... Pechsträhne mit Happy End. So lässt sich dieser ereignisreiche Tag heute sehr gut beschreiben :D.
Aber von Anfang an: Um 5.30 Uhr stehen wir auf um um 6 Uhr aus dem Haus zu gehen.
Mit dem Taxi fahren wir zum Terminal Puyo. Dort wartet schon unser Reisebus. Da wir nicht viel geschlafen haben, besteht die Fahrt außer essen und Landschaft bestaunen größtenteils aus schlafen. Das geht bei mir so weit, das Rahel mich ein paar mal anstupsen muss, bis ich in Quito aufwache :D.
Vom Quitumbe Busbahnhof aus nehmen wir einfach den gleichen Bus wie letztes Mal, da wir das Busnetz hier immer noch nicht ganz verstehen. Unsere Linie ist mal wieder nicht eingezeichnet weshalb ich irgendwann den Stadtplan zur Hand nehme, um mich zu orientieren. Während ich versuche, die Straßennamen zu erkennen, merke ich, wie sich die Höhenluft wieder bemerkbar macht. Zusammen mit der schlechten Luft im vollgestopften Bus wird mir auf einmal total schwindelig. Leider schaffe ich es nicht mehr, mich rechtzeitig hinzusetzen sondern werde bewusstlos. Laut Rahel bin ich ca. 20 Sekunden später wieder bei Bewusstsein. Ich wache sehr verwirrt mit einem Becher Wasser, der mir in die Hand gedrückt wird, auf und werde zu einem Sitzplatz geschoben. Ich fühle mich noch sehr zittrig und kann noch nicht ganz verstehen, was gerade passiert ist aber alle fragen mich, ob es mir gut geht und das kann ich mit ja beantworten. Nach diesem Schock (eher für Rahel als für mich) gehen wir auf der Plaza Foch erstmal etwas essen. Danach checken wir in unser Hostal ein. Von außen sieht es sehr hübsch aus und auch innen gefällt es mir sehr gut. Als uns aber unser neues Hostalzimmer aufgeschlossen wird, muss ich sofort an Harry Potter und sein Zimmer unter der Treppe denken :D. Zwar liegt unser Zimmer nicht unter einer Treppe, hebt sich aber nur wenig von einer Besenkammer ab, Unser schmales Doppelbett füllt quasi den ganzen Raum und durch die Tür würden wir mit paar Kilos mehr auf den Rippen auch nicht mehr passen :D.
Als wir die schmale Tür von außen fotografieren wollen, passiert das zweite Unglück. Wir schließen die Tür ohne zu wissen, dass wir ohne Schlüssel nicht wieder reinkommen (bei den anderen ecuadorianischen Türen, die uns bisher begegnet sind, mussten wir erst abschließen, um von außen nicht mehr öffnen zu können). Glück im Unglück haben wir aber doch und wir haben unsere Rucksäcke noch bei uns. Ausgerechnet für unser Zimmer gibt es natürlich keinen Ersatzschlüssel, weshalb wir bis um 15.30 Uhr warten müssen, bis der Besitzer des Hostals kommt.
Da wir eh ein Programm für diesen Tag geplant haben, lassen wir unsere Rucksäcke im Gepäckraum und machen uns auf den Weg in die Altstadt. Die Orientierung klappt schon echt gut, weshalb der Stadtplan nur noch selten zum Einsatz kommt. Auf dem Weg finden wir noch einen Kleidungsladen, der außer den Sachen, die wir auch in Puyo schon gefunden haben, auch noch Sachen verkauft, die wir definitiv morgen nochmal anschauen müssen :D.
Unser Ziel heißt heute Panecillo. Der "Brötchen-Hügel" erhielt seinen Namen von den spanischen Eroberern aufgrund seiner Form. Von dort aus hat man einen sehr guten Rundumblick über Quito, das in allen Himmelsrichtungen von den Andenkordilleren begrenzt wird.
Einziges Problem: jeder Reiseführer warnt davor, den Panecillo zu Fuß zu besteigen, da sich dort nicht selten Raubüberfälle ereignen. Nachdem wir einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben (Geld + Uhr im BH) und uns überlegt haben, was wir machen, wenn wir wirklich überfallen werden, wagen wir trotz Warnung den Aufstieg zu Fuß. Am Anfang einer langen Treppe, die hinauf führt, steht an einer Wand noch einmal die Warnung, diese Straße nicht entlang zu gehen. Da bekomme ich dann doch ein mulmiges Gefühl und wir warten auf 2 weitere Personen (ein Peruaner und eine Französin), die ebenfalls den Aufstieg zu Fuß wagen. Wir schließen uns ihnen an und während wir noch zwei Mal mündlich gewarnt werden und die Französin uns erklärt, dass ihre ganze Bildung daraus bestand, zu lernen, wie man sich beschwert (was sie auch lautstark tut), geht meine Pechsträhne weiter. Da ich mich ständig nach Leuten umschaue, die mich jetzt überfallen könnten, übersehe ich gleich zwei Abwasserkanäle im Pflaster, die nicht durch Gitter abgedeckt sind und falle hinein.
Als ich aus auch aus dem zweiten wieder herausgeklettert bin (sie waren übrigens - Glück im Unglück - nicht mit Wasser gefüllt), lenke ich meine Aufmerksamkeit jetzt wieder mehr auf den Fußboden :D. Nach einer starken Dreiviertelstunde sind wir den Berg endlich hochgesprintet. die Aussicht lohnt sich wirklich!!
Nachdem wir ein bisschen die Aussicht genossen und auf einer Wiese entspannt haben, machen wir uns an den Abstieg. Diesmal nur zu zweit, was mein mulmiges Gefühl verstärkt. Als dann auch noch ein Pfiff ertönt und wir denken, dass das jetzt bestimmt der Startschuss zu einem Überfall war, erhöhen wir nochmal ein wenig unser Tempo.
Nach einer halben Stunde sind wir dann aber doch ohne Zwischenfälle wieder unten angekommen und wir gönnen uns nach der Aufregung erstmal ein paar gebrannte Erdnüsse (die hier übrigens zu einer unserer Lieblingsnascherei geworden sind) auf der Plaza Grande.
Zurück im Hostal müssen wir leider bemerken, dass sich in der Zeit unserer Abwesenheit nichts getan hat und wir nach wie vor vor verschlossener "Besenkammertür" (:D) stehen.
Zwei Männer, eine Zange, ein Draht, etliche Nerven und eine halbe Stunde später ist die Tür dann aber doch wieder offen :D. Den Schlüssel legen wir so schnell nicht mehr aus der Hand.
Beim Abendessen im Hostal können wir uns vor Lachen kaum mehr halten. Heute ist einfach ZU VIEL schief gelaufen :D. Das Happy End bietet aber das Abendessen. Im gemütlichen Restaurant des Hostals sitzen wir neben dem Kamin und bei Kerzenschein und essen Spinatgnocchi. Dazu trinken wir Brombeer-Smoothies. Zum Nachtisch gönnen wir uns eine heiße Schokolade und eine Schokotorte.
Nach dem mehr als leckeren Abendessen setzen wir uns mit unseren Alpakapullis noch in den Gemeinschaftsraum dessen einzige Lichtquelle zwei Kerzen sind, die bald ausgehen. Wir suchen nach weiteren Reisezielen und ich schreibe an diesem Post.
Nachher wollen wir noch duschen, was sich auch noch als Abenteuer gestalten kann, da wir so etwas wie Handtücher noch nicht finden konnten :D.
Alles in allem kann ich trotzdem sagen, dass es ein schöner Tag war :D. Allerdings bin ich auch ganz froh, wenn der Tag morgen ohne Zwischenfälle zu Ende geht.
Bis morgen (hoffentlich ohne Pechsträhne) y buenas noches
Clara
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen