Einfluss der Regierung im Schulalltag und Weihnachtsvorbereitungen.
Anders als in Deutschland gibt die ecuadorianische Regierung im öffentlichen Bildungswesen
(unser Instituto mit eingeschlossen) sehr vieles vor. Dies hat negative, als auch positive
Seiten.
Wie schon erwähnt müssen sich jeden Montag Morgen alle Schüler und Lehrer vor der Schule aufreihen, die
ecuadorianische Flagge hissen und die Nationalhymne singen. Dabei trägt jeder Schüler (wie auch während dem Rest der Woche) seine
Schuluniform. Lehrer besitzen ebenfalls eine Uniform, die
jeden Tag ein anderes Outfit vorschreibt (angefangen mit einem festlichen Hemd am Montag und
abschließend mit einer Turnhose am Freitag).
Der Inhalt der Schulmahlzeiten wird ebenfalls
angeordnet und kontrolliert. Jedem Schüler wird ein Frühstück, eine Frucht in der Pause und ein Mittagessen in der Schule angeboten, was meiner Meinung nach sehr gut ist, da es immer
wieder Schüler gibt, die mit großem Hunger aus dem Wochenende kommen. Mit Hilfe der Regierung kann garantiert
werden, dass jedes Kind zumindest werktags genug zu Essen bekommt. Zusätzlich werden den Kindern abgepackte
Frühstücksportionen mit nach Hause gegeben.
Auch was die Gesundheit der Kinder betrifft, hat die
Regierung die „Finger im Spiel“. Regelmäßig kommen Ärzte ins Instituto, die jeden Schüler impfen
wollen. Unsere Aufgabe dabei ist es, angeschlagene und kranke Kinder vor den Spritzen zu retten,
da in der Anonymität des Prozesses darauf keine Rücksicht genommen werden kann.
Kürzlich
bekamen wir Besuch von einem Zahnarzt, der den Schülern zeigte, wie man richtig die Zähne putzt.
Dabei wurde jeder Schüler mit einer kostenlosen Zahnbürste und Zahnpasta ausgestattet. Außerdem bekamen wir neulich Besuch von einer Ärztin, die über Aufklärung gesprochen hat. Diese war auch heute - am Welt-AIDS-Tag - wieder da und hat über die Krankheit, deren Verlauf und deren Übertragung gesprochen. Auf Spanisch heißt AIDS übrigens SIDA. Genau so wie bei NATO (= "OTAN") und UNO (="ONU") wurden hier einfach nur die Buchstaben in eine andere Reihenfolge gebracht. Mit einem roten Schleifchen, das mir angesteckt wird gelte auch ich jetzt als "Botschafterin" :D.
Der Einfluss der Regierung reicht soweit, dass sie entscheidet, welcher Lehrer eingestellt wird, wer
welchen Posten besetzt und wer gefeuert wird. Dabei wird leider auch darauf geachtet, welcher Lehrer welche
politische Partei unterstützt.
Zusätzlich schreibt die Regierung vor, dass alle Schüler jährlich einen
demokratischen Prozess in der Schule miterleben müssen. Dieser fand bei uns in Form der Schülerratswahl Anfang November statt.
Der heutige Unterricht in Luis' Gruppe steht ganz unter dem Motto "Weihnachtsvorbereitungen". Während ich ironischerweise Schneeflocken ausschneide, stanzt Luis aus Glitzerpapier Sterne und andere Formen aus (ich wundere mich dabei etwas, was ein Schmetterling mit Weihnachten zu tun hat :D).
Zweimal werden unsere Vorbereitungen unterbrochen.
Das erste Mal wird Luis zu einem tierischen Notfall gerufen und kommt wenig später mit einer Riesenheuschrecke in den Händen zurück. Er erklärt mir, dass die Kinder, die in Indigenenkommunen leben, diese oft einfangen und an Affen verfüttern.
Das zweite Mal klopft das Fernsehen an unsere Tür. Da gerade ein Weihnachtsvideo gedreht wird und auch das Instituto darin vorkommen soll, werden die Kinder schnell vor die Tür der aula gestellt und es wird ein Lied gesungen. Auch ich bekomme einen kleinen Part in dem Video. Ein Kind soll mir eine Plastikrose übergeben und "feliz navidad" (= frohe Weihnachten) sagen. Da die Kinder aber von der Kamera und den fremden Leuten ziemlich eingeschüchtert sind, wird diese Szene ziemlich oft und mit verschiedenen Kindern gedreht. Als auf einmal dann doch alle Kinder über mich herfallen, mich umarmen, sich an mich hängen und tatsächlich irgendjemand "feliz navidad Clara" schreit, ist das Fernsehteam aber zufrieden. Als "Gage" für meinen Auftritt darf ich die Plastikrose sogar behalten :D.
Nach dem Mittagessen kehren wir Freiwilligen noch einmal ins Instituto zurück. Da wir, wie schon erwähnt, ein gruppenübergreifendes Projekt starten wollen, gibt es dazu heute eine Besprechung. Es ist sehr interessant, eine Lehrerbesprechung, bei der auch wirklich alle Lehrer mal da sind, mitzuerleben. Wie immer läuft alles sehr formell und offiziell ab aber in manchen Momenten erinnert mich alles auch an eine chaotische Klassenzimmerdiskussion,
Zuhause ist endlich "mamá Ruth" (= Mama Ruth, so wurde Ruth von Paulina neulich genannt) wieder da, die seit Freitag in Loja war, um sich einer Zahn-OP zu unterziehen. Des Weiteren bin ich heute dran, das erste "Türchen" unseres Adventskalenders zu öffnen :).
Ich hoffe, ihr seid gut in den Dezember gestartet!
Liebe Grüße aus Puyo, eure
Clara
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