... jetzt ist auch schon der zweite Monat vorbei! Ein Alltag mit aufräumen, kochen, Wäsche waschen, putzen, einkaufen, früh aufstehen, lachen, entdecken, lieben, arbeiten, leben, erleben und genießen ist entstanden. Nach wie vor fühle ich mich hier sehr wohl. Es gibt immer weniger Dinge, die mir seltsam oder fremd erscheinen und immer mehr Dinge, über die ich mich freue und die mich glücklich machen. Um auf die letzten zwei Monate zurück zu blicken, werde ich im Folgenden versuchen sehr detailliert, meinen Alltag hier unter der Woche und andere regelmäßige Tätigkeiten zu beschreiben.
Ich stehe normalerweise immer so zwischen 6.30 und 6.45 Uhr auf. Dann weckt mich nämlich mein Wecker, den ich bei meinem Handy eingestellt habe. Vor allem am Anfang kam es aber auch noch oft vor, dass ich vor dem Wecker wach war, da wir hier nur Vorhänge haben mit denen es in meinem Zimmer nie wirklich dunkel ist. Deshalb weckt mich morgens auch oft das Sonnenlicht, das durch die Vorhänge scheint. Des Weiteren kann es aber auch sein, dass mich der Regen weckt, der auf das Wellblechdach prasselt. Das ist immer so laut, dass man sich quasi anschreien muss, um sich zu verständigen.
Da wir bisher noch keinen eigenen Herd und keinen eigenen Kühlschrank haben, gehen wir, nachdem wir uns fertig gemacht haben in Ruths Haus zum Frühstücken. Dabei klettern wir über einen kleinen Zaun, der das Apartment von den Hunden abgrenzt, und öffnen dann die Hintertür des Hauses, indem wir die Hand zwischen zwei Gitterstäbe hindurch stecken um den unteren Riegel zu öffnen. Wenn wir Pech haben ist der obere Riegel auch zu und wir müssen die Hand ganz schön verrenken, um diesen zu öffnen.
Im Haus sehen wir dann zum ersten Mal am Tag Miriam, mit der wir gemeinsam frühstücken. Meistens frühstücken wir ein Schüsselchen mit frischem Obst (vorzugsweise Banane + Erdbeeren), das wir mit Joghurt, Haferflocken und Marmelade mischen. Manchmal (vor allem freitags) ist unser Nahrungsmittelvorrat sehr reduziert und es gibt oft nur noch Haferflocken mit Joghurt. Teilweise frühstücken wir auch Brot mit "Butter", queso crema oder Marmelade.
Kurz vor 7.20 Uhr ist es dann Zeit, Zähne zu putzen. Unsere Zahnbürsten nehmen wir morgens immer mit in Ruths Haus und tragen sie mittags wieder ins Apartment.
Nach dem Zähneputzen wird die Hintertür wieder abgeschlossen, die Alarmanlage eingeschaltet und wir verlassen das Haus. Nachdem dann noch die 3 Schlösser der Haustüre abgeschlossen sind, machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Der Weg ist zum Glück relativ kurz, weshalb wir uns meistens schon so um 7.25 Uhr (oder 7.30 Uhr, falls wir später losgehen) auf die Bänke der Busstation setzen, die dann jedes Mal ein komisches Geräusch von sich geben :D - als würden sie unter unserem Gewicht gleich zusammenfallen.
Rafael kommt mit dem Schulbus eigentlich immer zwischen 7.25 und 7.40 Uhr an der Bushaltestelle vorbei. An der Türe (die immer offen ist) steht meisten Paul, ein Schüler des Institutos, der sehr fit ist und immer nach den Kindern, die einsteigen wollen, Ausschau hält und ihnen des Öfteren dann auch beim Ein- oder Aussteigen hilft. Nachdem wir eingestiegen sind, gibt es das erste große Hallo der Kinder. Dann suchen wir uns schnell einen Sitzplatz, da es ziemlich wacklig ist, im Bus zu stehen. Mit Latino-Musik, die das Geschrei der Kinder zu übertönen versucht, fährt Rafael von Haus zu Haus und von Bushaltestelle zu Bushaltestelle um die Kinder einzusammeln. Inzwischen wissen wir eigentlich fast immer, wer wo einsteigt. Wenn die Kinder, die gerade eingestiegen sind, an unserem Platz vorbei kommen, werden wir meistens umarmt oder bekommen ein "hola" zu hören. Ich genieße diese Busfahrt eigentlich immer, da man die wunderschöne Landschaft Puyos bestaunen kann. Lediglich das Hin- und Hergeschaukel des Busses, das an einigen Stellen (die wir inzwischen aber gut genug kennen) in ein Gerüttel übergeht, stört die ruhige Busfahrt und ich bin froh, wenn wir wieder auf einer asphaltierten Straße sind. Ca. 5 Minuten bevor wir im Instituto ankommen, gibt es noch eine Stelle, an der der Bus immer richtig stark wackelt und man muss sich gut festhalten, um nicht auf den Nachbarn zu rutschen :D.
Im Instituto angekommen geht, nachdem mich weitere Kinder begrüßt haben, mein erster Gang ins Sekretariat. Dort unterschreibe ich die Anwesenheitsliste, von der ich mich gegen 13 Uhr mittags wieder austrage. Die zweite Unterschrift setze ich morgens unter die Liste mit der "alimentación" (= Verpflegung).
Danach geht es in meine aula, wo ich meine Tasche abstelle. Manchmal mit, manchmal ohne Luis geht es dann zum Frühstück. Ich bestelle das Frühstück für die Kinder und mich (ja, mein zweites Frühstück :D) bei Miriam, der Köchin. Während ich mein Frühstück, das jeden zweiten Tag aus Reiskeksen besteht, meistens schon innerhalb von 10 Minuten gegessen habe, brauchen die Kinder meistens bis kurz nach halb neun. Immer wieder wiederhole ich "trink deine Milch aus", "iss dein Brot / Ei / Keks / ..." und helfe Eduarda mit dem Zerkleinern ihres Essens. Wenn dann alle Kinder fertig sind, wische ich noch den Tisch ab und gehe dann mit den Kindern zur aula. Dort holen wir Becher, Zahnbürsten und Zahnpasta und machen uns auf den Weg ins Bad. Nicht immer haben wir das Glück, dass es Wasser gibt und falls mal wieder kein Wasser aus dem Hahn kommt, ziehen wir nach unten um, wo es auch ein Waschbecken gibt. Nachdem ich alle Zahnbürsten wieder eingesammelt und den Kinder gesagt habe, dass sie sich das Gesicht waschen sollen, geht es wieder in die aula. Dort startet dann der 1. Unterrichtsblock. Um 10 Uhr klingelt es zur Pause. Wir gehen mit den Kindern Hände waschen und dann wieder in den Speiseraum, wo es täglich eine Frucht für jeden gibt. Nachdem jeder seine Frucht gegessen hat, wische ich wieder den Tisch und gehe dann (wenn es gutes Wetter ist) auch mit Eduarda (die meistens als Letzte fertig ist) auf den Spielplatz. Nach dem 2. Unterrichtsblock, der um 10.35 Uhr beginnt, geht es wieder Hände waschen und dann zum Mittagessen. Wieder bestelle ich das Essen für alle (wobei es manchmal sehr schnell geht, ich manchmal aber auch echt lange warten muss, da viele Lehrer zur gleichen Zeit bestellen, wie ich). Ich warte, bis jedes Kind seine Suppe gegessen hat, bevor ich ihm den Hauptgang (meistens Reis mit Fleisch, Ei oder Gemüse und Salat) und den Saft gebe. Während "meine" Kinder am Essen sind, füllt sich so langsam der Speisesaal. Irgendwo brüllt immer ein Kind, das nicht essen will, es fällt eine Suppe um oder Kinder streiten sich. Inzwischen bleibe ich dabei allerdings immer sehr ruhig und genieße diese belebte Atmosphäre fast schon. Da ich inzwischen nur noch den Hauptgang esse (die Suppe ist nicht ganz mein Fall), bin ich immer schon relativ früh fertig und habe genug Zeit, Eduarda ihr Essen zu füttern. Nach dem Mittagessen geht es zum zweiten Mal Zähne putzen. Danach werden alle Rucksäcke, in die wir manchmal noch Nachrichten für die Eltern stecken, auf die Kinderrücken gepackt und ich setze den Teil, der mit dem "ersten Bus" fährt, auf die Sitze.
Danach hole ich meine Tasche, verabschiede mich von Luis und treffe dann auf Rahel mit der zusammen ich den "zweiten Bus" (wenn der Bus zum zweiten Mal am Instituto vorbei fährt) nehme. Wenn wir nicht gerade im Zentrum aussteigen, setzt uns Rafael meistens gegen 13.30 Uhr zuhause ab.
Dort werden dann wieder alle Schlösser aufgeschlossen und die Alarmanlage deaktiviert. Nach dem Anruf der Sicherheitsfirma, die die Deaktivierung überprüft, gehen Rahel und ich ins Apartment.
Montags ist immer Waschtag und wir schmeißen die dreckige Wäsche, die teilweise nicht viel sauberer wieder herauskommt, in die Waschmaschine, hängen sie nach einer knappen Stunde auf und sammeln sie dienstags wieder ein.
Montags, mittwochs und freitags gehen wir immer zur bailoterapia. Dazu gehen wir um 18.15 Uhr zuhause los, sammeln noch eine Nachbarin ein und laufen dann zur cancha, wobei wir versuchen, Ruth und die Nachbarin möglichst nicht abzuhängen :D. Bei der cancha angekommen, stellen wir unsere Trinkflaschen auf den Platz, auf dem wir später dem / der profe nachtanzen.
Freitags backen wir seit kurzem immer Brot und sonntags immer einen Kuchen. der meistens wenige Minuten nach der Fertigstellung schon wieder gegessen ist.
Der halbe Samstag geht meistens zum Einkaufen drauf, was aber, wie ich schon beschrieben hatte, immer wirklich nötig ist, da am Ende der Woche beinahe alle Nahrungsvorräte aufgebraucht sind.
Jede Woche müssen wir uns außerdem um die Trinkwasserversorgung kümmern. Wenn wir nicht gerade das Glück haben, dass der Wasserwagen vorbei fährt, geht es mit dem leeren Kanister zum kleinen Laden um die Ecke und schwer beladen mit einem Vollen wieder zurück.
Dadurch, dass man das Toilettenpapier hier in den Mülleimer wirft, muss mehrere Male in der Woche der Müll weg gebracht werden.
Eine weitere, fast alltägliche Aufgabe ist es, Kakerlaken und andere ungebetene Gäste aus dem Apartment zu entfernen.
Abends besteht die Routine immer aus essen, Tee trinken, Kekse essen, einen Film oder eine Folge einer Serie anschauen, Blog schreiben, Zähne putzen und duschen. Dann geht es ins Bett und wieder ist ein Tag in Puyo vergangen.
Nachdem ich jetzt die Dinge, die wirklich immer so stattfinden, wie beschrieben, erläutert habe, werde ich die kommenden "Alltagsposts" wohl kürzer fassen und nicht jedes Mal so ins Detail gehen. Ich hoffe, ich konnte euch einen Einblick in meinen Alltag und meine Alltagsaktivitäten geben :).
Auf die nächsten 10 Monate in Ecuador,
Clara
Das klingt alles echt toll! Ich freu mich so, dass es dir so gut geht, aber trotzdem vermiss ich dich jeden Tag ein bisschen mehr!
AntwortenLöschenPass auf dich auf. Hab dich lieb <3
Ich vermisse dich auch! <3
LöschenMach ich, bis dann :)