Heute Morgen wurde ich von heftigem Regen geweckt. Unser Haus ist so gut wie gar nicht isoliert, deshalb hört man hier quasi alles. Da ich trotz Regengeräuschen (oder gerade deswegen) wieder eingeschlafen bin, bin ich erst um 10 Uhr durch meinen Wecker aufgewacht. Wir haben bis 17 Uhr nichts geplant und Ruth ist bis 16 Uhr arbeiten, also machen wir uns einen entspannten Morgen / Mittag :D.
Um 17 Uhr holt uns Samuel mit seiner Frau, seinem Enkel und seiner Enkelin bei Ruth ab. Wir sitzen also zu sechst in einem Auto mit 5 Sitzen. Die Anschnallgurte, die zwar vorhanden sind, ignorieren auch Rahel und ich inzwischen. Es schnallt sich wohl, wenn überhaupt, nur der Fahrer an. Nachdem wir an einem kleinen Supermarkt gehalten haben, fahren wir weiter zu dem Haus in dem Samuel, seine Frau, seine Tochter und deren Familie wohnen. Dieses hat übrigens ebenfalls keine Adresse, sondern liegt einfach "cerca del Registro Civil" (= beim Standesamt). Mit Straßennamen kommt man hier, so erklärt mir Samuel später, eh nicht weit, da die meisten Taxifahrer keine Straßennamen kennen.
Bei Samuel angekommen, setzen wir uns ins Wohnzimmer und er erzählt uns etwas über das "Instituto Especial", in dem wir ab morgen arbeiten.
Ich werde die ersten Monate zusammen mit einer Lehrerin (Jenny) arbeiten, die 8 Kinder im Alter von 8 bis ca. 11 Jahren betreut. Diese Kinder haben eine Lernschwäche, weshalb wir sie beim Lernen mit Rhythmen oder Liedern unterstützen.
Rahel arbeitet zusammen mit Samuel in einer Gruppe mit 5 älteren Schülern. 2 davon sind Autisten und auch die anderen 3 haben eine schwerwiegende Behinderung. Deshalb gehen sie nicht unbedingt zur Schule um zu "lernen", sondern machen Spaziergänge, malen und lernen verschiedene Verhaltensweisen.
Nachdem wir zusammen mit Samuels Familie gekocht und nebenbei die Lebensmittel auf Deutsch übersetzt haben, sitzen wir dann alle am Tisch in Samuels hübscher Wohnung und essen "arroz, papas, salsichas, ensalada y queso" (= Reis, Kartoffeln, Würstchen, Salat und Käse). Dazu trinken wir Kaffee. Beim Essen werde ich von Samuels Enkel ein wenig über Deutschland ausgefragt ("Gibt es dort auch Löffel?", "Habt ihr da auch Ampeln?"). Außerdem finden es Samuels Kinder sehr amüsant, wie wir uns bei manchen Sachen anstellen. Samuels Enkel dagegen, findet es nur merkwürdig. Als ich auf den Käse zeige und frage, was das ist, schaut er mich nur verwirrt an und sagt: "Käse, was denn sonst?" und fragt kurz danach, was ich denn dachte, was es sei. Als ich "ich dachte, es sei Butter" antworte, ernte ich einen weiteren verwirrten Blick. Mittlerweile läuft es schon besser mit der Kommunikation und ich verstehe, wenn ich aufpasse, schon sehr viel. Schwierig wird es, wenn alle durcheinander reden und ich nicht weiß, wem ich zuhören soll. Samuels Tochter und Samuels Sohn, der zu Besuch aus Quito gekommen ist, interessieren sich sehr für uns, reden aber erst mit der Zeit mehr mit uns. Als seine Tochter merkt, dass ich doch relativ viel verstehe, blüht sie auf und macht viele Witze, die ich aber zum Teil erklärt bekommen muss, damit ich sie verstehe.
Nach dem Essen sitzen wir noch kurz auf dem Sofa, bis Samuel uns fragt, ob wir noch einen kleinen Rundgang (= "vuelta") machen wollen. Bei der Verabschiedung von Samuels Kindern lernen wir, dass man sich in Ecuador ein Küsschen auf die Backe gibt, wenn man "hallo" oder "tschüss" sagt.
María-Emilia, die Enkelin von Samuel kommt mit uns und turnt während Samuel uns Puyo zeigt, auf dem Beifahrersitz herum. Sie ist erst knapp 2 Jahre alt aber sowas wie ein Kindersitz befindet sich nicht im Auto. Rahel hält María-Emilia fest während wir immer mal wieder über die Hügelchen fahren, die zum Bremsen zwingen, doch Samuel meint, dass dies, obwohl María-Emilia auf dem Sitz steht, nicht nötig sei.
Auf der Fahrt lasse ich mir von Samuel ein bisschen spanische Grammatik beibringen. Da es 5 verschiedene Wörter für "hier / dort" gibt, war ich sehr verwirrt, wann ich was verwende. Außerdem lerne ich, dass das Gehupe wohl doch System hat und zwar wird vor allem beim Überholen gehupt. Das liegt wohl daran, dass es nicht unüblich ist, beinahe mitten auf der Straße kurz anzuhalten. Auch wir machen das, während Samuel uns erklärt, was welches Gebäude ist.
Samuel zeigt uns noch kurz den Weg von Ruth zum Instituto und dann fahren wir wieder zurück zu Ruth. Da wir morgen schon um 5.30 Uhr aufstehen müssen, gehe ich jetzt noch kurz duschen und demnächst dann auch schlafen.
Ich bin schon sehr gespannt auf morgen und freue mich, dass Instituto kennenzulernen.
Hasta luego,
Clara
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