten zu basteln. Dies endet damit, dass am Schluss die Kinder mehr angemalt sind als die Elefanten und da Raquel damit beschäftigt ist, die aula wieder sauber zu bekommen, gehe ich mit den Kindern ins Bad und bin nach ca. einer halben Stunde fertig damit, die Farbe aus den Gesichtern und von den Armen zu waschen.
Beim Mittagessen sind es dann nur noch vier Kinder, da heute eh nur sechs Kinder da waren und Johann und Carlos von ihren Müttern (die zur Pause gekommen sind) mitgenommen worden sind. Das ist sehr angenehm, denn mit vier Kindern ist das Ganze viel stressfreier. Beim Mittagessen unterhalte ich mich ein wenig mit Luis und er verspricht mir, sich bald mal Zeit zu nehmen und mir mehr über die Kinder zu erzählen.
Im Schulbus werden Miriam und ich als Übermittler von Liebesbriefen genommen, was sehr süß ist :D.
Nach dem "zweiten Mittagessen" zuhause, bleibt der Nachmittag sehr ruhig.
Um 19 Uhr treffen wir uns dann mit Linea (der anderen deutschen Freiwilligen im Instituto) am Terminal (= Busbahnhof). Von dort aus fahren wir nach Shell (ja, der Name kommt tatsächlich von der Tankstelle), wo wir uns die Wahl zur "Reina Interparroquial 2015" anschauen. Diese Wahl ist eine Vorstufe der Wahl zur "Reina de Pastaza".
Bevor wir in die Halle gehen, wo die "elección" (= Wahl) stattfinden wird, retten wir uns gerade rechtzeitig noch in eine Pizzeria. Sekunden später fängt es an, in Strömen zu regnen.
Nach insgesamt fast einer Dreiviertelstunde Wartezeit bekommen wir endlich unsere Pizza.
Kurz nach halb neun sind wir wieder in der Halle. Dank dem ecuadorianischen Verständnis von Pünktlichkeit sind wir keine Minute zu spät (es hätte eigentlich um acht Uhr anfangen sollen). Tatsächlich warten wir sogar noch etwa 20 Minuten bis es anfängt.
Eine Cousine von Alexandra (einer Lehrerin des Institutos) tritt ebenfalls an. Deshalb treffen wir, bevor wir uns einen Sitzplatz suchen, Alexandra die uns logischerweise in den Fanblock von Estefany (ihrer Cousine) setzt.
Wir sitzen also auf der Tribüne unter drei riesigen Plakaten von Estefany und bekommen auch gleich Fanartikel (ein Fähnchen und eine Trillerpfeife) in die Hand gedrückt.



Die vier Kandidatinnen, die antreten, sind alle schon "Reinas" allerdings nur von den Städten. Da Estefany die "Reina de Shell" ist und Shells Farben orange und weiß sind, leuchtet fast unsere komplette Tribüne in weiß und orange durch sämtliche Luftballons und Fähnchen. Im Gegensatz zu den Anderen hat Estefany definitiv den größten Fanclub, denn die gegenüberliegende Tribüne teilen sich die Fanclubs der anderen Kandidatinnen.
Eröffnet wird das Spektakel durch die zwei Moderatoren, bei der die Frau so ins Mikrofon schreit, dass ich jedes Mal froh bin, wenn wieder der Mann spricht. Der erste Act ist eine Sängerin, die mit sechs Backgroundtänzern auf der Bühne steht.
Danach treten die Kandidatinnen, die zwischen 15 und 28 Jahre alt sind, erstmals zum Vorschein, tanzen zu "Single Ladies" und stellen sich kurz vor.
Im Verlauf des Abends präsentieren sie sich erst in traditionellen, sehr teuren und sehr aufwändigen Trachten und später noch in einem Ballkleid. Außerdem müssen sie noch jeweils eine Frage beantworten.





Unterbrochen wird das Ganze von Musikacts, die zum Teil Lieder hervorbringen, die inzwischen sogar ich kenne.


Ich muss sagen, dass wir definitiv den besten Fanblock erwischt haben, denn wir werden mit Popcorn und Sprite versorgt. Außerdem drückt mir eine Frau während dem "Ballkleidwalk" eine Kerze in die Hand und unser Block ist durchzogen von kleinen Flämmchen.
Neben mir sitzt eine Kleinfamilie, deren Mutter mich ständig fragt, ob mir die Musik gefällt oder welche der Kandidatinnen meiner Meinung nach das schönste Outfit hat :D. Dahingegen scheint der Vater nicht so interessiert zu sein, denn er spielt auf seinem Handy entweder irgendwelche Spielchen, schaut sich Videos an oder schreibt mit seinem Kumpel, der unbedingt möchte, dass er zu ihm kommt, da er nicht alleine trinken will (ja ich weiß, man liest keine Nachrichten von Anderen aber das war so offensichtlich ;)).
Das Publikum vor der Bühne ist aus lauter wichtigen Menschen (Bürgermeistern, Präsidenten irgendwelcher Clubs, "Reinas" aus anderen Städten) zusammengestellt, welchen immer mal wieder von den Moderatoren gedankt wird. Auch die "Reina de Pastaza" (die neulich im Instituto war) ist unter ihnen.
Nach vier Stunden anfeuern, tanzen, singen und beobachten ist es endlich so weit: das Ergebnis der drei Juroren wird bekannt gegeben.
Tatsächlich gewinnt Estefany und Alexandra, die wir von der Tribüne aus beobachten können, ist total aus dem Häuschen. Der Preis ist übrigens eine Galapagos-Reise und natürlich die Teilnahme an der Wahl zur "Reina de Pastaza". Auch wir freuen uns mit Estefany und unserem Fanblock und nachdem die alte "Reina Interparroquial" abgedankt hat und jede Menge Fotos gemacht wurden, ist die Veranstaltung für uns zu Ende.


die Dritte von rechts: Estefany; die Vierte von rechts: die "Reina de Pastaza"
außerdem: andere "Reinas" und die anderen 3 Kandidatinnen
Zusammen nehmen wir ein Taxi zurück nach Puyo wo wir zuhause noch eine weitere guagua de pan verdrücken.
Da ich erst um halb drei ins Bett falle, schaffe ich es nicht mehr diesen Post zu verfassen, weshalb er heute so spät kommt ;).
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Clara