El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Dienstag, 15. März 2016

Tag 196

Autopanne und ein riesiger Wasserfall.
Bevor wir am Samstag weiter Richtung Cascada San Rafael fahren, stehen wir noch eine Weile an einem Obst- und Gemüsestand, wo es auch Brötchen zu kaufen gibt, die Rahel und ich nur zu gerne als Reiseproviant mitnehmen wollen. Einziges Problem: von einem Verkäufer oder einer Verkäuferin fehlt jede Spur. Da wir aber nicht unter Zeitdruck stehen, warten wir eine halbe Stunde bis der Verkäufer in aller Ruhe endlich auftaucht. So viel Geduld wie wir haben Wenige. Viele bleiben zwar stehen aber sobald sie sehen, dass niemand da ist gehen sie weiter.
Schließlich sitzen wir im Bus nach Baeza und nach zweieinhalb Stunden kurviger Strecke mit teils nicht asphaltierter Straße kommen wir in dem kleinen Städtchen an. Dort angekommen schlägt uns erstmal die feuchte, warme Luft entgegen, die nach dem auf 13°C heruntergekühlten Bus wirklich gut tut. Was mir als erstes auffällt: Baeza wirkt wie ausgestorben. Schon auf der Busfahrt waren Rahel und ich die einzigen Touristen aber auch hier auf den Straßen ist wenig los.
In einem kleinen Laden fragen wir nach einem empfehlenswerten Hostal. Eine Frau beschreibt uns freundlich den Weg, meint aber, wir sollten besser ein Taxi nehmen, denn es sei "lejos" (= weit (weg)). Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass man sich hier verläuft und ich auch die Angabe "lejos" oft anzweifle (teilweise gilt es hier schon als "weit", wenn man 15 Minuten laufen muss :D) folgen wir ihrem Ratschlag.

Tatsächlich wäre es kein Problem gewesen, die Strecke zu laufen aber freundlicherweise bringt uns der Taxifahrer sogar bis zur Haustür des Hostals. Dort macht uns ein Mann auf, den wir als Gast identifizieren. Wie sich herausstellt, haben wir recht aber da der Hostalvater erst heute Abend wieder kommt, wurde Marco die Verantwortung übertragen. Der freundliche Kanadier drückt uns einen Schlüssel in die Hand und unterhält sich ein wenig mit uns. Sein Spanisch ist zwar gut aber er kann es nicht vermeiden, dass sich immer mal wieder ein englisches Wort den Weg in seine Sätze bahnt ;).
Gegen 12.30 Uhr machen Rahel und ich uns dann auf den Weg zum Wasserfall.
In dem ruhigen Städtchen (wenn man es überhaupt so nennen kann) fahren kaum Autos und noch weniger Busse :D. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als mal wieder zu trampen. Zuerst landen wir in dem kleinen Nachbarörtchen "El Chaco". Dort komme ich dazu, ein paar Bilder der tollen Landschaft zu machen. Zwar sehe ich die gleiche Landschaft auch in der Umgebung von Puyo aber da Baeza und auch El Chaco deutlich kleiner sind als Puyo, ist man hier noch einmal näher an der Natur.



Da die Straße, auf der wir von Puyo über Tena nach Baeza (bzw. zur Cascada San Rafael) fahren, die letzte große Straße ist bevor "das große Grün" anfängt und es Richtung Cuyabeno - bzw. Yasuní - Nationalpark geht, sehe ich rechts der Straße nichts als das Amazonastiefland, das wie ein großer, grüner Teppich erscheint, durch den sich silber glitzernde Flussfäden ziehen. Um es in einem Wort zu beschreiben: es ist ganz schön unwirklich! Zu wissen, dass sich in östlicher Richtung quasi keine größere Stadt mehr befindet gibt mir ein komisches Gefühl - eine Mischung aus Neugier und Spannung.
Weiter auf dem Weg zu den in die Tiefe stürzenden Wassermassen geht es mit einem alten, klapprigen Nissan. Etwas eingeengt quetschen Rahel und ich uns neben den Fahrer auf einen schmalen Sitz. Gerade noch erklärt der Fahrer uns stolz, wie gut sein Auto noch funktioniert obwohl es schon 42 Jahre alt ist, da verursacht ein durchgebranntes Kabel eine grau-blaue Rauchwolke in der Fahrerkabine. Ein bisschen Grinsen müssen Rahel und ich schon aber da das Auto trotz Bemühungen des Fahrers nicht mehr anspringen will, verabschieden wir uns und es geht weiter. Diesmal mit einem Kolumbianer, der mit seinen Kollegen Strommasten im Oriente aufstellt. Sein rasanter Fahrstil wird dadurch erklärt, dass er die Strecke in und auswendig kennt. Trotzdem wird mir ein bisschen flau im Magen als wir die kurvenreiche Strecke mit teilweise 140 km/h (!!!) entlang rasen. Die waghalsigen Überholmanöver lassen die Reifen quietschen aber es geht immer alles gut. Für einen Vorfall, bei dem wir nur um Haaresbreite nicht frontal auf ein entgegenkommendes Fahrzeug gedonnert sind, entschuldigt er sich am Ende aber.
Endlich kommen wir am Eingang des Naturreservats Cayambe - Coca an, wo sich der Wasserfall befindet.



Nach einem halbstündigen Fußmarsch erreichen wir den Aussichtsturm von dem aus wir eine atemberaubende Sicht auf den 170 m hohen Wasserfall haben. Einerseits ist der Anblick echt beeindruckend, andererseits auch beängstigend wenn man sieht, mit welcher Kraft das Wasser bereits Hohlräume aus dem Fels gewaschen hat.



Obwohl der Wasserfall eine echte Touristenattraktion sein könnte, sind wir quasi alleine. Ob das an dem umständlichen Anfahrtsweg oder der "Nebensaison" liegt, bleibt ungeklärt.
Auf dem Rückweg nach Baeza fahren wir wieder mit ein paar Mitarbeitern der Elektrizitätsfirma.
In El Chaco treffen wir aber zufällig auf einen Bus, der uns nach Baeza bringt. Leider verpassen wir die Haltestelle, von der aus unser Hostal nur wenige Gehminuten entfernt liegt. Wir landen im Zentrum und entschließen uns dazu, noch etwas essen zu gehen. Da keine Bedienung auftaucht, kümmert sich ein junger Mann darum, dass wir zu unserem Abendessen kommen.
Oft wurde schon betont, wie freundlich die Leute im Oriente sind. Auch wird immer wieder gesagt, dass es hier im Amazonastiefland sehr sicher ist, da es kaum "gente mala" (wortwörtlich übersetzt: schlechte Menschen) gibt. Bisher haben wir glücklicherweise auch noch keine gegenteiligen Erfahrungen gemacht :).
Baeza liegt einige Meter höher als Puyo, weshalb es abends echt kühl wird.
Im Hostal treffen wir auf unseren Hostalvater mit dem wir uns noch eine ganze Weile unterhalten. Rodrigo ist sehr lieb und bei einem Tee tauschen wir viele Erfahrungen aus. Er interessiert sich sehr für Deutschland und unsere Arbeit hier in Ecuador und so kommt die Idee auf, dass es vielleicht möglich ist, die Freunde (meine Trägerorganisation) mit einigen Schulen im Umkreis bekannt zu machen. Wer weiß - vielleicht entsteht ja ein neues Projekt daraus! :)
Besonders lustig wird es als wir auf ein typisches Vorurteil gegenüber Deutschen stoßen. Sobald man hier erwähnt, dass man aus Deutschland kommt, schießt den Menschen ein Gedanke in den Kopf: Bier und Würstchen. Den Leuten dann zu erklären, dass Deutschland nicht nur aus dem Oktoberfest besteht ist manchmal gar nicht so einfach :D.

Da Rodrigo immer wieder internationale Gäste hat, kann er verschiedene Sprachen inzwischen sehr gut imitieren. Das, was er uns als Deutsch präsentiert, klingt für uns zwar lustig aber auch irgendwie nachvollziehbar. Rodrigo meint, dass Russisch für ihn am "agrressivsten" klingt, was er uns mit einer authentischen Imitation der Sprache darlegt.
Hier, im Hostal, fühle ich mich irgendwie zuhause. Ob es dadurch kommt, dass wir alle zusammen quasi in Rodrigos Wohnzimmer sitzen und Tee trinken oder dadurch, dass Rodrigos Frau Marco (dem kanadischen Gast) zuruft, dass seine Wäsche erst morgen fertig ist, kann ich nicht sagen. Jedenfalls sorgt alles für eine sehr familiäre Atmosphäre :).
Als die Tassen leer sind und wir auch schon fast 23 Uhr haben, gehen wir schlafen.
Da es wirklich kalt geworden ist, bin ich froh, dass Rahel neben mir liegt. So profitiere ich zumindest ein bisschen von ihrer Körperwärme :D.
Liebste Grüße aus Ecuador sendet
Clara

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