El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Freitag, 18. Dezember 2015

Tag 106 - 110

Chaclacayo – das Zwischenseminar.

13.12.2015
Gegen Vormittag brechen wir zum Zwischenseminar in das von Lima eineinhalb Stunden entfernte Chaclacayo auf. Dort angekommen fällt mir als erstes auf, dass es dort viel wärmer und auch der Himmel viel klarer ist.
Ungefähr eine Stunde irren wir zu fünfzehnt mit Rucksäcken bepackt durch Chaclacayo bis wir unsere Unterkunft für die nächsten 5 Tage finden. Die Unterkunft befindet sich auf einem Klostergelände und ist ein hübsches kleines Häuschen. Es gibt eine riesige Gartenanlage und sogar einen Pool. Mir gefällt es auf Anhieb und auch die anderen Freiwilligen wirken begeistert.


Nach und nach trudelt auch der Letzte ein und am Schluss sind wir zu dreißig Freiwillige - 28 aus Peru und Rahel und ich aus Ecuador. Neben den anderen Freiwilligen treffen wir zusätzlich auf ein weiteres vertrautes Gesicht: Jonah – ein ehemaliger Freiwilliger, der schon auf dem Vorbereitungsseminar einer meiner Gruppenleiter war.
Aus der deutschen Bäckerei in Lima gibt es am Nachmittag Kuchen und Kekse und Jonah und Andreas (ein Mitarbeiter der Freunde und unser Ansprechpartner das Jahr über) begrüßen uns.
Jeden Tag gibt es von 18 bis 19 Uhr Tanzunterricht mit José und so lernen wir auch heute einen traditionellen peruanischen Tanz. Danach kühlen wir uns im Pool ab bevor es Abendessen gibt. Nach dem Essen versammeln wir uns noch einmal. Vor dem Seminar wurde uns aufgetragen, eine Person in unserem jetzigen Umfeld über ihre Biografie auszufragen. Somit sitzen wir abends noch zusammen und lauschen einigen Lebensgeschichten Lateinamerikas.

14.12.2015
Der gesamte Vor- und Nachmittag steht heute im Zeichen der Reflexion und des Rückblicks. Am ersten Tag in Chaclacayo, an dem es seit acht Jahren kein gutes Wetter während des Seminars hat, zeichnen wir Stimmungskurve(n) bezogen auf die Arbeit, die Gesundheit, den Sprachfortschritt und / oder das allgemeine Wohlbefinden. Später stellt jeder seine Stimmungskurve(n) in einer der zwei eingeteilten Gruppen vor. Dabei fällt mir auf, dass es bei der großen Mehrheit zu einem ähnlichen Schaubild gekommen ist. Leider wird aber auch klar, dass nicht jeder so konfliktlos durch die vergangenen Monate spaziert ist wie Rahel und ich das getan haben. Es gibt auch durchaus Leute, die an einen Abbruch des Freiwilligendienstes denken. Es wird aber natürlich bis zur letzten Sekunde nach einer Lösung gesucht :).
Beim Tanzen mit José lernen wir heute einen typischen Tanz aus der "selva" (= dem Dschungel).
Abends geht es dann noch darum, den morgigen Tag zu planen, denn wir werden in eine Einrichtung für Menschen mit Behinderung fahren und dort den Nachmittag gestalten.

15.12.2015
Nach dem Frühstück brechen aus dem blauen Himmel in Chaclacayo auf, rein in de grauen Himmel von Lima. In einem eher ärmeren Viertel besuchen wir ein Heim für (Klein-)Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung. Wir sollen heute das Nachmittagsprogramm gestalten, über das wir uns gestern Gedanken gemacht haben.
Zusammen mit 7 anderen Freiwilligen bin ich in der Gruppe der Erwachsenen. Wir werden von dem Heimleiter empfangen, fahren dann aber mit einem Bus ein Stückchen weiter zu dem Grundstück auf dem die Erwachsenen untergebracht sind. Dort angekommen empfängt uns der Vater einer jungen Kleinfamilie, die zusammen mit den 20 Jugendlichen und Männern zwischen 11 und 44 Jahren auf dem Gelände lebt und für die Bewohner verantwortlich ist. Die Gebäude sind sehr hell und einladend und es sieht alles sehr gepflegt aus. Es gibt einen Speisesaal, der auch als Gemeinschaftsraum dient, zwei Schlafsäle, drei Bäder und eine Küche. Außerdem eine kleine Wohnung, in der die Familie lebt.
Der junge, sympathische Familienvater stellt uns den Bewohnern vor und erklärt uns einige Dinge.
Zuerst gibt es Mittagessen. Wir helfen beim Füttern und ich bin begeistert, dass ich mal einen kompletten Löffel (und nicht wie bei Eduarda nur die Löffelspitze) auf einmal füttern kann :D. Der junge Mann erklärt uns, dass wenn wir nicht da sind, die Bewohner sich gegenseitig beim Essen helfen, was ich sehr schön finde :). Nach dem Essen gibt es im Innenhof eine Pause, in der wir mit den Bewohnern Malen, Puzzeln oder ihnen ein Kartenspiel beibringen. Da nach der Pause Wassermelone gegessen wird, woraufhin viele T-Shirts die Obstpause bezeugen können, werden T-Shirts geholt und die Bewohner werden umgezogen. Dabei wird nicht darauf geachtet, wem welches T-Shirt "gehört", sondern vielmehr wem welches T-Shirt passt.
Danach dürfen wir das Programm weitergestalten. Wir fangen mit ein paar Rhythmusspielen an und singen mit den Bewohnern ein umgedichtetes "Hejo spann den Wagen an". Den Text dazu haben wir uns am Vorabend ausgedacht und er lautet wie folgt:
Todos hacemos música
y hoy día vamos a cantar
Canto y violine
canto y violine
Den Bewohnern und auch dem jungen Familienvater scheint es sehr zu gefallen, denn alle klatschen und singen begeistert mit.
Unser nächster Programmpunkt ist ein Weihnachtslied, das wir gemeinsam singen möchten. Da dieses Lied sehr bekannt ist, macht der "Heimvater" ein Video an und "Mi burrito sabanero" erklingt in den verschiedensten Versionen. Es hält keinen lange auf dem Stuhl und so wird aus der Gesangs- eine Tanzrunde.
Zum Abschluss basteln wir mit den Bewohnern noch Papierschneeflocken und hängen diese an die Fenster. Das macht uns wie auch den Bewohnern so viel Spaß, dass der Bus, der uns abholt, mehr als einmal hupt bevor wir uns endlich verabschieden.
Wir singen noch "Maria durch ein Dornwald ging" und dann wird der "Engelschor" (wie uns der "Heimvater" nennt) verabschiedet.
Obwohl ich den Nachmittag wirklich spannend fand und es auch mal eine Abwechslung zu den Kindern in meiner Arbeit in Puyo war, muss ich ein bisschen Kritik üben. Für mich war es schwer, mich in nur 3 Stunden auf die verschiedenen Leute einzustellen, weshalb ich es schwierig fand, eine Begegnung auf Augenhöhe herzustellen. Dennoch hat es mir viel Spaß gemacht und vor allem freut man sich jedes Mal, wenn man in lachende Gesichter schaut, was für mich bei dieser Arbeit das wichtigste ist.
Nach dem Besuch im Heim fahre ich zum allerersten Mal seit knapp 4 Monaten mal wieder etwas wie eine S-Bahn. Unser Ziel ist eine Tanzaufführung im historischen Zentrum Limas. Kurz bevor wir die Metrostation wieder verlassen wird uns allerdings mitgeteilt, dass heute keine Aufführung stattfindet. Ein bisschen planlos stehen wir mitten im hektischen Lima an einer Kreuzung. Da Andreas nicht zu erreichen ist, beschließt Jonah, der uns den Tag über begleitet, noch einen Spaziergang durchs historische Zentrum zu machen, bis uns ein Bus wieder zurück nach Chaclacayo bringen kann.
Da wir allem Anschein nach nicht alle zusammen mit dem Bus ins historische Zentrum fahren können, wird ca. eine Viertelstunde über den Treffpunkt diskutiert.
Letztendlich schaffen wir es dann aber doch alle in einen Bus, auch wenn wir großes Gedränge in Kauf nehmen müssen.
Eine halbe Stunde aber nur wenige Kilometer später (ich werde Lima immer mit einem riesigen Verkehrschaos verbinden) kommen wir im historischen Zentrum an.
Ortskundige Limeños (die Einwohner von Lima, zu denen jetzt auch die Freiwilligen zählen) führen uns zu einem Falafel-Stand. Da wir dort zu fünfzehnt in der Reihe stehen und der Besitzer den Anblick so klasse findet, muss er von der großen Menschenansammlung vor seinem Stand noch ein Foto machen, bevor die leckeren Falafel endlich produziert werden.
Insgesamt finde ich das historische Zentrum den bisher schönsten Teil von Lima. Die großen, kolonialen Gebäude sind sehr imposant und der Plaza de Armas (so etwas wie der Marktplatz) ist zwar etwas kitschig aber dennoch schön beleuchtet.
Danach essen wir noch "churros". Das sind frittierte Teigstangen gefüllt mit Karamell.
Da wir etwas spät dran sind, sprinten wir (typisch deutsch) zum ausgemachten Treffpunkt mit dem Bus, wo wir (ebenfalls typisch deutsch) dann doch eine halbe Stunde früher da sind.

16.12.2015
Der gesamte Morgen und Vormittag wird heute durch die peruanische Geschichte ausgefüllt. Lourdes, die Projektleiterin einer Einrichtung in Peru ist zu Gast und erzählt uns die peruanische Geschichte, die eng mit ihrer eigenen Geschichte verknüpft ist. Wir erfahren viele Dinge aus ihrem persönlichen Leben, was sehr spannend ist. Eine Sache ist mir dabei besonders im Kopf geblieben, da sie meiner Meinung nach gut die peruanische Lebenshaltung demonstriert. Seit 10 Jahren ist Lourdes mit einem Engländer verheiratet. Eine ihrer Töchter hat den Mann wohl kennengelernt und ihn Lourdes vorgestellt. Wenige Tage darauf, entschieden die beiden zu heiraten. Da die Aufenthaltsgenehmigung des Engländers ablief, musste dies schnell geschehen. Viele Behörden stellten sich aber quer, da etliche Papiere fehlten. Zum Glück nimmt man es auch in Peru mit der Bürokratie nicht allzu ernst und mit ein wenig Trickserei funktionierte schließlich doch alles :D.
Am Nachmittag und Abend werden wieder verschiedene Biografien vorgestellt, was ich nach wie vor sehr interessant finde.
Beim abendlichen Tanzen lernen wir heute eine Arequipa, einen sehr anstrengenden Tanz, da der Grundschritt nur aus Sprüngen besteht.
Bevor wir ins Bett gehen, tauschen wir uns noch mit zwei Freiwilligen aus Trujillo aus und zeigen uns gegenseitig Bilder und Videos. Für Rahel und mich steht danach fest: nach Trujillo geht es für uns auf jeden Fall auch mal ;).

17.12.2015
Am letzten Tag werden wir dazu aufgefordert, unsere Vorsätze für das neue Jahr (im Bezug auf die Arbeit als auch im Bezug auf das Private) aufzuschreiben. Immer zu zweit gehen wir spazieren und erzählen dem anderen dabei von unseren Vorsätzen.
Später werden noch Tipps ausgetauscht, wo man unbedingt hingehen muss oder wo es billige Hostals gibt.
Nach einem Gruppenfoto und dem Mittagessen trennen sich unsere Wege dann wieder.

Insgesamt habe ich das Seminar als sehr positiv wahrgenommen. Ich glaube, es tat jedem von uns gut, sich mit den anderen auszutauschen und für manche Probleme eine gemeinsame Lösung zu finden.
Bis dann, eure
Clara

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