Sonntagmorgens schlägt mir die kühle, trockene Luft Quitos entgegen - eine echte Erfrischung zur warmen, feuchten Luft in Puyo :).
Unser heutiges Tagesziel: der Bosque Protector Pasochoa. Ein Urwaldschutzgebiet, das eingekesselt von den hufeisenförmigen Ausläufern des Cerro Pasochoa südöstlich von Quito liegt.
Der Bus für 43 Cent pro Person bringt Rahel und mich vorbei an kleinsten Dörfchen und Bauernhöfen in die Stadt Amaguaña (wobei Stadt eigentlich zu viel gesagt ist :D). Mit dem Taxi geht es 20 Minuten einen sehr holprigen Weg bergauf, weshalb wir beschließen, den Rückweg mit Rücksicht auf unsere Sitzfläche lieber zu laufen.
Da uns die Zeit zu einer größeren Wanderung fehlt, laufen wir nur eine gute Stunde durch den Wald. An sich sehen wir nichts, was wir nicht schon einmal gesehen haben. Allerdings ist es doch sehr besonders, durch eine der letzten Urwaldnischen im Andenhochland zu laufen. Links vom Weg geht es in die selva, wie wir sie ähnlich auch aus Puyo kennen; rechts des Weges grasen Kühe auf einer Wiese auf der Klee wächst. Klee neben Bambus auf knapp 3000 Metern Höhe - irgendwie unwirklich!
Nachdem wir eine Stunde der holprigen Straße bergab gefolgt sind, stehen wir wieder an unserem Ausgangspunkt, wo wir eine Pause einlegen.
Gegen halb drei machen wir uns auf den Heimweg. Diesen wollen wir nicht mit dem Bus fahren (mal abgesehen davon, dass es ein Umweg gewesen wäre) sondern wir versuchen es mit Trampen.
Nach Tambillo, der ersten Stadt nach Amaguañas auf der Panamericana (= das Schnellstraßensystem, das mit wenigen Lücken Alaska mit Feuerland verbindet) nimmt uns ein älterer Herr mit. Er sei in Tambillo geboren, lebe aber "schon immer" in Quito. Er fährt für uns extra einen kleinen Umweg durch Tambillo, damit wir das kleine Städtchen sehen. Da er viel selbst redet, kommen Rahel und ich auf der kurzen Fahrt kaum zu Wort. Das stört mich aber wenig, da es auch mal schön ist, mehr von den Leuten zu erfahren als ständig über sich reden zu müssen :).
Weiter auf der Panamericana entlang Richtung Latacunga nimmt uns ein Soldat mittleren Alters mit. Carlos Efren arbeite seit 18 Jahren bei der Luftwaffe. Außerdem trainiert er Drogen- und Vermisstenspürhunde, die seine besten Freunde seien. Er wohne bei seiner Mutter, die ursprünglich aus Cuenca stamme, in Quito. Stationiert sei er aber in Latacunga. Insgesamt habe er sechs Geschwister, wovon zwei ebenfalls Soldaten seien. Carlos Efren sorgt freundlicherweise dafür, dass wir wissen, wie wir weiterkommen. Außerdem gibt er mir seine Kontaktdaten, damit wir (falls wir mal in Latacunga sind) mit ihm Meerschweinchen essen gehen (das schlägt er vor, als ich erwähne, dass wir das noch nie probiert haben ;)).
In Latacunga treffen wir auf einen Dänen, der nach Baños kommen möchte. Rahel und ich stecken ihn in den nächsten Bus.
Nach Ambato kommen wir, zu dritt in die Fahrerkabine eines camionetas gequetscht, mit einem Autohändler. Er wohne mit seinen zwei Kindern bei seinen Eltern in Quito. Seine Mutter wäre schon einmal in Deutschland gewesen, weshalb er wisse, wie schwer es sei, Deutsch zu lernen. Auch er habe schon einmal die Möglichkeit gehabt, nach Deutschland zu reisen, habe aber zu viel Angst gehabt, sich nicht verständigen zu können. Darüber ärgert er sich noch heute. Zusammen mit seinem Kollegen, der im Auto hinter uns fährt, machen wir bei einer Eisdiele halt und genießen in der Kälte des Hochlandes unser Eis.
Die interessanteste Begegnung allerdings haben Rahel und ich auf unserer letzten Etappe. In Ambato nehmen uns zwei "aventureros" (= Abenteurer) in ihrem klapprigen, roten Bus mit. Bevor wir einsteigen, werden noch die Seile und Helme (vom Klettern) von der Sitzbank geräumt. Wir erfahren, dass Juan Pablo und Marco beide für eine Zeit lang in Europa gelebt haben. Marcos habe 12 Jahre in Spanien und 3 Jahre in Österreich gewohnt, wo er in der Sommersaison auf einer Farm und im Winter als Skilehrer gearbeitet habe. Juan Pablo habe für eine Zeit in Dresden gewohnt. Er erzählt, dass er einmal bei einer Neonazi-Gegendemonstration gewesen wäre. Alleine habe er sich nicht auf die Straße getraut aber zusammen mit den anderen Gegendemonstranten konnte er alles mehr oder weniger in Sicherheit beobachten.
Die beiden sind indígenas. Sie erklären uns, dass sie allerdings erst seit ein paar Jahren wieder zu ihrem Stolz zurück gefunden haben. Jahrelang seien sie unterdrückt worden und ihnen solle das Gefühl gegeben worden sein, dass sie "schlechter" seien. Bis heute noch sieht man in vielen Werbungen hellhäutige Menschen oder blonde Männer und Frauen. Juan Pablos Mutter sei Medizinerin und wisse viel über Heilpflanzen und die andinen Heilmethoden.
Beide haben sie eine Finca, auf denen die Ware biologisch angebaut werde. Juan Pablo habe Ökologie und Tourismus studiert und arbeitet heute neben seiner Finca außerdem als Reiseleiter. 5 Tage die Woche seien sie auf ihren Fincas beschäftigt und das Wochenende nutzen sie zum Klettern, erklären sie uns. Sobald sie außerdem ein bisschen Geld angespart haben, suchen sie neue Horizonte. Mir wird klar, dass sie schon viel von Europa und Süd- bzw. Mittelamerika gesehen haben.
Beide haben sie eine Finca, auf denen die Ware biologisch angebaut werde. Juan Pablo habe Ökologie und Tourismus studiert und arbeitet heute neben seiner Finca außerdem als Reiseleiter. 5 Tage die Woche seien sie auf ihren Fincas beschäftigt und das Wochenende nutzen sie zum Klettern, erklären sie uns. Sobald sie außerdem ein bisschen Geld angespart haben, suchen sie neue Horizonte. Mir wird klar, dass sie schon viel von Europa und Süd- bzw. Mittelamerika gesehen haben.
In Mera sind wir an der Endstation von Juan Pablo und Marco angekommen. Von dort aus nehmen wir den Bus nach Puyo (ca. 20 Minuten) und kommen nur minimal später als wenn wir mit dem Bus gefahren wären, zuhause an.
Viele neue Eindrücke haben wir durch das Trampen gesammelt und außerdem ganze 14$ gespart :D.
Wie man ein Land aber am besten kennen lernt, das ist mir schon länger klar, ist durch die Begegnungen mit seinen Menschen.
Wie man ein Land aber am besten kennen lernt, das ist mir schon länger klar, ist durch die Begegnungen mit seinen Menschen.
In diesem Sinne hoffe ich, dass ihr einen guten Start in die Woche hattet und verabschiede mich mit lieben Grüßen.
Bis dann, eure
Bis dann, eure
Clara
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