Als wir heute von Cuenca nach Alausí fahren wollen, reißt mir hier zum ersten Mal der Geduldsfaden. Ständig gibt man mir eine andere Auskunft und ich habe das Gefühl, dass uns keiner mitnehmen will. Letztendlich zahlen wir viel mehr als wir eigentlich hätten zahlen müssen aber immerhin sitzen wir nach einigen Diskussionen endlich im Bus nach Alausí, wo wir knappe 3,5 Stunden später ankommen.
Auf der kurvigen Fahrt blicken wir in Täler herab, die von dicken Wolken wie mit Wattebäuschen gefüllt sind.
Unser Ziel in Alausí ist der einzige Zug Ecuadors, weshalb ich kurzzeitig das ungute Gefühl bekomme, wir könnten dank der Wolken während der Zugfahrt nichts von der Landschaft sehen.
Diese Angst war jedoch glücklicherweise unbegründet.
Auf unserer Strecke zur "Nariz del Diablo" (= Teufelsnase; ein Berg, der einer riesigen Nase gleicht) fahren wir nah am Abgrund und dicht an denen Bergen im "Zick - Zack" (durch Spitzkehren) die Anden herunter. Wir machen an einem anderen Bahnhof Halt, wo wir einen guten Blick auf die Teufelsnase haben. Die Fahrt und die Aussicht ist super.
Dort, wo wir jedoch halten, nehme ich es als sehr touristisch wahr und bin froh, als die Fahrt zwischen den beeindruckend großen Bergen wieder weitergeht.
Nach einem typisch ecuadorianischen Silvesteressen machen wir uns an die Vorbereitung für das neue Jahr.
In Ecuador gibt es den Brauch, am Silvesterabend Puppen zu verbrennen, die all das Schlechte vom letzten Jahr symbolisieren. Während die Puppen früher teilweise noch Hexenmasken trugen, tragen sie heutzutage oft das Gesicht mancher Politiker. Seit ein paar Tagen sind mir diese (ich würde behaupten) Pappmachépuppen aufgefallen und neben den menschlich aussehenden, fast lebensgroßen Puppen sind mir auch etliche Puppen aufgefallen, die Comic- oder Zeichentrickfiguren nachempfunden sind.
Unser improvisiertes "Püppchen" besteht aus 5 Zetteln (für jeden von uns einen) die wir mit den Dingen beschriften, die 2015 schief gelaufen sind.
Kurz vor 0 Uhr werden die Puppen angezündet und in den Straßen lodern Feuer der schlechten Erinnerungen. Auch unser "Püppchen" kokelt vor sich hin und hinterlässt nur noch einen kleinen Aschehaufen.
Als es 0 Uhr schlägt gibt es natürlich ein großes Feuerwerk (wie übrigens zu fast jedem Anlass in Ecuador). Die ganze Nacht tönt die Musik und es wird ohne Pausen getanzt und das neue Jahr gefeiert.
Ich hoffe, auch ihr seid gut "reingerutscht" .
Ich wünsche euch ein próspero y venturoso año nuevo, eure
Clara
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