Um halb 10 machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle. Wir steigen in einen klapprigen Stadtbus und ich bitte den Fahrer, uns zu benachrichtigen, wenn wir dort sind, wo Rahel und ich den Rundgang beginnen wollen.
Der Rundgang startet am Parque Seminario oder auch Parque Iguana. Diesen zweiten Namen erhält der hübsche Park aufgrund der Tiere, die auf Bäumen oder auf dem Gras sitzen oder auch über den Weg spazieren. Iguanas sind nämlich Leguane, die wir verbotenerweise auch mit Banane füttern ;). Es wundert und später übrigens, dass die Leguane wirklich nur im Park sitzen und nicht in der ganzen Stadt verteilt sind :D.
Direkt gegenüber vom Park werfen wir einen Blick in die Kathedrale.
Nach einem kurzen Fußweg stehen wir auf dem Malecón. Diese Uferpromenade am Río Guayas ist gesäumt von kleinen Essensständen und verschiedenen Attraktionen.
Außerdem sieht man von ihr aus den protzigen Regierungspalast und das noch protzigere Rathaus.
Weiter dem Malecón folgend kommen wir zum Wahrzeichen der Stadt "La Rotonda". Dieses Monument ist den Befreiern Simón Bolívar und San Martín gewidmet.
Am Ende des Malecóns machen wir halt und essen zu Mittag. Leider sind die Restaurants, die mein Reiseführer empfiehlt, entweder geschlossen oder unauffindbar, weshalb wir die nächste lateinamerikanische Fastfoodkette testen.
Dann geht es weiter in das Viertel Las Peñas. Dieses hübsche Künstlerviertel mit seinen bunten Häuschen und schönen Gärten ziert den Cerro Santa Ana.
Bis ganz nach oben auf den Santa-Ana-Hügel, wo eine kleine Kapelle und ein Leuchtturm steht, sind es genau 444 Stufen. Das weiß ich nicht nur deshalb, weil es so im Reiseführer steht, sondern auch weil jede Stufe mit einer Nummer beschriftet ist. Während wir die Stufen empor steigen werden uns oft anzügliche Bemerkungen hinterhergerufen oder es wird uns hinterhergepfiffen, weshalb wir trotz Wachpersonal etwas schneller auf- und absteigen.
Im Parque Centenario machen wir eine kleine Verschnaufpause. Diese wird allerdings durch eine ältere Frau unterbrochen. Sie fragt uns, ob wir sie verstehen und als wir dies bejahen, fängt sie an uns vor den Menschen hier zu warnen. Immer wieder sagt sie "cuidanse mucho" (= passt gut auf euch auf), "no confian en la gente" (= vertraut den Leuten nicht) und "la gente es mala" (= die Leute sind schlecht). Sie rät uns davon ab, Shorts zu tragen und nachts auszugehen. Zusammen mit ihrer Schwester, die bald dazu kommt, zeigt sie außerdem in die Richtung, in der die Polizei liegt. Als sie sich verabschieden, wird nochmal wiederholt, dass wir gut auf uns aufpassen sollen und wir werden gesegnet. Grinsen müssen wir schon, als sie wieder weg sind, allerdings haben sie es ja nur gut gemeint und leider ist die Kriminalitätsrate hier tatsächlich nicht zu ignorieren.
Unsere letzte Station ist der Cementerio General. Diesen Friedhof erreichen wir über die Avenida 9 de Octubre, die Hauptgeschäftsstraße Guayaquils. Wie auch in Puyo und Quito sind auch hier die Straßen nach wichtigen Personen, bedeutenden Daten oder Städten benannt.
Schon bevor ich den Friedhof betrete, bin ich sehr beeindruckt. Die Gräber sind alle ganz in weiß oder hellgrau gehalten und lediglich eine Palmenallee und die bunten Blumen an den Gräbern setzen vereinzelte Farbakzente.
Während wir durch den Friedhof laufen, dessen Mauern in denen die Särge liegen labyrinthartig angeordnet sind, begegnen wir Angehörigen, die Blumen an die Gräber stecken, einem Eisverkäufer und ein paar Männern, die anbieten, den Gräbern einen frischen weißen Anstrich zu verleihen.
Zwischen den luxuriösen Marmormausoleen kann ich mir gut vorstellen, warum dieser Friedhof als einer der "allerschönsten Amerikas" beschrieben ist (auch wenn ich persönlich nicht dort begraben sein wollte). Mein Reiseführer warnt vor Raubüberfällen, wir laufen aber glücklicherweise keinem Dieb über den Weg. Den Grabnummern entnehmen wir, dass auf dem offiziellen Teil des riesigen Friedhofes mehrere Millionen Gräber liegen. Neben diesen "offiziellen" Gräbern stecken auf dem Cerro del Carmen, dem der Friedhof zu Fuße liegt, teils vermoderte Holzkreuze im Boden, die ebenfalls Gräber kennzeichnen.
Nach einer knappen halben Stunde haben wir endlich den Ausgang gefunden und wir laufen in die Arme ettlicher Blumenverkäufer, die sich wohl schon für den "Día de los difuntos" morgen vorbereitet haben.
Eine knappe Dreiviertelstunde Busfahrt später kommen wir um 17.30 Uhr endlich wieder im hostal an.
Wir kochen uns Nudeln mit Tomatensoße und da wir uns den doch etwas teuren Parmesan, den wir gefunden haben, gegönnt haben, schmeckt das Abendessen gleich doppelt so gut.
Wir kochen uns Nudeln mit Tomatensoße und da wir uns den doch etwas teuren Parmesan, den wir gefunden haben, gegönnt haben, schmeckt das Abendessen gleich doppelt so gut.
Meine Eindrücke von gestern haben sich grob genommen nur wenig verändert. Inzwischen kommt mir Guayaquil zwar nicht mehr so unübersichtlich vor, meine restlichen Eindrücke haben sich jedoch bestätigt. Die bevölkerungsreichste Metropole Ecuadors wirkt abseits der Hauptstraße und der Sehenswürdigkeiten und abgesehen von den riesigen, modernen Gebäuden, die die Stadt durchziehen, ziemlich vernachlässigt - ja teilweise sogar heruntergekommen.
Das Wirtschaftszentrum Ecuadors nehme ich als einen krassen Bruch zwischen dem Reichtum der Einen und der Armut der Anderen wahr.
Muchos saludos y un abrazo fuerte
Clara
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