Am Samstagmorgen stehen wir gegen 8 Uhr auf. Wir frühstücken am Esstisch in der Küche Brot, Bananen und Wayusa-Tee. Außerdem bietet uns Wuanshu ein Getränk aus maduro (= süße Kochbanane) an. Da ich aber leider eh nicht so auf maduro stehe, schmeckt mir auch das Getränk nicht besonders. Ich ziehe den Wayusa-Tee vor, den ich in Deutschland echt vermissen werde!
Nach dem Frühstück gehen wir auf dem Markt Lebensmittel einkaufen, die wir für die nächsten zwei Tage benötigen. Mal wieder bin ich erstaunt von den Preisen... Pro Person zahlen wir nur knappe 5$.
Bei Wuanshu zuhause wartet schon sein "primo" (= Cousin), der uns zum Parque Nacional Llanganates fahren wird. Gestern Abend hatte Wuanshu noch betont, dass wir um 9 Uhr los wollen, aber nach "hora europea" (= europäischer Uhr, d.h. pünktlich), trotzdem kommen wir erst gegen kurz nach 10 Uhr los.
Der Nationalpark Llanganates liegt ca. eine Dreiviertelstunde von Tena entfernt aber schon nach 10 Minuten Fahrt nehmen wir eine deutlich grünere und üppigere Vegetation wahr.
Auf dem Weg halten wir kurz an und Wuanshu zeigt uns einen Baum, an dem interessant aussehende Nester hängen - Vogelnester wie er erklärt.
Wenig später passieren wir den Eingang zur "Laguna Azul" (= blauen Lagune), wo wir im Haus von Wuanshus Tante, die witzigerweise Bertha heißt, schlafen werden. Das Holzhaus ist mit Wellblech bedeckt, hat unten eine Küche und ein paar Tische und Stühle, was als Restaurant dient und oben zwei kleine Zimmer mit Hochbetten und eine Terrasse.
Das hintere von beiden Häusern ist Berthas Haus. |
Von der Terrasse aus, wo Wuanshu eine Hängematte aufhängt, hat man einen tollen Blick auf den Río Waysayacu. Mir gefällt es hier auf Anhieb :).
Ohne Pause geht es gleich weiter im Pick-up zum Eingang zur Cascada Pimpilala. Pimpilala ist Kichwa und bedeutet Schmetterling.
Bevor wir uns auf den Weg zur nächsten Dschungelwanderung machen, lernen wir noch eine weitere Deutsche lernen, die gerade durch Südamerika reist. Nachdem wir kurz mit ihr gesprochen haben, geht es los.
Gleich bei der ersten Pflanze, macht Wuanshu Halt und erklärt uns, dass diese Pflanze, die sich "cebolla de la selva" nennt, zur Behandlung von Krebs eingesetzt wird.
Es geht weiter einen Pfad entlang und immer wieder bleibt Wuanshu stehen und erklärt uns etwas zu verschiedenen Pflanzen. So finden wir eine Pflanze, deren Farbstoff zur rituellen Bemalung verwendet wird, eine andere Pflanze, die Alufolie ersetzt, "Toilettenpapier des Dschungels" und eine Palme, von der wir frische Palmherzen essen. Dann zeigt uns Wuanshu. dass aus der Palme ebenfalls die traditionellen Röcke der Kichwa gemacht werden.
Alufolie |
Palme zur Herstellung der Röcke |
Toilettenpapier |
Weiter geht es über den Pfad durch den Dschungel.
Dann verlassen wir auf einmal den Pfad und stehen mitten in einem Fluss, den es nun gilt aufwärts zu verfolgen.
Über gekerbte Baumstämme und rutschige Steine und natürlich mitten durchs Wasser geht es immer weiter flussaufwärts.
Als wir kurz den Fluss verlassen, findet Wuanshu an einem Baumstamm Pilze, die er als Champignons bezeichnet und sogleich anfängt, sie einzusammeln, da sie sehr selten seien.
Danach geht es weiter durch den Fluss. Am größten Wasserfall auf unserem Weg machen wir Halt. Wuanshu möchte meditieren und so sitzen wir einige Zeit auf den Steinen, lauschen dem rauschenden Wasser und Wuanshus Gesang und sind ganz mit uns selbst beschäftigt.
Es geht weiter. Wuanshu spielt Tarzan oder springt von Stein zu Stein, während ich darauf aufpasse, nicht mit meinen zu großen Gummistiefeln im Fluss zu landen :D.
Dann wird es interessant, denn es gilt, zwei Wasserfälle hochzuklettern. Während wir uns an Seilen festhalten, setzen wir vorsichtig einen Fuß nach dem anderen, was gar nicht so leicht ist, da sich die Gummistiefel mit Wasser füllen und das Füße-Heben somit schwieriger macht.
Oben angekommen müssen erstmal die Gummistiefel entleert werden :D.
Nach weiteren Minuten (ich habe kein Zeitgefühl mehr) kommen wir an einem Wasserfall an, an dem wir eine weitere Pause einlegen.
Nach dem Baden essen wir Mirabellen und Ananas, wobei es zu einem witzigen Zwischenfall kommt. Eine der Mirabellen fällt ins Wasser und obwohl wir echt lange suchen und etliche Steine drehen, taucht sie nicht wieder auf. Wuanshus Erklärung: die Pachamama hat sie genommen.
Unser Weg durch den Fluss ist nun zu Ende und es geht weiter einen Waldweg bergauf. Mein "despacio por favor" (= langsam bitte) nimmt Wuanshu wohl nicht sehr ernst, denn er sprintet geradezu den Berg hinauf.
Nachdem wir den höchsten Punkt unserer Wanderung erreicht haben, kommen wir nach einigen Metern bergab zu einem schönen Aussichtspunkt.
Weiter bergab zeigt uns Wuanshu die Wayusa-Pflanze und nimmt einige Blätter mit.
Wie immer geht der Abstieg wesentlich schneller als der Aufstieg und so kommen wir schon bald wieder unten an.
Da uns kein Auto mehr zur Verfügung steht, das uns zurück zur Laguna Azul bringt, müssen wir die Schotterstraße entlang laufen, was aber deshalb nicht langweilig ist, weil uns 1. Wuanshu wie immer gut unterhält und 2. die Natur mal wieder atemberaubend schön ist.
Zurück an der Laguna Azul macht Wuanshu Essen während Rahel und ich duschen gehen.
Auf das Essen freue ich mich schon den ganzen Rückweg lang, denn so langsam habe ich echt großen Hunger.
Beim Essen auf der Terrasse geht langsam die Sonne unter.
Nach dem Essen legen wir uns in die Hängematten weiter unten am Fluss. Dann machen wir, mit Taschenlampen bewaffnet, eine kleine Nachtwanderung. Wir sehen eine Grille, die sich an einem Blatt zu schaffen macht und viele Glühwürmchen.
Danach geht es wieder zurück zur Hängematte. Wuanshu bringt uns Tee und nachdem ich diesen ausgetrunken habe, konzentriere ich mich wieder auf das Rauschen des Flusses. In dieser friedlichen, stockdunklen Nacht, in der man nichts anderes hört als das Rauschen des Flusses, kann ich sehr gut nachdenken.
Es überkommt mich dann aber doch die Müdigkeit und nachdem ich mehrmals in der Hängematte eingenickt bin, beschließe ich, ins Bett zu gehen.
Beim Zähneputzen im Stockdunkeln gibt es auf einmal ein komisches Geräusch und als ich die Taschenlampe einschalte, um zu sehen, woher das Geräusch kommt, sitzt ein kleiner Frosch mit riesigen Glupschaugen auf dem Waschbecken.
Als wir zurück zum Haus laufen, bemerken wir, dass der Himmel nun klar ist und wir dutzende Sterne sehen können.
In der Nacht schlafe ich wie ein Baby oder wie Wuanshu es zu sagen pflegt "como oso" (= wie ein Bär).
Der nächste Tag beginnt für mich als erstes in der Hängematte auf der Terrasse, denn ich bin als Erste aufgestanden. Obwohl ich weiß, dass ich nicht alleine bin, fühlt es sich so früh morgens menschenleer an.
Sobald die anderen beiden wach sind, wird ein Ständchen gesungen (Wuanshu hat heute Geburtstag) und ich mache mich daran, meine ersten "Dschungelpfannkuchen" zu backen.
In der Küche begegne ich einer jungen Frau, die sogleich ein Gespräch mit mir anfängt (auch zu ihr erfahrt ihr in meinem Blogpost "5. Monat - Rückblick & Zusammenfassung" mehr). Pfannkuchen kennt sie nicht, findet sie aber sehr lecker, als ich sie probieren lasse. Auch den Kindern, denen ich die übrig gebliebenen Pfannkuchen später anbiete, scheinen sie zu schmecken.
Auch das Frühstück genießen wir mit Blick auf den Fluss.
Da es echt warm ist und heute eh nur "entspannen" auf dem Programm steht, gehe ich nach dem Frühstück gleich baden.
Als Wuanshu sich zu mir gesellt, war's das dann aber vorerst mit der Entspannung.
Zuerst kämpfe ich darum, mitten in der starken Strömung stehen zu bleiben, muss dann aber doch an einem Stein nach Halt suchen, denn die Kraft des Wassers gewinnt.
Als nächstes geht es ein bisschen weiter bergauf. Über einen Waldweg gelangen wir an mehrere Lagunen. Alle durch einen Fluss verbunden und alle kristallklar.
Die letzte Lagune, die Wuanshu und ich erreichen ist menschenleer und zu schön um es in Worte fassen zu können. Mitten im Regenwald, umgeben von einer unglaublichen Vegetation liegt die friedliche Lagune um deren Ufer sich Schmetterlinge scharen. Ich bin so gerührt. dass ich vor Freude weinen könnte.
Dazu bleibt mir allerdings keine Zeit, denn schon hat Wuanshu die nächste verrückte Idee: Klippenspringen. Den Mut dazu kann ich aber nicht aufbringen, weshalb ich lediglich Zuschauer bleibe.
Wenig später habe ich dann immerhin genug Mut, um über einen Baumstamm zu balancieren um von dort aus ins kühle Nass zu springen.
Die Lagunen sind traumhaft schön und dieser friedliche Ort hat eine gewisse Ruhe, die sich auf mich überträgt.
Lediglich die Stromschnellen sind alles andere als ruhig. Aber genau diese soll ich auf einem Reifen heruntersausen.
(Mein Gesichtsausdruck im folgenden Bild sagt dazu so ziemlich alles, was ich an dieser Stelle geschrieben hätte :D).
Dennoch macht es Spaß und es ist nicht einfach, mich von diesem Ort loszureißen.
Nur eine Sache macht es einfacher: der Gedanke an Schokolade ;).
Da wir gestern Kakaobohnen gekauft haben, wird heute Schokolade gemacht.
Zuerst werden die Kakaobohnen in einem Topf geröstet, bis die erste Schale verkohlt ist. Dann wird diese erste Schale entfernt und das, was übrig bleibt, gemahlen.
Anschließend gibt man Milch und Zucker hinzu und das alles wird gekocht bis eine dickflüssige Masse entsteht.
Bevor es aber an den Nachtisch geht, wird erstmal Mittag gegessen: Käsesuppe mit Kartoffel, Reis, Yucca und Salat. Dazu - wie immer & zu meiner Freude - Wayusa-Tee. Als ich dann auch noch einige Früchte in die selbstgemachte Schokolade tauche, brauche ich heute nichts mehr zum Abendessen :D.
Wuanshus primo holt uns wieder ab und wenig später verabschieden wir uns mit einer kräftigen Umarmung von Wuanshu und bedanken uns für das tolle Wochenende.
Sehr entspannt und ausgeglichen werde ich so morgen in eine neue Woche starten.
Dankbar darum, einen weiteren wunderschönen Ort kennengelernt haben zu dürfen gehe ich jetzt schlafen.
Ich hoffe, ihr seid bis hier hin gekommen :D.
Bis dann ihr Lieben und macht's gut, eure
Clara
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