Chaclacayo – das Zwischenseminar.
13.12.2015
Gegen Vormittag brechen wir zum
Zwischenseminar in das von Lima eineinhalb Stunden entfernte
Chaclacayo auf. Dort angekommen fällt mir als erstes auf,
dass es dort viel wärmer und auch der Himmel viel klarer ist.
Ungefähr eine Stunde irren wir zu
fünfzehnt mit Rucksäcken bepackt durch Chaclacayo bis wir
unsere Unterkunft für die nächsten 5 Tage finden. Die Unterkunft
befindet sich auf einem Klostergelände und ist ein hübsches kleines
Häuschen. Es gibt eine riesige Gartenanlage und sogar einen Pool.
Mir gefällt es auf Anhieb und auch die anderen Freiwilligen wirken
begeistert.
Nach und nach trudelt auch der Letzte
ein und am Schluss sind wir zu dreißig Freiwillige - 28 aus Peru und Rahel und ich aus Ecuador. Neben den anderen
Freiwilligen treffen wir zusätzlich auf ein weiteres vertrautes
Gesicht: Jonah – ein ehemaliger Freiwilliger, der schon auf dem
Vorbereitungsseminar einer meiner Gruppenleiter war.
Aus der deutschen Bäckerei in Lima
gibt es am Nachmittag Kuchen und Kekse und Jonah und Andreas (ein
Mitarbeiter der Freunde und
unser Ansprechpartner das Jahr über) begrüßen uns.
Jeden Tag gibt es von 18 bis 19 Uhr
Tanzunterricht mit José und so lernen wir auch heute einen
traditionellen peruanischen Tanz. Danach kühlen wir uns im Pool ab
bevor es Abendessen gibt. Nach dem Essen versammeln wir uns noch
einmal. Vor dem Seminar wurde uns aufgetragen, eine Person in unserem
jetzigen Umfeld über ihre Biografie auszufragen. Somit sitzen wir
abends noch zusammen und lauschen einigen Lebensgeschichten
Lateinamerikas.
14.12.2015
Der gesamte Vor- und Nachmittag steht
heute im Zeichen der Reflexion und des Rückblicks. Am ersten Tag in
Chaclacayo, an dem es seit acht Jahren kein gutes Wetter während des
Seminars hat, zeichnen wir Stimmungskurve(n) bezogen auf die Arbeit,
die Gesundheit, den Sprachfortschritt und / oder das allgemeine
Wohlbefinden. Später stellt jeder seine Stimmungskurve(n) in einer
der zwei eingeteilten Gruppen vor. Dabei fällt mir auf, dass es bei
der großen Mehrheit zu einem ähnlichen Schaubild gekommen ist.
Leider wird aber auch klar, dass nicht jeder so konfliktlos durch die
vergangenen Monate spaziert ist wie Rahel und ich das getan haben. Es
gibt auch durchaus Leute, die an einen Abbruch des
Freiwilligendienstes denken. Es wird aber natürlich bis zur letzten
Sekunde nach einer Lösung gesucht :).
Beim Tanzen mit José lernen wir heute
einen typischen Tanz aus der "selva" (= dem Dschungel).
Abends geht es dann noch darum, den morgigen Tag zu planen, denn wir werden in eine Einrichtung für Menschen
mit Behinderung fahren und dort den Nachmittag gestalten.
15.12.2015
Nach dem Frühstück brechen aus dem
blauen Himmel in Chaclacayo auf, rein in de grauen Himmel von Lima.
In einem eher ärmeren Viertel besuchen wir ein Heim für
(Klein-)Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinderung. Wir
sollen heute das Nachmittagsprogramm gestalten, über das wir uns
gestern Gedanken gemacht haben.
Zusammen mit 7 anderen Freiwilligen bin
ich in der Gruppe der Erwachsenen. Wir werden von dem Heimleiter
empfangen, fahren dann aber mit einem Bus ein Stückchen weiter zu
dem Grundstück auf dem die Erwachsenen untergebracht sind. Dort
angekommen empfängt uns der Vater einer jungen Kleinfamilie, die
zusammen mit den 20 Jugendlichen und Männern zwischen 11 und 44
Jahren auf dem Gelände lebt und für die Bewohner verantwortlich
ist. Die Gebäude sind sehr hell und einladend und es sieht alles
sehr gepflegt aus. Es gibt einen Speisesaal, der auch als
Gemeinschaftsraum dient, zwei Schlafsäle, drei Bäder und eine
Küche. Außerdem eine kleine Wohnung, in der die Familie lebt.
Der junge, sympathische Familienvater
stellt uns den Bewohnern vor und erklärt uns einige Dinge.
Zuerst gibt es Mittagessen. Wir helfen
beim Füttern und ich bin begeistert, dass ich mal einen kompletten
Löffel (und nicht wie bei Eduarda nur die Löffelspitze) auf einmal
füttern kann :D. Der junge Mann erklärt uns, dass wenn wir nicht da
sind, die Bewohner sich gegenseitig beim Essen helfen, was ich sehr
schön finde :). Nach dem Essen gibt es im Innenhof eine Pause, in
der wir mit den Bewohnern Malen, Puzzeln oder ihnen ein Kartenspiel
beibringen. Da nach der Pause Wassermelone gegessen wird, woraufhin
viele T-Shirts die Obstpause bezeugen können, werden T-Shirts geholt
und die Bewohner werden umgezogen. Dabei wird nicht darauf geachtet,
wem welches T-Shirt "gehört", sondern vielmehr wem welches
T-Shirt passt.
Danach dürfen wir das Programm
weitergestalten. Wir fangen mit ein paar Rhythmusspielen an und
singen mit den Bewohnern ein umgedichtetes "Hejo spann den Wagen
an". Den Text dazu haben wir uns am Vorabend ausgedacht und er
lautet wie folgt:
Todos hacemos música
Todos hacemos música
y hoy día vamos a cantar
Canto y violine
canto y violine
Den Bewohnern und auch dem jungen
Familienvater scheint es sehr zu gefallen, denn alle klatschen und
singen begeistert mit.
Unser nächster Programmpunkt ist ein
Weihnachtslied, das wir gemeinsam singen möchten. Da dieses Lied
sehr bekannt ist, macht der "Heimvater" ein Video an und "Mi
burrito sabanero" erklingt in den verschiedensten Versionen. Es hält keinen lange auf dem Stuhl und so wird aus der Gesangs- eine
Tanzrunde.
Zum Abschluss basteln wir mit den
Bewohnern noch Papierschneeflocken und hängen diese an die Fenster.
Das macht uns wie auch den Bewohnern so viel Spaß, dass der Bus, der
uns abholt, mehr als einmal hupt bevor wir uns endlich verabschieden.
Wir singen noch "Maria durch ein
Dornwald ging" und dann wird der "Engelschor" (wie uns der "Heimvater" nennt) verabschiedet.
Obwohl ich den Nachmittag wirklich
spannend fand und es auch mal eine Abwechslung zu den Kindern in
meiner Arbeit in Puyo war, muss ich ein bisschen Kritik üben. Für
mich war es schwer, mich in nur 3 Stunden auf die verschiedenen Leute
einzustellen, weshalb ich es schwierig fand, eine Begegnung auf
Augenhöhe herzustellen. Dennoch hat es mir viel Spaß gemacht und
vor allem freut man sich jedes Mal, wenn man in lachende Gesichter
schaut, was für mich bei dieser Arbeit das wichtigste ist.
Nach dem Besuch im Heim fahre ich zum
allerersten Mal seit knapp 4 Monaten mal wieder etwas wie eine
S-Bahn. Unser Ziel ist eine Tanzaufführung im historischen Zentrum
Limas. Kurz bevor wir die Metrostation wieder verlassen wird uns
allerdings mitgeteilt, dass heute keine Aufführung stattfindet. Ein
bisschen planlos stehen wir mitten im hektischen Lima an einer
Kreuzung. Da Andreas nicht zu erreichen ist, beschließt Jonah, der uns den Tag über begleitet, noch
einen Spaziergang durchs historische Zentrum zu machen, bis uns ein
Bus wieder zurück nach Chaclacayo bringen kann.
Da wir allem Anschein nach nicht alle
zusammen mit dem Bus ins historische Zentrum fahren können, wird ca.
eine Viertelstunde über den Treffpunkt diskutiert.
Letztendlich schaffen wir es dann aber
doch alle in einen Bus, auch wenn wir großes Gedränge in
Kauf nehmen müssen.
Eine halbe Stunde aber nur wenige
Kilometer später (ich werde Lima immer mit einem riesigen
Verkehrschaos verbinden) kommen wir im historischen Zentrum an.
Ortskundige Limeños (die Einwohner von
Lima, zu denen jetzt auch die Freiwilligen zählen) führen uns zu einem
Falafel-Stand. Da wir dort zu fünfzehnt in der Reihe stehen und der
Besitzer den Anblick so klasse findet, muss er von der großen
Menschenansammlung vor seinem Stand noch ein Foto machen, bevor die leckeren Falafel
endlich produziert werden.
Insgesamt finde ich das historische
Zentrum den bisher schönsten Teil von Lima. Die großen, kolonialen
Gebäude sind sehr imposant und der Plaza de Armas (so etwas wie der
Marktplatz) ist zwar etwas kitschig aber dennoch schön beleuchtet.
Danach essen wir noch "churros".
Das sind frittierte Teigstangen gefüllt mit Karamell.
Da wir etwas spät dran sind, sprinten
wir (typisch deutsch) zum ausgemachten Treffpunkt mit dem Bus, wo wir
(ebenfalls typisch deutsch) dann doch eine halbe Stunde früher da
sind.
16.12.2015
Der gesamte Morgen und Vormittag wird heute durch die peruanische Geschichte ausgefüllt. Lourdes, die Projektleiterin einer Einrichtung in Peru ist zu Gast und erzählt uns die peruanische Geschichte, die eng mit ihrer eigenen Geschichte verknüpft ist. Wir erfahren viele Dinge aus ihrem persönlichen Leben, was sehr spannend ist. Eine Sache ist mir dabei besonders im Kopf geblieben, da sie meiner Meinung nach gut die peruanische Lebenshaltung demonstriert. Seit 10 Jahren ist Lourdes mit einem Engländer verheiratet. Eine ihrer Töchter hat den Mann wohl kennengelernt und ihn Lourdes vorgestellt. Wenige Tage darauf, entschieden die beiden zu heiraten. Da die Aufenthaltsgenehmigung des Engländers ablief, musste dies schnell geschehen. Viele Behörden stellten sich aber quer, da etliche Papiere fehlten. Zum Glück nimmt man es auch in Peru mit der Bürokratie nicht allzu ernst und mit ein wenig Trickserei funktionierte schließlich doch alles :D.
Am Nachmittag und Abend werden wieder verschiedene Biografien vorgestellt, was ich nach wie vor sehr interessant finde.
Beim abendlichen Tanzen lernen wir heute eine Arequipa, einen sehr anstrengenden Tanz, da der Grundschritt nur aus Sprüngen besteht.
Bevor wir ins Bett gehen, tauschen wir uns noch mit zwei Freiwilligen aus Trujillo aus und zeigen uns gegenseitig Bilder und Videos. Für Rahel und mich steht danach fest: nach Trujillo geht es für uns auf jeden Fall auch mal ;).
17.12.2015
Am letzten Tag werden wir dazu aufgefordert, unsere Vorsätze für das neue Jahr (im Bezug auf die Arbeit als auch im Bezug auf das Private) aufzuschreiben. Immer zu zweit gehen wir spazieren und erzählen dem anderen dabei von unseren Vorsätzen.
Später werden noch Tipps ausgetauscht, wo man unbedingt hingehen muss oder wo es billige Hostals gibt.
Später werden noch Tipps ausgetauscht, wo man unbedingt hingehen muss oder wo es billige Hostals gibt.
Nach einem Gruppenfoto und dem Mittagessen trennen sich unsere Wege dann wieder.
Insgesamt habe ich das Seminar als sehr positiv wahrgenommen. Ich glaube, es tat jedem von uns gut, sich mit den anderen auszutauschen und für manche Probleme eine gemeinsame Lösung zu finden.
Bis dann, eure
Clara
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