El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Freitag, 22. Januar 2016

Tag 145

Kommunikation.
Im Instiuto gibt es neben den Gruppen mit den Kindern und Jugendlichen mit körperlicher und / oder geistiger Behinderung auch eine Gruppe mit tauben bzw. blinden Kindern und Jugendlichen.
Diese Gruppe leitet Ruth und seit ein paar Tagen habe ich auch ein bisschen mehr Kontakt zu den Schülern dieser Gruppe.
In diesem Post möchte ich die für mich besonderen Momente beschreiben, die ich mit ein paar der Kinder und Jugendlichen teilen durfte.

Wenn Karen anfängt zu singen, sitzen sogar meine Kinder ruhig auf den Stühlen und lauschen dem Klang ihrer wunderschönen Stimme. Für Karen ist das Singen eine Möglichkeit, ihre Gefühle auszudrücken und wenn man sieht, wie ab und an das ein oder andere Tränchen ihre Wangen herunterfließt nimmt man ihr das auch sofort ab. Karen versteht sich eigentlich mit allen sehr gut und hat sehr viel Spaß am Umgang mit den anderen Kindern und den Lehrern. Da sie schon 18 Jahre alt ist, übernimmt sie oft die Verantwortung in ihrer Gruppe, was sie sehr gut macht.
Ich bewundere sie dafür, wie gut sie sich zurecht findet und wie schnell sie Gerüche oder Stimmen zuordnen kann. Mit Karen kann man sich sehr gut unterhalten, da sie geistig vollkommen fit ist, wodurch man auch sehr viel von ihr lernen kann.

Jan, ein kleiner 4jähriger Junge, von dem ich schon einmal berichtet hatte, habe ich neulich das Essen gegeben. Anders als wenn ich Eduarda das Essen gebe, hatte ich bei Jan immer das Gefühl, ich müsse ihm sagen, wenn der volle Löffel sich wieder in seine Richtung bewegt. Wie ich allerdings gelernt habe, kann er die Entfernungen sehr gut einschätzen und so hatten wir keine "Essensunfälle".

Wendy, ein weiteres blindes Mädchen (9 Jahre) sitzt heute neben mir während ich mit den anderen Kindern darauf warte, dass der Schulbus geöffnet wird. Um zu wissen, wer ich bin, fährt Wendy mit ihren Händen über meine Arme und meine Beine. Vorsichtig sucht sie mein Kinn und meine Schultern. Als sie fragt, ob ich sie auf den Schoß nehmen könne, willige ich ein und während sie auf meinem Schoß sitzt, untersucht sie mich weiter.

Mit Elma, einem tauben Mädchen hatte ich bisher die interessanteste Begegnung. Bis heute fällt es mir manchmal schwer, mit ihr zu kommunizieren. Dafür ist es umso schöner, wenn die Kommunikation, die eben nicht immer nur auf Sprache basieren muss, problemlos funktioniert. So wie heute:
Da Ruth Elma aufgetragen hat, im Speisesaal auf Wendy aufzupassen, bleiben Elma mit Wendy und ich mit Eduarda als die Letzten im Speisesaal zurück. Als ich mich zu Elma drehe, macht sie eine Geste, die wohl so viel wie "du auch noch hier?" bedeutet. Ich nicke und deute dann auf Eduarda. Sie lacht und deutet auf Wendy. Dann deutet sie auf Wendys Tasse und verdreht die Augen. Sie deutet mit der Hand an, wie viel Inhalt sich noch in der Tasse befindet. Ich schaue in Eduardas Tasse, sehe, dass diese fast leer ist und zeige ihr ebenfalls mit den Händen, wie viel noch in der Tasse ist. Sie lacht und bedeutet mir, Kinder zu tauschen. Als ich ablehne lacht sie noch mehr und auch ich muss irgendwie schmunzeln.
Elma wird am Samstag ebenfalls auftreten und als eine von Karens "Backgroundtänzerinnen" tanzen. Ich finde es unglaublich, wie sie, obwohl sie nichts hört, immer sofort im Takt ist.

Anfangs war ich noch etwas unsicher, was den Umgang mit diesen speziellen Kindern und Jugendlichen angeht, aber inzwischen freue ich mich immer sehr auf die besonderen Begegnungen mit ihnen.
Besonders bewundernswert finde ich es übrigens auch, wie sich Elma mit den anderen Schülern der Gruppe, die alle blind sind, versteht. Elma mit beispielsweise Karen zu beobachten ist sehr interessant und lässt mich darüber nachdenken, wie viel mehr als nur die Sprache zur Kommunikation gehört :).
Ich wünsche euch viel Kraft für den letzten Tag vor dem Wochenende und verabschiede mich mit lieben Grüßen aus dem Regenwald, eure
Clara

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