El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Samstag, 13. Februar 2016

Tag 167

Zaruma - ein Ort, an dem Touristen auf Händen getragen werden.
Nachdem wir uns heute das erste Mal seit Ferienbeginn KEINEN Wecker gestellt haben, wachen wir gegen 9 Uhr bei Sonnenschein auf.
Aufgrund dem Fehlen eines Stadtplans, führt unser erster Weg zur Touristeninformation gegenüber des Hostals.
Ein Mann empfängt uns mit einem breiten Grinsen. Statt nur mit einem Stadtplan verlassen wir sein Büro mit jeglichen Prospekten, einem Armband und mehreren Empfehlungen, was wir heute noch tun können. In seinem Übereifer werden ein paar Mal die gleichen Fragen gestellt und er prophezeiht uns, dass wir uns in Zaruma verlieben werden. Wie ich auf der Liste, in die ich mich eintragen muss sehen kann, wird Zaruma tatsächlich von sehr wenigen Touristen aufgesucht.


Ein typisches Gericht aus Zaruma nennt sich Tigrillo. Es besteht aus grüner Kochbanane, Ei, Käse und Zwiebeln. Ein sehr deftiges Frühstück, das wir in einem netten kleinen Café einnehmen. Der Name Tigrillo kommt von dem gleichnamigen Tier, denn das Gericht bekommt bei der Zubereitung eine ähnliche Musterung wie das Fell der kleinen Tigerkatze.


Zaruma ist eine kleine Goldgräberstadt, die auf einem westlichen Ausläufer der Anden auf 1.200m Höhe liegt. Inzwischen sind die meisten Minen aber still gelegt, da die Stadt aufgrund der vielen unterirdischen Tunnel droht, einzustürzen.


Nach dem Frühstück machen sich Rahel und ich auf den Weg zu einer dieser still gelegten Minen. Den Weg finden wir nicht sofort, weshalb wir erst eine Sicherheitsbeamtin fragen, die uns eine freundliche Auskunft gibt und später (da wir die Mine immer noch nicht gefunden haben) von einer Frau sogar bis zum Eingang begleitet werden. An dem Tor (das man echt nicht als Mine hätte identifizieren können) klingeln wir und ein Mann öffnet uns die Tür.
Mit Helm und Gummistiefeln bewaffnet begeben wir uns ins innere der 500m langen und seit 100 Jahren stillgelegten Mine "El Sexmo". Der Helm erklärt sich als sich zumindest Rahel des öfteren den Kopf stößt und der Sinn der Gummistiefel erschließt sich mir gleich anfangs, denn der Boden der Mine ist sehr feucht und mit Pfützen übersät.

Überraschenderweise bringt uns der Mann nur bis zum Eingang, den Rest dürfen wir selbst erkunden. Außer den lebensgroßen Minenarbeiterpuppen sind wir die Einzigen.


Raus aus der kühlen Mine, rauf auf den Cerro Calvario bei brennender Sonne. Der steile Weg wird uns durch ein paar "abuelas" (= Omas) versüßt, die uns Komplimente hinterher rufen :D.
Endlich kommen wir beim Gipfelkreuz an und machen unter Jesus' wachsamen Blick eine Pause.



Wäre man mit einem Fernglas in der Stadt gesessen und hätte auf den Hügel geschaut, hätte man zwei t-shirt-lose Jugendliche gesehen, die ihre Oberteile zum Trocknen auf den Sockel des Jesuskreuzes gelegt haben.
Von dem Hügel aus hat man einen wunderschönen Blick auf Zaruma und einige Nachbarstädtchen und auf die grünen Hügelchen in der Ferne.
Die Hitze und die Stechmücken zwingen uns aber wenig später schon wieder zum Abstieg. Kurz vor dem Erreichen der Innenstadt werden wir (mal wieder) angequatscht. Ein Mann startet mit ganz normalem Smalltalk, erzählt uns dann, dass er eine Agentur besitzt, mit der er Ausflüge in die Umgebung Zarumas unternimmt. Wir müssen ihm versprechen, beim nächsten Besuch bei ihm vorbei zu schauen.
Bevor wir uns mit einem Eis erfrischen, besuchen wir noch die Kirche. Von innen ist sie sehr hell und bunt und gleicht ein wenig den Häusern, deren Fassaden in einem ähnlichen Stil gehalten sind.


Das Eiscafé besitzt nur einen Tisch, weshalb wir uns zu zwei älteren Damen setzen. Als diese den Tisch verlassen, setzt sich ein älterer Herr zu uns. Wir erfahren, dass er 80 Jahre alt ist und Verwandtschaft in Puyo hat. Er versichert uns, wie auch zuvor der Mann bei der Touristeninfo, dass Zaruma sicher ist und es keine Kriminalität gäbe.
Den Mann treffen wir später wieder als er gemütlich auf einer Bank sitzt und uns zuwinkt.
Morgens hatten wir mit unserem Hostalvater ausgemacht, dass er sich um eine Reservierung unserer Bustickets kümmert. Da der Bus nach Ambato nur ein Mal am Tag fährt, war es wichtig, die Tickets frühzeitig zu reservieren. Wie wir aber erfahren, als wir den netten alten Mann kurz darauf treffen, war es nicht möglich, eine Reservierung zu machen und er musste die Tickets gleich kaufen. Ich bin ein weiteres Mal erstaunt von der Freundlichkeit der Menschen, denn das Busunternehmen liegt etwas außerhalb aber ohne zu zögern hat sich der Mann darum gekümmert, dass wir noch heute zurück fahren können.
Ein weiteres Mal in der Touristeninformation. Zaruma besitzt ein winziges Museum, das uns der Touristeninformationstyp freudestrahlend anstelle des abwesenden Museumsführers zeigt.


Der Mann gibt uns noch den Tipp auf die Dachterrasse des Rathauses zu steigen, von wo aus wir einen Blick über das Zentrum Zarumas hätten.
Um sicher zu gehen, dass wir auch wirklich ankommen begleitet er uns die 10 Schritte bis zum Rathaus und sorgt dafür, dass uns ein Angestellter bis zur Terrasse begleitet (das Treppenhaus hätten wir fast nicht alleine gefunden *ironisches Grinsen*).


Da wir irgendwie die Einzigen dort oben sind, wissen wir nicht ganz, ob das eine offizielle Sache ist, genießen aber den Ausblick, den Schatten und bringen uns auf kaputten Plastikstühlen sitzend ein wenig vor der Freundlichkeit der Leute in Schutz :D.

Kurz nach 16.30 Uhr holen wir unser Gepäck und nehmen dankend das Angebot des Hostalvaters an, nochmal ein Bad benutzen zu dürfen. Er legt uns Handtücher und Seife bereit und schließt uns extra noch ein Zimmer auf. Dankend verabschieden wir uns und gehen in Richtung Busunternehmen.
Es ist wohl nicht so üblich, den Weg zu Fuß zu gehen, denn bei jeder Wegbeschreibung wird uns gesagt, welche Taxis zu den Bussen fahren.

Obwohl wir uns leider nicht bei allen herzlichen Menschen Zarumas bedanken konnten, wollen wir zumindest noch einmal bei der Frau, die uns gestern so nett empfangen und den Start erleichtert hat, vorbei schauen.
Bei einer Bäckerei kaufen wir ein paar süße Stückchen. Als die kleine, runde Bäckerin erfährt, dass wir aus Deutschland sind, muss sie das gleich ganz aufgeregt ihrem Kollegen erzählen und so halten wir uns ein bisschen länger in der Bäckerei auf.
Alexandra (so heißt die Frau, wie wir später erfahren) winkt uns schon von weitem zu und lädt uns sofort ein, hereinzutreten. In dem kleinen gemütlichen Wohnzimmer erfahren wir ein Teil ihrer Lebensgeschichte.
Ein Teil von Alexandras Familie lebt in Spanien bzw. Kanada und eine ihrer Schwestern hat einen deutschen Mann geheiratet. Als sie das erzählt, fällt mir auf, dass uns schon mehrere Ecuadorianer erzählt haben, sie hätten Familie in Europa bzw. Nordamerika.
Alexandra hat vier Kinder, von denen die jüngste Tochter (17 Jahre) noch zuhause wohnt und gerade das (mit dem deutschen Abitur vergleichbare) bachillerato macht. Zusammen mit ihrem Mann, der Tochter und einem kleinen, weißen, flauschigen Hund namens Hans (:D) wohnt sie nun seit 20 Jahren in Zaruma. Sie ist in Piñas (einer Nachbarstadt) mit 6 Geschwistern aufgewachsen und hat in einem Autohaus gearbeitet bis sie heiratete. Seitdem ist sie Hausfrau, bereitet aber typische Leckereien aus Zaruma zu und verkauft diese. Die Frage, ob sie glücklich sei, bejaht sie.
Wir trinken leckeren Kaffee (der in Zaruma produziert wird), essen die Backwaren und erfahren unter anderem von Alexandras Tochter, dass sie gerne nach England reisen, die Welt kennenlernen, möchte. Hans springt uns um die Beine, gibt sich dann aber mit Streicheleinheiten zufrieden.
Als wir uns gegen 19 Uhr verabschieden, werden wir noch einmal darauf hingewiesen, dass uns ihre Tür immer offen steht und wir beim nächsten Besuch unbedingt bei ihr vorbei schauen müssen.
Alexandras Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft und auch die der anderen Zarumeños tragen zu dem positiven Eindruck, den ich von Zaruma behalten werde genau so bei wie das sehr gepflegte, saubere Stadtbild.
Mit einer sehr besonderen Stadt schließen wir unsere Reise durch den Süden Ecuadors ab.






Ich wünsche euch ein schönes Wochenende, eure

Clara

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