El Río Pastaza

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Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Sonntag, 22. November 2015

Tag 84

Heiratsantrag, comida típica del Ecuador und Leggingstrend.
Als wir heute Morgen im Taxi zum Instituto fahren, bekomme ich ein merkwürdiges Angebot gemacht. Beim Smalltalk mit dem Taxifahrer gebe ich zu, dass es mir bisher hier in Puyo am besten gefällt, verglichen mit den anderen Orten, die ich in Ecuador schon gesehen habe. Daraufhin meint der "taxista" (der übrigens tatsächlich noch recht jung zu sein scheint), dass ich ja für immer in Puyo bleiben könnte, wenn ich ihn heiraten würde :D. Er scheint es jedoch verkraften zu können als ich seinen Antrag ablehne ;).
Im Instituto angekommen haben viele Gruppen schon ihre Tische rund um den oberen Pausenhof aufgebaut. Zur Erinnerung: heute findet die "Kermes de la comida típica" statt, bei der jede Gruppe des Institutos ein Nationalgericht präsentiert. Auch ich stelle 2 Tische für meine Gruppe auf und warte dann darauf, dass die Eltern der Kinder eintrudeln, denen wir aufgetragen haben, die Zutaten mitzubringen. Währenddessen bastele ich ein Verkaufsschild (da alle Gerichte unter anderem auch für den Verkauf gedacht sind) und gehe die anderen Gruppen bei ihrer Vorbereitung besuchen. Endlich kommt Matías mit seiner Mutter, die den Hauptbestandteil "choclo" bzw. "mote" (= Mais) für unser Gericht mitbringt.


Da Matías' Mutter darauf bestanden hat, heute ein Foto von Matías und mir zu machen und ich sie danach gefragt habe, ob es in Ordnung sei, dieses zu veröffentlichen, was sie bejaht hat, kann ich euch jetzt ein Bild ohne verpixelte Kindergesichter zeigen.

Als ich dann schon fast aufgegeben habe, dass noch jemand kommt, geht plötzlich alles ganz schnell und im Nu ist unser Gericht "choclo mote", ein Nationalgericht der "sierra" fertig. Es besteht aus Mais, Bohnen, Fleischstücken und Kartoffelstückchen und wird mit Erdnusssoße (wozu mir Eduardas Mutter noch unbedingt das Rezept geben will), Fett und Tomaten-Zwiebel-Salat (= "curtido") serviert. Die Mütter sind sehr engagiert und da mich inzwischen auch alle kennen werde ich in ihre Gespräche miteinbezogen. Heute sehen sie mich aufgrund Luis' Abwesenheit außerdem noch als Verantwortliche, wissen dabei aber nicht, dass ich nur wenig mehr Ahnung von der Planung des Tages habe, wie sie :D. Man scheint es mir jedoch nicht angemerkt zu haben, denn am Schluss werde ich von jeder Mutter gedrückt, es wird nach meinen Kontaktdaten gefragt und sie bedanken sich bei mir dafür, wie gut ich alles auch ohne Luis im Griff habe ;D.
Sobald ich mir keinen Kopf mehr darum machen muss, dass die Mütter kommen und auch nicht mehr wegen irgendwelcher Schüsseln und Messer, die benötigt werden, durch die Schule renne, setze ich mich zusammen mit den anderen Freiwilligen auf eine Bank und wir fangen an, uns durch die verschiedenen Gerichte zu probieren.
Rahel und ich probieren als erstes "morocho con empanada" (ebenfalls ein Nationalgericht aus der "sierra"). Kaum haben wir das gegessen entdecken wir die nächste leckere Sache ("shlapingacho") und sobald wir unseren Teller leer haben setzen wir uns wieder auf die Bank und beobachten das Geschehen. Keine halbe Minute später dreht uns Samuel "maito de tilapia" an und wir sind kaum fertig, da bringt er immer weitere Teller mit leckeren Sachen, die wir schlecht ablehnen können. Auch Jenny überredet mich, ihr Gericht zu probieren und um meiner "alten Gruppe" Solidarität zu erweisen, ist auch dieses Gericht in meinem Magen herzlich willkommen :D. So kommt es, dass wir bis ca. 11 Uhr alle (bis auf 3) Gerichte probiert haben und so satt sind, dass wir uns überlegen, ob wir nicht einfach nach Hause rollen - billiger wäre es auf jeden Fall :D. Ich nutze für meine Rechtfertigung jetzt aber mal Samuels Worte: "tienen que probar todo" (= ihr müsst alles probieren).
Übrigens gab es eine Jury, die die Gerichte bewertet hat (hätte ich das früher gewusst, hätte ich mich natürlich freiwillig gemeldet :D) und meine Gruppe hat tatsächlich den zweiten Platz belegt.
Im Folgenden seht ihr eine Auswahl von den Nationalgerichten aus "sierra", "costa" und "oriente", die heute angeboten wurden und von denen ich (fast) alle probiert habe :D. Falls es Fragen zu den einzelnen Gerichten gibt, stehe ich dazu gerne zur Verfügung, denn als ich auf die Mütter gewartet habe, hatte ich genug Zeit, rauszufinden, wie die anderen Gerichte entstehen ;).


"morocho con empanada"
"agua de Wayusa" (schmeckt wie selbstgemachter, sehr süßer Eistee)
"caldo de cangrejo"
"ceviche de camarón"
"choclo mote"
"encebollado de pescado"
"maito de tilapia"


"quimbolito" (einer meiner Favoriten unter den Nachspeisen)
"llapingacho" (mein absoluter Favorit unter den Hauptgerichten)
"sopa de queso"
"empanada de yuca con tilapia" (der Gewinner des Wettbewerbs)


"ají de pollo" + "espumilla"
"caldo de 31" (= Innereieneintopf); gehörte zu den Sachen, die ich nicht probiert habe ;D
Da wir nicht beschließen, sofort nach Hause zu rollen, machen wir noch einen Umweg über das Zentrum. Während wir in einer Seitenstraße zum Zentrum laufen, sticht uns mal wieder sehr der Leggingstrend ins Auge. In fünf Minuten, in denen wir die Straße entlang laufen kommen uns 28 Frauen entgegen, 17 davon mit Leggings. Das sind knappe 2/3!! :D. Aber um ehrlich zu sein, ist das für uns überhaupt kein Problem, denn bei dem ganzen Essen hier wird es früher oder später dazu kommen, dass wir uns anpassen und auf Leggings umsteigen müssen weil wir sonst in keine Hosen mehr passen :D.
Was mir außerdem noch im Zentrum auffällt ist, die "Weihnachtsstimmung".


so sieht es gerade an jeder Ecke aus :D
Zuhause sehe ich auf Facebook, dass auch Samuels Tochter mit ihren Kindern schon heftig am dekorieren ist und heute sogar schon den Weihnachtsbaum aufgebaut hat. Wenn man einen Blick in andere Häuser erhaschen kann, scheint das aber nicht unüblich zu sein, den Baum jetzt schon zu schmücken ;).
Auf dem Heimweg sehen wir einen Schmetterling, dessen Farbe mich so beeindruckt, dass er an dieser Stelle einfach eine Erwähnung wert ist.



Als wir abends noch mit David und José unterwegs sind, wundert sich David, dass der eine Supermarkt "schon" (wir hatten es 22.45 Uhr) zu hat, was Rahel und mich amüsiert.
Mit jeder Menge Essen im Bauch und jeder Menge neuer Eindrücke gehe ich jetzt endlich schlafen.
Muchos saludos y un abrazo fuerte,
Clara

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