Salinas de Guaranda.
Gegen 8 Uhr werden Rahel und ich durch Dorians (Sarahs Sohn) fröhliches Baby-Gebrabbel geweckt. Wenig später machen wir uns auf den Weg zum Terminal. Nach kurzer Verwirrung, wo wir eigentlich hin möchten (es gibt in Ecuador 2 "Salinas" und außerdem ein "Guaranda", wir aber wollen nach "Salinas de Guaranda") und nach einem typisch ecuadorianischen Kontinentalfrühstück (bestehend aus heißer Milch mit wahlweise Löskaffee oder Kakaopulver, Eiern, Brötchen, Käse und Saft) sitzen wir im Bus.
Kaum kommen wir in Guaranda an (ein notwendiger Zwischenstopp auf dem Weg nach Salinas de Guaranda) stehen wir an einer Ecke vor einem kleinen Laden aus dem eine alte Frau uns entgegen ruft, ob wir denn nach Salinas de Guaranda wollen. Rahel und ich bejahen dies und die Frau zeigt auf die camioneta-Taxis, die um die Ecke warten. Etwas skeptisch erkundigen wir uns nach dem Preis für die Fahrt und können es kaum glauben, dass wir für die 45 Minuten Fahrt nur 1$ pro Person zahlen!
Warum das camioneta-Fahren hier so billig ist wird mir kurze Zeit später klar, denn ich finde mich eingequetscht zwischen zwei älteren Herren (einer davon der Fahrer) in der Fahrerkabine des camionetas wieder. Rahel ergeht es nicht viel besser denn sie teilt sich zusammen mit 4 weiteren Fahrgästen die Rückbank. Auch die Ladefläche des Pick-ups, die überdacht und mit Holzbänken bestückt ist, ist besetzt. Immer wieder steigen Leute ein und aus. Besonders amüsant finde ich es, wenn die Personen von der Ladefläche an die Heckscheibe hämmern um dem Fahrer zu verstehen zu geben, dass sie aussteigen möchten.
Irgendwann taucht vor uns auf einmal ein anderes camioneta auf auf das Kühe geladen wurden. Ein Kälbchen hängt von der Ladefläche und unser Fahrer überholt schnell um Bescheid zu geben und das Kälbchen aus seiner Misere zu befreien.
Die ganze Fahrt über war mein rechter Sitznachbar damit beschäftigt, höchst interessiert die Bilder in meinem Reiseführer zu studieren. Er ist sehr begeistert von "diesem tollen Buch" und bietet mir jetzt an, mir den Reiseführer abzukaufen :D.
In Salinas angekommen führt unser erster Weg in eine Pizzeria. Dort teilen wir uns eine Calzone, die mit regionalen Produkten gefüllt ist und uns mehr als zufrieden stellt.
In dem knapp 2000 Einwohner Dorf haben wir uns schnell einen Überblick verschafft und besuchen die Touristeninformation. Da Salinas de Guaranda bekannt ist für seinen überaus erfolgreichen Export an Käse, Schokolade, Schinken und Salz, beschließen Rahel und ich eine Tour durch die verschiedenen "Microempresas" (= Mikrounternehmen :D) zu machen.
Zuerst führt uns Alex zur Käserei. Auf dem Weg haben wir einen schönen Blick auf das Dorf dessen bunte Häuser sich an die grünen Berge schmiegen.
In der Käserei finden wir tatsächlich endlich mal Käse, den man in ähnlicher Form auch aus Deutschland kennt. Neben dem "queso fresco", dem weißen Käse, der hier in Ecuador überall zu bekommen ist können wir auch Gouda, Tilsiter, Mozzarella oder "Andino maduro" kaufen.
Nach der Käserei geht es zur Chocolaterie, deren Produkte sogar nach Japan exportiert werden!
Zuletzt zeigt uns Alex die Salzminen. Das Salz wird in einer kleinen Lehmhütte aus der es gewaltig raucht aus dem salzigen Wasser gewonnen. Überwacht wird alles von einer 80-jährigen Dame, die uns sehr genau mustert als wir einen kurzen Blick hineinwerfen.
Da Salinas auf über 3500 Höhenmetern liegt, fällt auch hier das Atmen schwer und Rahel und ich sind etwas aus der Puste als wir eineinhalb Stunden später wieder auf dem zentralen Platz stehen.
Wir schauen noch in dem Laden vorbei, wo alle Produkte verkauft werden, die in Salinas hergestellt werden. Neben Käse, Schokolade, Schinken und Salz finden wir diverse Strohkörbchen in unterschiedlichen Farben und Formen, Kleidung, Cremes und ätherische Öle, weitere Fleischprodukte und leckere Soja-Kekse.
Mit Plastiktüten voller Spezialitäten der "Salineritos" steigen wir gegen frühen Abend erneut in ein camioneta. Diesmal habe ich den Beifahrersitz für mich und auch Rahel muss sich die Rückbank mit nur zwei Personen teilen. Kurz vor Guaranda hält unser Fahrer auf einmal an und steigt aus. Als er zurück kommt informiert er uns darüber, dass eine Ecke weiter eine Polizeikontrolle steht. Er geht zur Ladefläche und 9 Personen (!!!) müssen die Fahrt hier vorzeitig beenden. Rahel und ich fragen uns, ob es der Polizei nicht auffällt, dass täglich mehrere hundert Menschen über die Polizeikontrolle pilgern und auf der "anderen Seite" erneut auf die Ladefläche eines camionetas klettern denn als wir die Kontrolle passieren, kommen uns weitere Personen zu Fuß entgegen :D.
In Guaranda machen wir uns sogleich auf den Weg zum Terminal, der uns mal wieder mit "nehmt ein Taxi" beschrieben wird. Dieser Empfehlung gehen wir nicht nach, laufen allerdings auch in nur wenigen Minuten zum Busbahnhof, der uns als "muy lejos" (= sehr weit weg) beschrieben wurde.
Mit einer Komödie, die so krampfhaft versucht, lustig zu sein, dass es in Rahels und meinen Augen einfach nur noch ätzend ist, geht es zurück nach Riobamba.
Dort freuen wir uns sehr über den leckeren Käse auf unserem heutigen Abendbrot und gehen dann schon bald schlafen.
Bis ganz bald, eure
Clara
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