Um 5.30 Uhr wecke ich Rahel. Wir machen uns fertig, frühstücken kurz und machen uns dann zusammen mit Ruth auf den Weg zum Instituto. Zuerst laufen wir ein Stück, dann fahren wir eine Station mit dem Bus. Als wir aussteigen, meint Ruth, dass, wenn wir Glück haben, jemand vorbei kommt, der uns mitnimmt. Und tatsächlich haben wir Glück und Mario, der Rektor des Institutos nimmt uns mit dem Auto mit. Ruth stellt uns vor und Mario ändert meinen Namen kurzer Hand in "Clarita" (so stellt er mich übrigens auch nachher den Kollegen vor).
Als wir am Instituto angekommen sind, zeigt Ruth uns als erstes das Klassenzimmer, in dem sie unterrichtet. Sie arbeitet mit Kindern und Jugendlichen, die eine Sehschwäche haben. Außerdem gibt es in ihrer Klasse auch einen Schüler, der taub ist.
Um 7 Uhr beginnt eine Versammlung im Versammlungsraum, bei der wir vorgestellt werden. Danach geht es um die pädagogischen und organisatorischen Details des neuen Schuljahres. Rahel und ich werden aus der Versammlung "entlassen" und erkunden das Schulgelände. Allerdings ist unser Ausflug von kurzer Dauer, da es bald heftig anfängt zu regnen. Also setzen wir uns in Ruths Klassenzimmer und warten, bis die Versammlung rum ist. Die Zeit vertreiben wir uns, indem wir anfangen, die Blindenschrift zu lernen. Gegen 8.45 Uhr gehen wir mit Samuel in sein Klassenzimmer, in dem auch Rahel arbeiten wird. Wir erledigen noch ein paar organisatorische Dinge, dann lässt Samuel uns vor dem Versammlungsraum wieder alleine. Viele Lehrer begrüßen uns. Darunter auch Washington, der nach Mario eine der wichtigsten Personen der Einrichtung ist. Er nimmt uns wieder mit in den Versammlungsraum, wo Mario und die anderen Verantwortlichen der Einrichtung die Familien begrüßen, die bisher da sind (grobe Schätzung: ca. 10 Familien). Vor mir sitzt ein Junge, der mir gleich die Hand schüttelt und mich angrinst. Außerdem findet er meine Hände sehr interessant und hält sie fest. Da er mich beschäftigt, bekomme ich nicht alles mit, was Mario und die Anderen sagen. Wir stellen uns auch den Familien vor und als die Begrüßung vorbei ist, werden Rahel und ich gleich von einem kleinen Mädchen umarmt. Dann treffen wir wieder auf Samuel, den ich frage, ob nicht heute schon die Schule anfängt. Er schaut sich um und meint dann "sieht wohl nicht so aus, sind viel zu wenig Kinder da" :D. Er nimmt uns wieder mit in sein Klassenzimmer und erklärt uns, wie das Instituto aufgebaut ist, welche Rechte und Verpflichtungen wir als Freiwillige haben, welche Verpflichtungen das Instituto uns gegenüber hat und wie unser täglicher Arbeitstag aussieht. Dabei lernen wir eine sehr fundamentale Sache: obwohl wir dank unheimlich viel Papierkram zahlreiche Verträge unterschrieben haben, machen wir das alles anders ("lo hacemos diferente") :D. Nach 2,5 Stunden Powerspanischunterricht ist mein Kopf ganz schön voll, was auch Samuel merkt. Er stellt uns noch kurz Jenny vor, mit der ich ab morgen arbeiten werde und schickt uns dann nach Hause. Davor sagen wir noch Ruth tschüss, die wir nachher "en el parque cerca de la iglesia" (= im Park neben der Kirche) treffen werden. Rafael, der uns zusammen mit Samuel vom Flughafen abgeholt hat, fährt uns nach Hause und macht dabei einen Umweg über die Kirche, damit wir sehen, wo wir nachher hin müssen. Außerdem erklärt er mir sämtliche Busrouten. Da ich nach Samuels Vortrag noch nicht wieder ganz aufnahmefähig bin, kann ich mir kaum was merken und bin gespannt, ob wir es nachher zurück zur Kirche finden :D.
Bei Ruth angekommen kämpfen wir erstmal mit der Haustür und deren 3 Schlössern, die zuerst nicht aufgehen wollen (wie wir später bei Ruth beobachten, muss man mit einem Fuß gegen die Tür drücken, nachdem Schloss 2 aufgeschlossen wurde, um Schloss 3 aufschließen zu können :D). Als nächstes müssen wir mit einem Code die Alarmanlage ausschalten. Daraufhin ruft jemand an, der ein Passwort von mir wissen will, damit er weiß, dass es auch wirklich wir sind und nicht kurze Zeit später die Polizei vor unserer Haustüre steht. Das geht zum Glück alles gut.
Da Rahel und ich Hunger haben, machen wir uns einen Obstsalat mit Bananen und Erdbeeren. Erdbeeren sind hier übrigens noch halb weiß und härter als in Deutschland - schmecken tun sie aber trotzdem :).
Während ich im Bett liege, fällt mir auf, dass dieses wackelt, sobald ein größeres Fahrzeug vorbei fährt :D.
Um 14.10 Uhr machen wir uns auf den Weg zu unserem Treffpunkt mit Ruth. Wir treffen uns erst um 15.15 Uhr mit ihr aber da wir immer noch keine Ahnung haben, wo wir eigentlich hin müssen, planen wir genug Zeitpuffer ein.
Eine halbe Stunde später stehen wir aber tatsächlich schon vor dem Treffpunkt. Wir haben uns sogar nur ein Mal verlaufen :D. Während wir auf Ruth warten, sitzen wir im "Parque 12 de Mayo" und versuchen auf unserer Karte von Puyo herauszufinden, wo wir wohnen, was aber misslingt. Wie sich später herausstellt, hätten wir es gar nicht finden können, da es auf unserer Karte nicht eingezeichnet ist.
Sobald wir Ruth treffen (eine Viertelstunde nach der ausgemachten Zeit), gehen wir mit ihr SIM Karten kaufen. Außerdem gehen wir noch zur Bank und Mittagessen (Sandwiches) mit Ruths Freundin Paulina. Ich bin sehr begeistert, dass die Sandwiches gut schmecken und das Restaurant, in dem wir sitzen sauber aussieht. Während dem Essen merke ich, wie ich langsam immer mehr verstehe, auch ohne mich großartig anzustrengen. Als ihre Freundin Ruth nämlich etwas über uns fragt, antworte ich und Ruth lacht und sagt "Clara entiende todo" (= Clara versteht alles), was aber noch sehr hoch gegriffen ist :D.
Nach dem Essen kaufen wir noch ein paar Lebensmittel für zuhause ein und dann warten wir auch schon auf den Bus, der uns nach Hause bringen soll. Ich lasse mir von Ruth bestätigen, dass die Busse kommen, wann sie wollen ("llegan cuando quieren"), was ich schon vermutet hatte :D. Als wir in den Bus steigen, fällt mir auf, dass ich fast nicht komplett aufrecht stehen kann, da ich mir sonst den Kopf stoße (und das, obwohl ich für deutsche Verhältnisse nicht unbedingt sehr groß bin). Aufgrund unserer Größe (und Haut- und Haarfarbe) fallen wir hier schon sehr auf und wir werden ständig angeschaut.
Zuhause angekommen zeigt uns Ruth noch einen kleinen Laden, der so ziemlich alles verkauft und direkt bei unserem Haus ist.
Morgen müssen wir zum Glück erst um 8 Uhr am Instituto sein, weshalb uns immerhin eine Stunde Schlaf mehr gegönnt ist. Ich bin schon sehr gespannt, ob morgen mehr Kinder da sind, und somit die Schule tatsächlich beginnen kann :D.
Hasta mañana y muchos saludos
Clara
Hört sich echt total interessant an
AntwortenLöschenund nur einmal verlaufen clara, respek ! ;)
viel spaß noch
werde auch die weiteren blog einträge gespannt verfolgen
Das freut mich & vielen lieben Dank! :)
LöschenEs wäre schön zu wissen, wer du bist ;)