Montañita.
Nachdem der Freitagvormittag noch voll und ganz im Zeichen des neuen Theater- & Musicalprojekts steht, verabschieden wir uns am Abend von Ruth und machen uns gegen 22 Uhr zu viert (Linea, Miriam, Rahel und ich) auf den Weg nach Montañita.
Montañita liegt an der südlichen Pazifikküste Ecuadors und ist bekannt für seine Hippie- und Surferszene und das pulsierende Nachtleben.
Glücklicherweise haben wir für die knapp 8 Stunden lange Fahrt nach Guayaquil einen sehr bequemen Reisebus erwischt und ich kann (den Umständen entsprechend) bis 5.30 Uhr, als der Bus nämlich in Guayaquil ankommt, gut schlafen.
Gegen halb sechs steigen wir also aus dem ersten Reisebus aus und die warme, feuchte Luft Guayaquils schlägt uns entgegen. Schnell werden die Pullis ausgezogen, die nachts zum Schutz vor der Kälte noch gold wert waren.
Wir werden etwas unangenehm von der überteuerten Busfahrkarte überrascht, sitzen aber schon wenig später im Bus nach Montañita.
Sobald alle ihre Plätze gefunden haben, beginnt eine Lautsprecherdurchsage. Die gute Frau erzählt uns, wie wichtig dem Busunternehmen die Sicherheit seiner Passagiere ist. Und das auf spanisch und englisch! Wie sie das Wort "journey" (engl. für "Reise") ausspricht, nämlich "jörni", sorgt jedes Mal aufs Neue für Erheiterung aber nach der gefühlten 10. Wiederholung bin ich froh, als die Frau zum Schweigen gebracht wird.
Dass hinter den großen Worten auch Taten stecken, beweist uns kurz darauf der Busbegleiter, der mit einem Camcorder durch die Reihen läuft und jeden Passagier (ob vorteilhaft oder nicht ist die Frage :D) porträtiert.
Nach knappen drei Stunden, von denen wir unter glücklichen Aufschreien der weiteren Buspassagiere eine Stunde direkt am Meer entlang fahren, kommen wir an.
An der Bushaltestelle mitten auf der Hauptstraße warten schon ein paar Leute, die uns sogleich mit Hostal - Angeboten überhäufen.
Kaum ausgestiegen schon werden wir auf Englisch angesprochen worüber ich mich lauthals beschwere. Zumindest so lange bis ein hoch gewachsener Blonder meint "ist Deutsch besser?".
Auch er, Fridtjof, hat ein Hostal - Angebot für uns. Wir lassen uns von ihm mitnehmen und erfahren auf dem Weg, dass er vor ein paar Jahren das Abitur geschrieben hat. Seitdem sei er gereist. Da nun das Geld aber knapp werden würde, würde er schon bald anfangen, in den Niederlanden Psychologie zu studieren.
Das Hostal zu dem er uns bringt ist nicht besonders groß, sieht aber sehr einladend aus. Fridtjof (oder kurz: Freddy) erklärt, er arbeite dort gerade (wie auch ein paar Andere) als Freiwilliger. Frühstück gäbe es immer so zwischen 8 und 10 Uhr, je nachdem, wann die Hausherrin aufsteht :D. Auch beim Mittagessen sei auf die Uhrzeit kein Verlass.
Wir werden von einer großen Gruppe (Freiwilliger, Hausherrren und Gäste) begrüßt die zusammen im Garten sitzen und Musik hören. Danny, der Hausherr, sei "der Große mit den vielen Haaren und dem crazy Körper" :D. Tatsächlich steht kurz darauf ein braun gebrannter Surfertyp mit Afro vor uns, der unsere Reisepässe mit seinem iPhone abfotografiert. So viel zum "Check-in".
Das Zimmer teilen wir 4 uns mit Rosa, einer New Yorkerin, und einem Norweger von dem wir bis zum Schluss den Namen nicht wissen, der uns aber mit der Frage "is anyone naked?" jedes Mal bevor er das Zimmer betritt wesentlich erheitert.
Nach der langen Busfahrt legen wir uns erst einmal an den Strand.
Wie immer sind auch hier die Verkäufer sehr aktiv. Neben Obstsalaten, Schmuck, Tüchern, "Happy Brownies" und Kleidungsstücken kann man sogar sein ganzes Wohnzimmer-Mobiliar erstehen. Zwischen die Verkäufer mischen sich auch Party - Promoter, die versuchen, uns für ihre Party anzuwerben.
Der Himmel ist blau, die Sonne scheint, Wellen rauschen und Fregattvögel kreisen über uns. Abkühlung verschafft ein Bad im Meer wobei man aufpassen muss, nicht von einer der hohen Wellen, oder von einem Surfer, umgeworfen zu werden.
Gegen Nachmittag bummeln wir ein wenig durch die kleine Stadt in der es erstaunlicherweise von veganen Restaurants nur so wimmelt. Außerdem fallen mir viele Bars, Clubs und Souvenirläden ins Auge.
Am Spätnachmittag müssen wir leider dem nächstgelegenen Krankenhaus einen Besuch abstatten als Rahel Bauchschmerzen bekommt. Der größte Vorteil den das Krankenhaus gegenüber dem "normalen" Arzt hat ist, dass die Behandlung (inklusive aller verschriebenen Medikamente) kostenlos ist.
Mit dem tollen Sonnenuntergang am Strand ist das Urlaubsfeeling perfekt.
Abends stellen wir fest, dass hier (anders als in Puyo) vor 24 Uhr quasi nichts läuft.
Später in der Nacht machen wir dann aber den (bis dato) drittbesten Beachclub weltweit, den Lost Beach Club, ausfindig. Nachdem die Elektro-Musik mir irgendwann in den Ohren klingelt, wechseln wir in eine hübsche Tanzbar in der man barfuß im Sand tanzt.
Den Samstagmorgen beginnen wir mehr oder weniger gut ausgeschlafen mit dem mitgebrachten Müsli auf der Hostal - Terrasse.
Während wir schon in den neuen Tag starten, kommen sowohl der Norweger als auch Rosa erst um 10 Uhr nach Hause.
Wir beschließen, einen Strandtag zu machen, mieten uns einen Sonnenschirm, spielen Karten, baden im Meer und wimmeln die teilweise sehr aufdringlichen Verkäufer ab.
Am Abend entscheiden wir uns dazu, selbst zu kochen, gehen einkaufen und bereiten dann das Essen zu. Zur gleichen Zeit steht Freddy in der Küche und macht lecker aussehende Crêpes. Zu unserer Freude stellt er uns "zum Nachtisch" auch einen Teller hin. Leider hat der Arme allerdings Salz mit Zucker verwechselt, weshalb das "Karamell" eine sehr salzige Note angenommen hat :D.
Auch an diesem Abend genießen wir noch einmal das Nachtleben Montañitas bevor wir das letzte Mal in das wacklige Stockbett krabbeln.
Da wir am Sonntag noch nicht sofort losfahren wollen, legen wir uns für ein paar Stündchen nochmal an den Strand.
Dann verabschieden wir uns von dem Hostal und dessen familiärer Atmosphäre, gehen in einem der veganen Restaurants Mittagessen und machen uns dann auf den Weg zur Bushaltestelle.
Dort verklickert man uns, der nächste Bus mit freien Sitzplätzen würde erst um 18.30 Uhr fahren, was hieße, dass wir erst um 6.30 Uhr in Puyo sein würden. Ausgeschlossen, zumal wir am nächsten Tag wieder arbeiten müssen. Dem Busunternehmensmitarbeiter entlocken wir wenig später allerdings die Information, dass in der nächsten Stadt alle 5 Minuten Busse nach Guayaquil fahren würden.
Dem ist so und wir sind erleichtert als wir bemerken, dass wir besser im Zeitplan liegen als gedacht!
Zumindest so lange bis kurz vor dem Terminal in Guayaquil auf einmal eine Durchsage ertönt. Im Halbschlaf bekomme ich nur "no Terminal" und "ningún bus" (= kein Terminal und kein Bus) mit.
Wir lassen uns von einer älteren Dame aufklären, die uns erklärt, dass eine Bombe im Terminal gefunden worden sei, weshalb gerade weder ein Bus das Terminal verlässt noch Einer eintritt. Als sie erfährt, dass wir nach Puyo wollen meint sie "uiiiii es lejos" (= oh, das ist weit)... als ob uns das nicht bewusst wäre. Meine Laune sinkt ein wenig, bessert sich jedoch zugleich wieder als der Busfahrer mir Hoffnungen macht, das Terminal würde demnächst wieder öffnen.
Eine ältere Dame, die ebenfalls zum Terminal will, nimmt uns unter ihre Fittiche und gemeinsam mit ihr und einem Geschäftsmann, der sich uns später anschließt, begeben wir uns auf den Weg.
Vorbei an ca. 50 Bussen, die am Straßenrand warten und vorbei an allen Busfahrern, die uns mit ihren Worten "es läuft gerade gar nichts" nur noch mehr entmutigen.
Eine knappe halbe Stunde später stehen wir vor dem Terminal, das schon wieder seinen Betrieb aufgenommen hat! Was für ein Glück! Obwohl der Betrieb im Großen und Ganzen sehr geregelt anzulaufen zu scheint, sind wir doch froh, als wir vier Plätze in einem der wenigen Direktbusse nach Puyo bekommen.
Wir stärken uns noch mit einer kleinen Mahlzeit, warten auf den verspäteten Bus und sitzen letztendlich trotzdem zufrieden in dem Bus nach Hause.
Liebste Grüße aus Puyo, eure
Clara
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