El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Freitag, 29. Januar 2016

Tag 152

Oso-Umarmung, Dollarisierung, Manto de la Novia.
Außer einer überraschenden Umarmung passiert heute in der Schule nichts außergewöhnliches. Das gruppenübergreifende Projekt, das Linea, Miriam, Rahel und ich planen, steht unter dem Motto "Das Dschungelbuch". Gloria, ein kleines aber sehr stämmiges Mädchen soll Balu den Bären spielen. Anscheinend übt sie dafür schon kräftig denn beim Mittagessen werde ich mit den Worten "el abrazo del oso" (= die Umarmung des Bären) feste gedrückt :D.
Am Mittag holt Samuel Miriam, Rahel und mich ab und wir machen einen Ausflug. Auf der Fahrt Richtung Baños erfahren wir im Gespräch mit Samuel etwas sehr Verblüffendes. Bevor im September 2000 der US-Dollar als Währung eingeführt wurde, gab es in Ecuador den Sucre. Samuel erzählt uns, dass er damals für 78000 Sucres ein Grundstück gekauft hat. Im Monat habe er damals noch 800 Sucres verdient. Diese Zahlen kamen mir zunächst nicht komisch vor bis Samuel uns sagt, dass 25000 Sucres 1 Dollar sind. Für das Grundstück hat er damals also keine 4 Dollar gezahlt und verdient hat er ca. 2 Cent.
Zwischen Baños und Puyo gibt es eine Route, die sich "sendero de las cascadas" nennt. Der Name kommt daher, dass tatsächlich alle paar hundert Meter ein Wasserfall in die Pastaza-Schlucht stürzt. Auch unser heutiges Ziel liegt auf der Wasserfallroute, denn wir wollen zum Wasserfall "Manto de la Novia".
Wir überqueren die Pastaza-Schlucht mit einer Gondel mit der wir direkt auf den Wasserfall zurasen,



Auf der anderen Seite angekommen stehen wir (mal wieder) einfach im Grün. Es gibt eine Schaukel aus einem alten Autoreifen auf der man noch ein bisschen weiter "ins Grün" schwingen kann.


Wir beschließen, ein wenig flussabwärts zu laufen um eine geeignete Badestelle ausfindig zu machen. 


Über Stock und Stein und mitten durch den Fluss führt unser Weg bis wir plötzlich direkt am Abgrund der Schlucht stehen. Rechts neben mir stürzt das Wasser in die Tiefe und direkt vor mir geht es einen steilen Felshang in die Schlucht hinab - sehr beeindruckend!



Unser treuer Begleiter ist ein großer Schäferhund, der uns auch noch den restlichen Weg nicht von der Seite weichen wird.
Nachdem wir uns wieder weiter flussaufwärts abgekühlt haben, laufen wir noch ein bisschen im "Parque Nacional Sangay" herum, der direkt hinter der Gondelstation anfängt. Da die Sonne schon langsam sinkt, werden die Berge, die uns umringen angestrahlt, was ein wunderschönes Bild abgibt :).


Samuel pflückt Mandarinen von einem Baum, die wir dankend annehmen.
Auch zurück über die Schlucht geht es wieder im rasanten Tempo mit der Gondel.
Auf der Heimfahrt machen wir kurz Halt und obwohl wir dankend ablehnen kauft Samuel eine Tüte "chifles de dulce" und eine Tüte "chifles de sal" (= süße und salzige Bananenchips). Mit Samuel "muss" man immer essen, wie uns schon damals lachend seine Frau erklärte ;).
Da ich ab morgen bis wahrscheinlich Sonntag kein Internet habe, verabschiede ich mich mal bis Sonntag.
Schönes Wochenende und bis dann, eure
Clara

Donnerstag, 28. Januar 2016

Tag 151

Erdbebenalarm-Probe & ecuadorianische Eigenheiten.
Im Instituto werden wir heute kurz nach dem Frühstück von einer Sirene überrascht, woraufhin sich alle in verschiedene "zonas seguras" (= Sicherheitszonen) auf dem Schulgelände begeben.
Es handelt sich um eine Probe für den Fall, dass man sich bei einem Erdbeben in Schutz bringen muss. Die Lehrer erklären, wo sich die Sicherheitszonen befinden und zeigen den Schülern, wie sie ihre aulas verlassen sollen (mit den Händen zum Schutz über dem Kopf).
Danach zeigt ein Mann vom Rettungsdienst Erste-Hilfe-Maßnahmen. Da die Lehrer wohl gestern schon einen Erste-Hilfe-Kurs zum Thema "transporte seguro" (= sicherer Transport) hatten, müssen sie grüppchenweise die verschiedenen Varianten des sicheren Transports zeigen. Sei es auf einer aus zwei Stöcken und einer Decke bestehenden Trage, auf einem Stuhl oder - wie Samuel es vorführt - einfach über die Schulter geworfen :D.
Dann werden noch Varianten demonstriert, wie man jemandem aus einem Raum retten kann, in dem man nicht stehen kann. Dabei kommt es zu einem sehr lustigen Bild auf dem Pausenhof. María-Elena (die Psychologin) spielt das Opfer und bildet auf dem Rücken liegend den Anfang einer langen Kette. Alle anderen Lehrer (bis auf ein paar wenige) greifen sich auf dem Bauch liegend an den Füßen und von hinten wird von ca. 4 weiteren Lehrern gezogen. Bei diesem Anblick wie da alle Lehrer auf dem Bauch, sich an den Füßen haltend, über den Pausenhof robben kann ich mein Lachen doch nur schwer verbergen :D.
Im Laufe des Tages gibt es drei weitere kleine Ereignisse, die man grob unter "ecuadorianische Eigenheiten" zusammen fassen kann:

  • Den Kindern werden oft kleine Zettelchen in die Rucksäcke gesteckt, um die Eltern über irgendetwas zu informieren. So auch heute. Da Matías aber wie immer keinen Rucksack mitgebracht hat, holt Luis kurzerhand den Tacker und tackert Matías' Zettelchen an seinen Pullover :D.
  • Beim Mittagessen fällt mir mal wieder auf, dass die Zusammenstellung von Reis und Kartoffel hier sehr üblich ist. In Deutschland wäre ich nie auf die Idee gekommen, Reis mit Kartoffelbrei zu essen, was es heute in der Schule zum Mittagessen gibt. Während ich Eduarda das Essen gebe, meint Luis plötzlich, dass er glaubt, dass ich mal eine gute Mutter werde :D. Als ich ihn frage, wie er darauf kommt, meint er, er merke das in meinem Umgang mit den Kindern und dass ich hier ja so viel dazu lernen würde im Umgang mit ihnen. Dabei bezieht er sich auch auf das Füttern von Eduarda, das heute sehr schnell geht (dank dem Kartoffelbrei, der den Reis super zusammenklebt :D).
  • Später beim Englischunterricht lerne ich mit einem Jungen (12 Jahre alt) das Verb "to can". Ich fordere ihn dazu auf, Sätze mit "I can..." zu schreiben. Als er schreibt "I can drive a car" bin ich etwas erstaunt. Ich frage ihn, ob er wirklich schon Autofahren kann und er bejaht dies. Als ich dann frage, ob er denn auch alleine fahren kann schaue ich bei seiner Antwort (erneut "ja") wohl so ungläubig, dass er es sich von seiner kleinen Schwester bestätigen lässt :D.
Englischunterricht mit den "Kleinen" (5 & 7 Jahre alt)

Ich hoffe, ihr konntet auch durch diesen Post weitere Eindrücke von Ecuador gewinnen :).
Bis dann und viele liebe Grüße, eure
Clara

Mittwoch, 27. Januar 2016

Tag 150

Grün, grün, grün sind alle meine Farben.
In letzter Zeit sind Luis und ich mit den Kindern öfters im Gewächshaus um unser Beet anzulegen.
Nachdem wir mit Steinen eine Begrenzung geschaffen und alles umgegraben haben, ging es ans Anpflanzen.
Letzte Woche habe ich angefangen, Gurkensamen in die Erde zu setzen und erstaunlicherweise sind die kleinen Pflänzchen seit Montag schon echt aus der Erde geschossen.
Dass hier allgemein alles sehr schnell wächst, habe ich schon öfters mitverfolgen können, denn alleine wenn man die Vegetation hier anschaut bietet sich einem ein atemberaubendes Bild. Wie ich es schon öfters beschrieben habe, ist hier einfach alles grün. Riesige Bananenblätter bieten Bodengewächsen Schatten und Schutz vor Regen, andere Pflanzen, die aussehen wie riesige Haarbüschel bevölkern die Äste mancher Bäume und unendlich viele Blattschneideameisen transportieren winzige grüne Blättchen von einem zum anderen Ort.
Trotzdem bin ich über die kleinen Gurkenpflänzchen, nach denen wir auch heute wieder schauen, sehr überrascht und ich freue mich schon darauf, ihnen weiterhin beim Wachsen zu zu sehen.
Bis bald, eure
Clara

Dienstag, 26. Januar 2016

Tag 149

Schwächeanfälle.
Im Instituto ist heute nochmal die Rede von dem Konzert am Samstag. Miriam und ich werden nochmal auf unseren Auftritt angesprochen aber hauptsächlich dreht es sich um die zwei Spanier, die als letztes auftraten.
Viele der Leherinnen und auch ein paar Mütter haben wohl eine Schwäche für sie entwickelt :D. Neben dem unglaublichen Hüftschwung, den sie zur Schau stellten ist mir aber vor allem ihre Aussprache aufgefallen. In Spanien spricht man das "c" oft wie ein englisches "th" aus, was dass ein bisschen klingt, als würde man lispeln :D. Hier in Südamerika wird das "c" aber ganz klar wie ein "s" ausgesprochen, woran ich mich schon so gewöhnt habe, dass mir die spanische Variante richtig komisch vorkommt (dabei habe ich es so im Spanischunterricht gelernt :D).
Ein weiterer Schwächeanfall ereignet sich nach dem Mittagessen als ich mit Britany auf den Bus warte. Auf einmal kippt sie zur Seite, direkt in meine Arme und verdreht die Augen nach oben. Erschrocken versuche ich, sie anzusprechen und nachdem ich sie hingelegt und mit ein bisschen Wasser übergossen habe, ist sie wieder bei Bewusstsein.
Seit ein paar Tagen ist Britany krank und hatte heute (so vermute ich es ihrer Körpertemperatur zufolge) sehr hohes Fieber.
Der ruhige Alltag montags gleicht den heutigen Trubel um Britany ein wenig aus.
Ich hoffe, ihr seid gut in die Woche gestartet! :).
Hasta mañana,
Clara

Montag, 25. Januar 2016

Tag 148

Waffelfrühstück und ein kuchenloser Sonntag.
Wie erwähnt schlafen Miriam, Rahel und ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei Linea, da deren Gastfamilie nicht da ist.
Linea wohnt in einem hübschen Häuschen keine 15 Gehminuten von uns entfernt.
Heute Morgen werde ich gegen 11 Uhr von Linea geweckt. Als ich aufstehe, ist der Tisch schon gedeckt und auf jedem Platz steht eine frische Waffel, eine Schüssel mit Früchtejoghurt und eine Tasse mit Haferbrei. Schon lange nicht mehr bin ich aufgestanden und an einen gedeckten Tisch gekommen - danke Linea!! :)


Nach diesem super leckeren Frühstück starten wir gestärkt in die Planung unseres gruppenübergreifenden Projekts, das wir zu viert im Instituto verwirklichen möchten. Einerseits ist es unser Ziel, den Kindern und Jugendlichen eine Abwechslung vom normalen Schulalltag zu bieten und ihnen zu zeigen, was sie trotz ihrer unterschiedlichen Einschränkungen schaffen können, andererseits bleibt so im Instituto auch eine Spur von uns Freiwilligen zurück.
Zuhause bin ich dann erstmal beschäftigt, mein Zimmer zu putzen. Als ich meine Bettwäsche waschen möchte, muss ich leider feststellen, dass unsere Waschmaschine sich wehrt, die Wäsche zu schleudern, weshalb ich alles pitschnass auf die Leine hängen muss :(.
Glücklicherweise kommt gegen Abend ein Handwerker und so wird meine Decke doch noch trocken bis ich ins Bett gehe.
Als Miriam, Rahel und ich nach dem Einkaufen nach Hause kommen, fragt Ruth mich, warum ich denn heute nicht gebacken hätte. Mit der Entschuldigung, dass wir heute erst gegen Nachmittag wieder zuhause waren, vertröste ich sie auf nächste Woche ;).
Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende und startet morgen gut in die letzte Januarwoche! :)
Liebe Grüße, eure

Clara

Sonntag, 24. Januar 2016

Tag 147

Das Konzert.
Der gesamte Samstagvormittag / -mittag ist durch furchtbare Hitze geprägt. Als es endlich regnet, haben wir im Apartment zwar wieder Kommunikationsprobleme aber immerhin kühlt es etwas ab ;).
Gegen Nachmittag holt Ruth Elma (das taube Mädchen ihrer Gruppe) ab und bringt sie mit zu uns, da auch sie heute Abend bei dem Konzert tanzen wird.
Zu viert (Ruth, Miriam, Elma und ich) machen wir uns wenig später auf den Weg zu einer Freundin von Ruth. Diese hat laut Ruth ein richtig gutes Händchen für Haare und wird unsere Frisuren machen.
Während Ruth Elmas Haare glättet und ich ihren Rücken eincreme und mit Glitzerpartikelchen bestreue ist an ihrem Strahlen unschwer zu erkennen, dass es ihr gefällt. Auch in Ruths geliehenen Pumps stolziert sie durch die Gegend und wirft mir dabei immer wieder freudige Blicke zu.
Als Ruths Freundin dann endlich Zeit für uns hat (zuvor war sie noch am Putzen ihres wirklich schönen, modernen Hauses) widmet sie sich zuerst meinen Haaren.
Es wird geföhnt, gekämmt, toupiert, geflochten und festgesteckt was das Zeug hält. Nach 1,5 Stunden stellt sie dann aber fest, dass meine Haare zu weich und zu dünn sind und die Frisur keine 10 Minuten halten wird :D. In einer halben Stunde wird kurz Miriams Frisur fertig gemacht und dann widmet sich Ruths Freundin wieder mir.


Mit einer halben Tonne Haarspray und unzähligen Haarklammern hält dann endlich alles so, wie es soll :D.


Etwas verspätet kommen wir im Coliseo an, wo alle schon auf uns warten. Miriam und ich ziehen uns um und wärmen uns ein wenig auf als es auch schon los geht. Eine Tanzgruppe aus Puyo und eine Sängerin aus Quito treten vor Karen auf.
Lucía, die Vizedirektorin hüpft aufgeregt umher und will von allem und jedem Fotos machen, Elma kann vor Aufregung nicht mehr still stehen und Ruth gerät in Panik, da Christopher (Elmas Tanzpartner) zu spät kommt. Nur Karen, die Hauptperson des Auftritts sitzt ganz entspannt auf einem Stuhl :D.

(von links nach rechts: Elma, ich, Karen, Miriam, Ruth)

Zuerst sind dann Elma und Christopher als Tanzpaar mit Karen auf der Bühne, danach tanzen Miriam und ich.



Wir bekommen sehr viel positives Feedback, was uns sehr freut. Hier ist es einfach nicht so üblich, etwas anderes als Folklore oder lateinamerikanische Tänze zu tanzen, weshalb wir für viele etwas ganz Besonderes waren.
Überraschenderweise ruft uns Mario (der Rektor) später noch auf die Bühne und von Lucía bekommen wir kitschige Blumengestecke in die Hand gedrückt :).


Zwei Showacts später (von denen einer zwei sehr interessant tanzende Spanier sind) ist das Konzert dann vorbei. Wir verabschieden uns für heute von Ruth, da Miriam, Rahel und ich bei Linea schlafen werden.

Bis um 2.30 Uhr nachts sind Miriam und ich noch damit beschäftigt, das Haarspray aus den Haaren zu kämmen :D.
Ich bin mal wieder sehr froh, dass ich eine weitere wunderschöne Erfahrung hier in Ecuador mit einer Menge lieber Menschen teilen durfte.
Liebste Grüße nach Deutschland (oder von wo aus auch immer ihr das gerade lest ;)). Eure
Clara

Samstag, 23. Januar 2016

Tag 146

Generalprobe.
Um 10 Uhr brechen wir zu neunt auf ins Coliseo, wo morgen das Benefiz-Konzert stattfinden wird.
Im Auto sitze ich neben Karen und habe somit die Chance, mich relativ lange mit ihr zu unterhalten, was ich nach wie vor sehr spannend finde. Sie erzählt mir, dass sie morgen ein rotes Kleid tragen wird und ich sage ihr, dass die Röcke von Miriam und mir auch rot sind. Das findet sie gut und möchte dann wissen, welche Farbe unsere Oberteile haben.
Ich finde es sehr interessant, dass sie das wissen möchte, weil ich mir nicht vorstellen kann, welche Vorstellung sie von Farben hat. Anders als andere Schüler von Ruths Gruppe ist Karin nämlich schon von Geburt an blind.
Auch später während der Probe überrascht sie mich ein weiteres Mal. Ich möchte, dass Flavio unseren Auftritt filmt und als ich später das Video anschaue, sagt Karen, dass sie es auch gerne sehen möchte. Ich gebe ihr meine Kamera und sie ertastet die Knöpfe und hört sich das Video an. Außerdem fragt sie, was Miriam und ich an Bewegungen machen. Ich mache langsam eine Bewegung während sie mit ihren Händen die Bewegung erfühlt.
Dabei spürt sie auch, dass ich das Kostüm trage, welches von ihr ebenfalls genau ertastet wird.
Im Umgang mit Karen oder allgemein mit blinden Menschen, lerne ich immer mehr dazu, was mich sehr freut, da ich diese Begegnungen sehr spannend finde und es nach wie vor bewundere, wie gut sich die meisten zurecht finden.
Les deseo un feliz fin de semana y hasta pronto
Clara

Freitag, 22. Januar 2016

Tag 145

Kommunikation.
Im Instiuto gibt es neben den Gruppen mit den Kindern und Jugendlichen mit körperlicher und / oder geistiger Behinderung auch eine Gruppe mit tauben bzw. blinden Kindern und Jugendlichen.
Diese Gruppe leitet Ruth und seit ein paar Tagen habe ich auch ein bisschen mehr Kontakt zu den Schülern dieser Gruppe.
In diesem Post möchte ich die für mich besonderen Momente beschreiben, die ich mit ein paar der Kinder und Jugendlichen teilen durfte.

Wenn Karen anfängt zu singen, sitzen sogar meine Kinder ruhig auf den Stühlen und lauschen dem Klang ihrer wunderschönen Stimme. Für Karen ist das Singen eine Möglichkeit, ihre Gefühle auszudrücken und wenn man sieht, wie ab und an das ein oder andere Tränchen ihre Wangen herunterfließt nimmt man ihr das auch sofort ab. Karen versteht sich eigentlich mit allen sehr gut und hat sehr viel Spaß am Umgang mit den anderen Kindern und den Lehrern. Da sie schon 18 Jahre alt ist, übernimmt sie oft die Verantwortung in ihrer Gruppe, was sie sehr gut macht.
Ich bewundere sie dafür, wie gut sie sich zurecht findet und wie schnell sie Gerüche oder Stimmen zuordnen kann. Mit Karen kann man sich sehr gut unterhalten, da sie geistig vollkommen fit ist, wodurch man auch sehr viel von ihr lernen kann.

Jan, ein kleiner 4jähriger Junge, von dem ich schon einmal berichtet hatte, habe ich neulich das Essen gegeben. Anders als wenn ich Eduarda das Essen gebe, hatte ich bei Jan immer das Gefühl, ich müsse ihm sagen, wenn der volle Löffel sich wieder in seine Richtung bewegt. Wie ich allerdings gelernt habe, kann er die Entfernungen sehr gut einschätzen und so hatten wir keine "Essensunfälle".

Wendy, ein weiteres blindes Mädchen (9 Jahre) sitzt heute neben mir während ich mit den anderen Kindern darauf warte, dass der Schulbus geöffnet wird. Um zu wissen, wer ich bin, fährt Wendy mit ihren Händen über meine Arme und meine Beine. Vorsichtig sucht sie mein Kinn und meine Schultern. Als sie fragt, ob ich sie auf den Schoß nehmen könne, willige ich ein und während sie auf meinem Schoß sitzt, untersucht sie mich weiter.

Mit Elma, einem tauben Mädchen hatte ich bisher die interessanteste Begegnung. Bis heute fällt es mir manchmal schwer, mit ihr zu kommunizieren. Dafür ist es umso schöner, wenn die Kommunikation, die eben nicht immer nur auf Sprache basieren muss, problemlos funktioniert. So wie heute:
Da Ruth Elma aufgetragen hat, im Speisesaal auf Wendy aufzupassen, bleiben Elma mit Wendy und ich mit Eduarda als die Letzten im Speisesaal zurück. Als ich mich zu Elma drehe, macht sie eine Geste, die wohl so viel wie "du auch noch hier?" bedeutet. Ich nicke und deute dann auf Eduarda. Sie lacht und deutet auf Wendy. Dann deutet sie auf Wendys Tasse und verdreht die Augen. Sie deutet mit der Hand an, wie viel Inhalt sich noch in der Tasse befindet. Ich schaue in Eduardas Tasse, sehe, dass diese fast leer ist und zeige ihr ebenfalls mit den Händen, wie viel noch in der Tasse ist. Sie lacht und bedeutet mir, Kinder zu tauschen. Als ich ablehne lacht sie noch mehr und auch ich muss irgendwie schmunzeln.
Elma wird am Samstag ebenfalls auftreten und als eine von Karens "Backgroundtänzerinnen" tanzen. Ich finde es unglaublich, wie sie, obwohl sie nichts hört, immer sofort im Takt ist.

Anfangs war ich noch etwas unsicher, was den Umgang mit diesen speziellen Kindern und Jugendlichen angeht, aber inzwischen freue ich mich immer sehr auf die besonderen Begegnungen mit ihnen.
Besonders bewundernswert finde ich es übrigens auch, wie sich Elma mit den anderen Schülern der Gruppe, die alle blind sind, versteht. Elma mit beispielsweise Karen zu beobachten ist sehr interessant und lässt mich darüber nachdenken, wie viel mehr als nur die Sprache zur Kommunikation gehört :).
Ich wünsche euch viel Kraft für den letzten Tag vor dem Wochenende und verabschiede mich mit lieben Grüßen aus dem Regenwald, eure
Clara

Donnerstag, 21. Januar 2016

Tag 144

Üben, üben, üben...
Auch heute steht der Vormittag im Instituto im Zeichen des Probens. Glücklicherweise haben Miriam und ich seit gestern unsere festgelegte Choreographie, weshalb alles schon ein wenig strukturierter abläuft.
Als ich während der Probe ein Gespräch zwischen Ruth und Flavio höre, muss ich Schmunzeln.
Ruth: Wann fängt die Veranstaltung an?
Flavio: 20 Uhr steht auf den Eintrittskarten.
Ruth: Sind da dann schon Leute da?
Flavio: Neeeeeein um 20 Uhr doch noch nicht. Fangen wir besser um 21 Uhr an.

Zugegeben hätte ich auch tatsächlich nicht erwartet, dass um 20 Uhr angefangen wird :D.
Später im Englischunterricht üben wir mit den Kindern weiterhin einige Sätze und Vokabeln und als wir wieder zuhause sind, arbeite ich an meiner Selbstbeherrschung :D. Dank meiner Gewichtszunahme habe ich beschlossen, alles ein wenig zu reduzieren, was gar nicht so leicht ist, wenn man Spaß am Essen hat ;). Ich habe ja aber noch genug Zeit um das zu trainieren :D.
Hasta luego y un abrazo fuerte,
Clara

Mittwoch, 20. Januar 2016

Tag 143

Überraschungen.
Das erste Mal werde ich heute von Samuel überrascht, der kurz nach dem Frühstück in unsere aula kommt und mich mitnimmt. Da Sarah (die Schweizerin) krank ist aber kaum Spanisch spricht möchte Samuel, dass ich beim Übersetzen helfe weil er sie zu einem Arzt bringen möchte.
Als wir Sarah aber abholen wollen, hat diese schon mit einer anderen Puyo-Freiwilligen ausgemacht, dass sie zusammen zum Arzt gehen.
Samuel lädt mich noch auf einen Saft und ein Toast ein und nachdem wir uns noch ein wenig unterhalten haben, geht es zurück zum Instituto.
Dort angekommen bin ich keine halbe Stunde bei meiner Gruppe, schon werde ich erneut überrascht. Diesmal von Miriam und Ruth.
Da am Samstag eine Benefiz-Konzert zu Gunsten des Institutos stattfinden wird, probt Karen (die blinde Schülerin von Ruth) seit Tagen ihren Auftritt. Während Karen die spanische Version von "My heart will go on" zum Besten gibt, sollen Miriam und ich im Hintergrund tanzen :D.
Den Nachmittag über sind wir also mit dem Erstellen einer Choreographie beschäftigt.

(Anmerkung; ich tanze schon seit ich klein bin und habe in den letzten Jahren vor allem Jazz-, Modern- und Ballettstunden gehabt).
Abends treffen Miriam und ich uns mit Ruth und Flavio (dem Sportlehrer des Institutos) um nach Kostümen zu schauen. Während mir zunächst nicht klar ist, dass wir die Kostüme nicht kaufen sondern ausleihen, bin ich danach noch skeptischer, denn in den Kostümläden, in die ich bisher einen Blick werfen konnte, konnte ich außer viel Glitzer, Tüll etc. wenig erkennen.
Nach einigem Warten (ja ja die Pünktlichkeit... :D) steigen wir in das Auto eines Tanzschulleiters, was mir erste Hoffnungen macht.
Als ich die Tanzschule betrete, kommt mir alles doch sehr vertraut vor und als wir zusammen mit der Frau des Tanzschulleiters in den Kostümfundus gehen, geht mir förmlich mein Herz auf :D.

Schlussendlich werden Miriam und ich am Samstag in einem schwarzen Body und einem langen, roten Rock tanzen - besser hätte es uns fast nicht treffen können! :)
Ich bin etwas überrascht, als mir der Tanzschulleiter vorschlägt, Unterricht für kleine Kinder zu geben, muss das aber definitiv nochmal abwägen. Spaß hätte ich aber auf jeden Fall! :)

So geht ein Tag mit vielen Überraschungen zu Ende.
Nos vemos, eure
Clara

Dienstag, 19. Januar 2016

Tag 141 & 142

Gewöhnungssache.
Nach einem sehr entspannten Sonntag (ich habe wirklich NICHTS gemacht :D) starte ich heute in die neue Woche.
Leider gibt es gleich zu Beginn eine schockierende Nachricht: am Sonntag wurde ins Instituto eingebrochen, was nicht das erste Mal innerhalb kurzer Zeit ist.
Glücklicherweise ist der Schaden jedoch noch tragbar.

Da Luis heute nicht da ist, kümmere ich mich alleine um die Kinder. Während ich anfangs noch oft überfordert mit dieser Situation war, habe ich heute richtig Spaß daran und es klappt echt super. Ich denke, so langsam haben sich die Kinder an mich gewöhnt und ich mich an sie, denn sie folgen inzwischen fast immer meinen Anweisungen.
Ich veranstalte einen Papierfliegerweitwurf auf dem Pausenhof und verwandle zusammen mit den Kindern den Boden der aula in einen "See", auf dem wir Papierbötchen schwimmen lassen. Was meine Unterrichtsimprovisationskünste angeht, sind diese bestimmt noch ausbaufähig :D.

Nach der Schule beim Mittagessen bemerke ich auch da etwas, an das ich mich gewöhnt habe. Zum Mittagessen gibt es prinzipiell immer eine Suppe, einen Saft und einen Teller Reis mit wahlweise Bohnen oder Salat wozu aus zwei verschiedenen Fleischstücken gewählt werden kann.
Während ich anfangs froh war, zumindest "pollo" (= Hühnchen), "pescado" (= Fisch) oder "carne" (= tendenziell jedes andere Fleisch) zu verstehen, verstehe ich jetzt auch genauer, ob das Fleisch gegrillt, gegart oder paniert ist. Auch kann ich Sachen wie "Leber" oder "Hühnchenhaut" aus dem Weg gehen ;).

An das wöchentliche Waschen habe ich mich ebenso gewöhnt wie an das ab und an fehlende Leitungswasser.
Außerdem merke ich, als ich meinen von der Dschungeltour dreckigen Rucksack wasche, dass mich der Dreck eigentlich gar nicht mehr so sehr stört :D. Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass hier alles dreckig ist aber dennoch herrschen hier andere Verhältnisse als die, die ich von Deutschland gewöhnt bin. Kurzes Beispiel: als Rahel gestern einen Teller mit Brotkrümeln ca. 2 Stunden lang auf dem Boden stehen lassen hat, haben sich prompt an die 100 Mini-Ameisen über die Brotreste hergemacht :D.

Ich hoffe, ihr hattet einen guten Start in die Woche!
Muchísimos saludos,

Clara

Sonntag, 17. Januar 2016

Tag 139 & 140

24 Stunden in der Wildnis.
Wie schon mehrmals erwähnt, machen sich Linea, Miriam, Samuel, Maximino (der Werklehrer des Institutos) und ich zusammen mit dem Vater einer Schülerin am Freitagmittag auf, um ein wenig den Wald um Puyo zu erkunden. Wir sehen so oft die dicht bewaldeten Berge, die hinter den Häusern aufragen, dass es uns schon länger in den Fingern juckt, diese zu erkunden.
Am Freitag ist es dann endlich so weit. Schon morgens gehen wir mit Rucksäcken bepackt zur Arbeit. Nach dem Mittagessen kaufen wir (Linea, Miriam und ich) noch ein wenig Reiseproviant und kehren dann ins Instituto zurück, wo wir uns mit Samuel und Maximino treffen. Wir ziehen Gummistiefel an (um deren Erfindung ich während der Wanderung mehr als einmal froh bin) und ich wundere mich ein wenig über das Gewehr, das Maximino bei sich trägt. Nachdem das Essen, das Samuel gekauft hat und die Plastikplanen, die wir später zum Bau unseres Lagers verwenden werden, verstaut sind, klettern wir nach einem ersten "Gruppenfoto" (ein Teil fehlt) auf die Ladefläche eines Pick-ups.

(von links nach rechts: Miriam, Samuel, Linea & ich)

Der Pick-up bringt uns zum Grundstück von Don José (dem Schulvater und unserem "Reiseleiter). Dort werden noch die Moskitonetze an die Rucksäcke geschnallt und dann geht es weiter bergauf.
Nach einem ordentlichen Stück (wir sind schon relativ weit oben) macht der Pick-up Halt und die Sonne, die ich durch den Fahrtwind auf der Ladefläche nicht gespürt habe, brennt mir jetzt auf den Kopf.
Es wird ein zweites Gruppenfoto gemacht (diesmal mit der kompletten Gruppe) und dann geht es los.

(von links nach rechts: Samuel, Maximino, Don José, Linea, Miriam & ich)

Direkt hinter dem Pick-up fängt der Wald an und genau da beginnen wir unser Abenteuer. Anders als bei den anderen Regenwaldwanderungen, die ich hier bisher gemacht habe, gibt es diesmal keinen Weg. Maximino und Don José laufen mit Macheten voraus und schlagen uns einen Weg frei.
Schon nach wenigen Sekunden bin ich begeistert von dem, was ich gerade erleben darf. Leider kann ich nicht ganz so oft aufschauen, denn da wir uns den Weg selbst bahnen kann man immer von einem nassen Stein, Matsch , spitzen Ästen, Wasserrinnsalen oder Pflanzen, die sich um die Beine schlingen, überrascht werden. Trotzdem ist die menschenleere Atmosphäre spürbar.


Der Matsch wird nach wenigen Minuten auch Linea zum Verhängnis, da sie (wie ich kurze Zeit darauf leider auch) stecken bleibt.


Vor lauter Lachen ist es ganz schön schwer, sie wieder heraus zu ziehen :D.
Glücklicherweise sinke ich nicht ganz so tief ein und verliere lediglich einen Stiefel, den Samuel rettet.
Das mit der Sauberkeit mussten wir aber dann schon wenige Minuten nach Beginn unseres Abenteuers aufgeben ;).
Die nächsten zwei Stunden wandern wir (mehr bergauf als bergab) weiter durch den Wald. Nicht selten kommt es vor, dass man vom Vordermann nur noch den Rucksack sieht und ich bin froh, dass sich Samuel zu uns Mädchen gesellt und am Schluss der Gruppe läuft.




Wir laufen durch mannshohes Gras, balancieren auf umgefallenen Baumstämmen, rutschen steile Abhänge hinab, klettern auf der anderen Seite eben diese Abhänge wieder hoch und sind vor allem darauf konzentriert, in kein Loch zu treten, das sich plötzlich unter den ganzen abgetrennten Pflanzen auftut.
Maximino, der sich im Wald wohl auskennt, gibt uns kleine Früchte zum probieren, die ich niemals als Früchte identifiziert hätte. Sie sind klein und grün und man muss sie aufbrechen oder aufbeißen um an den durchsichtigen mit schwarzen Punkten durchzogenen Schleim zu kommen. Obwohl die Konsistenz sehr gewöhnungsbedürftig ist, sind sie sehr lecker.


Zwei Stunden später kommen wir dann schon an unserer Unterkunft an. Sie besteht aus ein paar Balken auf die Wellblech gelegt wurde und sieht bisher noch nicht so vertrauenserweckend aus.
Maximino stellt uns "unser Hotel" vor und integriert gleich einen "Kühlschrank" an den er die grünen Früchtchen hängt.


Während Don José eine Limonade aus Flusswasser (anfangs sind wir etwas skeptisch), auf dem Weg gepflückten Zitronen und Zuckerrohrsirup zubereitet hantieren Samuel und Maximino schon kräftig mit der Machete.


Wenig später führt uns (Miriam, Linea & mich) Don José zu unserem "Bad". Auf dem Weg finden wir eine Schlange, die sich vor unseren Füßen zusammenrollt. Da sie laut Don José giftig ist, wird sie nach ein paar Schlägen mit der Machete aus dem Weg geräumt.


Der Abstieg zu unserem "Bad" ist nicht ganz einfach und ich muss Acht geben, dass ich nicht samt meinen frischen Sachen, die ich auf dem Arm trage, in den Matsch stürze.
Am Fluss angekommen schießt mir als erstes der Gedanke "und dieses Wasser habe ich getrunken" in den Kopf :D. (Anmerkung: bis heute habe ich zum Glück keine Auswirkungen des Flusswassers zu spüren bekommen).


Don José lässt uns alleine und eine nach der anderen versucht sich so weit es geht, sauber zu machen. Mit Wasserflaschen duschen wir uns gegenseitig und auch beim Anziehen müssen wir uns gegenseitig helfen, da man keinen besonders sicheren Stand hat.
Einigermaßen frisch kehren wir auf dem beschwerlichen Weg zum Lager zurück.
Dort angekommen sieht es schon wesentlich stabiler aus. Es wurden einige neue Balken eingebaut und somit hängt das Wellblech nicht mehr nach unten sondern bietet ein Dach.


Da es langsam schon dunkel wird (hier wie erwähnt immer schon gegen 18 Uhr), köchelt der "arroz casado" (= Reis mit Kartoffeln) schon über dem Feuerchen vor sich hin.


Währenddessen wird das Lager weiter aufgebaut. Als Matratzen dienen große Blätter über die eine Plastikplane gelegt wird. Es werden Moskitonetze gespannt und es wird eine Plane zum Schutz vor möglichem Regen aufgehängt.
Als alles fertig ist, bin ich überrascht wie komfortabel alles geworden ist und nachts bin ich fast ein wenig enttäuscht als es nicht regnet, da wir so gut vorbereitet waren :D.



Pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit ist dann auch das Essen fertig und jedem wird ein großer Teller arroz casado mit Thunfisch überreicht.


Nach dem Essen errichtet Don José noch unsere Toilette und nachdem wir Zähne geputzt haben und ich mich tatsächlich fast frisch fühle, klettern wir in den Schlafsack gekuschelt unter die Moskitonetze. Da unsere Außen- und Innenbeleuchtung nur aus dem schwachen Licht der Taschenlampen besteht, dauert es nicht lange bis ich eingeschlafen bin.
Nachts wache ich öfters auf, da der Schlafsack auf der Plane echt rutschig ist und ich mich mehrmals am Fußende wiederfinde. Erstaunlicherweise kann ich trotz der Kälte, dem harten, abschüssigen Untergrund und den ungewohnten Geräuschen aber sehr gut schlafen.
Um 7 Uhr am nächsten Tag stehen wir auf und während ich noch mit der Müdigkeit kämpfe sind Maximino, Samuel und Don José schon am Abbauen des Lagers.
Nach dem Frühstück, das aus frischem Wayusa-Tee, Brot und einer Banane besteht, geht es dann weiter.
Anders als gestern laufen wir heute bergab, was aber nicht weniger anstrengend ist. Teilweise muss ich stehenbleiben um zu überlegen, wohin ich meinen Fuß als nächstes setze.
Der Weg kommt mir heute nochmal extremer vor und nicht selten müssen wir uns gegenseitig helfen voran zu kommen.


  

Ich bin nach wie vor begeistert von dem, was ich gerade erleben darf und bin beeindruckt von der Natur, die mich umgibt (lediglich auf die Stechmücken könnte ich verzichten).
An einem riesigen Baum machen wir Halt und Don José erklärt uns, dass er ab jetzt den Weg nicht mehr kenne.


Wie wir nach wenigen Gehminuten feststellen, stehen wir direkt vor dem steilen Abgrund einer Schlucht.
Nach einigem Überlegen werden zuerst die Rucksäcke abgeseilt bevor wir uns auf den Weg nach unten begeben. Zuerst geht es einen steilen und rutschigen Weg nach unten. Dann hangeln wir uns mit Hilfe eines Seils um einen Baum herum, wobei Samuel und Mädchen fast "rüberhebt" :D.
Der Höhepunkt ist dann das Abseilen an einer Liane. Obwohl es nur etwa 5 Meter sind, die wir an der Liane herunter rutschen, kommt es mir anfangs viel höher vor.


Unten angekommen schnallen wir die Rucksäcke wieder auf und weiter geht es.
Da ich meinen Wanderstock bei der Liane zurück lassen musste, gehe ich jetzt umso langsamer und vorsichtiger. So kommt es, dass wir von Maximino und Don José abgehängt werden und nur ihrem Pfeifen folgen.




Nach weiteren zwei Stunden über Stock und Stein kommen wir am Rande des Waldes an.
Von da aus geht es erstmal wieder durch mannshohes Gras bis wir auf einer Kuhweide stehen.


Dort legen wir eine kleine Pause ein. Links sehen wir Puyo und rechts blicken wir auf die Bergspitze, von der wir gerade kommen - sehr beeindruckend.



Nach der Pause geht es weiter über die Kuhwiese.


Da unser Weg im Prinzip nur aus Matsch besteht und Linea und ich keine Lust haben, erneut stecken zu bleiben verlieren wir wieder den Anschluss an die Gruppe.



Da es aber nur einen "Weg" gibt kommen wir etwas verspätet dann auch an der Stelle an, wo wir das Mittagessen kochen.
Es handelt sich um einen Fluss, worüber ich sehr froh bin, denn eine Abkühlung kann ich tatsächlich gebrauchen.


Nach dem Mittagessen (wie gestern, arroz casado mit Thunfisch, dazu Zitronenlimonade) geht es dann an die letze Etappe.
Da wir jetzt nicht mehr im Schutz der Bäume des Waldes laufen, spüre ich die Sonne ganz schön stark. Die Landschaft außerhalb des Waldes ist nicht weniger beeindruckend und da ich es mir diesmal erlauben kann, öfters nach oben zu schauen (es gibt nicht mehr ganz so viele Stolperfallen) kann ich es auch richtig genießen. Mir werden zwei weitere mir unbekannte Früchte angeboten von denen die eine sehr sauer ist und die andere ein wenig nach Seife schmeckt :D.



Weitere 1,5 Stunden später überqueren wir erneut einen Fluss und stehen dann vor einer Schotterstraße.



Während Don José auf der Suche nach Handynetz ist (um den Pick-up zu holen), fängt Maximino mit den bloßen Händen zwei Fischchen im Fluss und wir kühlen uns erneut ab.


Es fängt kurz an zu regnen (übrigens das einzige Mal während der ganzen Zeit) und wir bedecken das Gepäck mit einer Plastikplane.
Dann ist endlich der Pick-up da und alles wird aufgeladen.
Knappe 20 Minuten später sind wir dann auch schon wieder in Puyo.
Zuhause führt mein erster Weg zur Waschmaschine und von da aus direkt zur Dusche :D.
Sobald alles wieder frisch ist habe ich Zeit, das Abenteuer nochmal revue passieren zu lassen.
Die Kratzer und Schnitte an den Armen, die Mückenstiche an den Beinen, die Löcher in der Hose und die Blase an der Hand stören mich so gut wie gar nicht.


Ich bin unglaublich froh und dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen. Wettertechnisch hatten wir außerordentliches Glück und glücklicherweise musste Maximino auch das Gewehr nicht gebrauchen.
Für mich steht fest, dass dies definitiv nicht meine letzte Dschungeltour war und mit einem breiten Grinsen im Gesicht kann ich auf unser Abenteuer zurück blicken.


Ich hoffe, ich konnte euch durch diesen Post einen kleinen Einblick in das geben, was ich in den letzten zwei Tagen erlebt habe.
Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag wünscht euch eure
Clara