El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Freitag, 25. November 2016

Selbst die schönste Zeit geht irgendwann zu Ende...


- "Every story has an end, but in life every end is just a new beginning" -
(in etwa: jede Geschichte hat ein Ende aber im Leben ist jedes Ende nur ein neuer Anfang)

Da ist er endlich! Der Abschluss-Eintrag auf meinem Blog!
Seit genau drei Monaten bin ich nun wieder zurück in Deutschland. Kaum war das Kapitel "Ecuador" bzw. "Südamerika" (vorerst! :D) abgeschlossen, fing für mich schon das nächste Kapitel an. Ich studiere jetzt seit einem knappen Monat Politik- und Verwaltungswissenschaft in Konstanz. Mir geht es hier sehr gut, dennoch bin ich dabei, mich an mein Studentenleben zu gewöhnen. Es geht alles noch ein wenig drunter und drüber :D.

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal kurz zurück spulen:
Die letzten drei Tage in Puyo, das ich ein Jahr lang meine Heimat nennen durfte, gingen viel zu schnell vorbei. Mitbringsel wurden erstanden, letzte Punkte auf der To-Do-Liste wurden abgehakt und natürlich musste man sich mit dem Gedanken des Abschieds aus Ecuador und der Heimreise befassen.
An Rahels und meinem vorletzten Abend waren wir ein letztes Mal mit Samuel, seiner Frau und unserer Gastmama Ruth essen. Es war ein schöner Abend, der allerdings durch den baldigen Abschied getrübt war.
Am 23.08.2016 stand dann der endgültige Abschied aus Puyo bevor. Wie an unserem allerersten Tag, unternahmen wir mit Ruth einen Spaziergang zum paseo turístico.
Am Abend mussten wir uns dann schließlich von Samuel und Ruth verabschieden. Es bedarf nur wenig Vorstellungskraft um nachvollziehen zu können, dass es für alle Seiten ein sehr schmerzvoller Abschied wurde.
Mit einem Tränenschleier vor den Augen saßen Rahel und ich dann gegen 23 Uhr im Bus Richtung Quito.
Ein letztes Mal die feuchte amazonía-Luft einatmen, einen letzten Actionfilm auf höchster Lautstärke im Bus anschauen und ein letztes Mal damit kämpfen, eine bequeme Schlafposition auf den Sitzen des Busses zu finden.
Die fünfstündige Fahrt nach Quito verging wie im Flug. Viel zu schnell kamen wir am Busbahnhof an, viel zu schnell wurde es 5 Uhr und viel zu schnell standen wir am Flughafen.
Ich versuchte, mich an das Gefühl zu erinnern, das ich hatte als ich genau hier vor 360 Tagen angekommen bin, doch mein Koffer, der viel zu schwer war (ganze 7 kg zu schwer!), ließ mich zunächst an etwas anderes denken. (Die 7 kg Übergepäck habe ich übrigens in meinem Handgepäck verstaut - bis heute ist es mir ein Rätsel, wie ich das geschafft habe.)

Dann saßen wir im Flugzeug und sahen zu, wie "Ecuador" unter uns immer kleiner wurde. Einerseits freute ich mich zwar auf Zuhause, andererseits überwog noch immer der Schmerz des Abschiednehmens.
Nach nur einer knappen Stunde erreichten wir Bogotá (Kolumbien), wo wir unseren ersten Zwischenstopp einlegten. Die 10 Stunden Aufenthalt, die wir hatten, nutzten Rahel und ich dazu, Bilder zu sortieren.
Ein komisches Gefühl der Leere machte sich in mir breit als wir in das Flugzeug nach Frankfurt steigen. Schon, dass die FlugbegleiterInnen uns auf Deutsch begrüßten, kam mir falsch vor. Physisch und psychisch völlig überfordert mit der Situation (was sich auch dadurch ausdrückte, dass ich dem Flugbegleiter mal auf spanisch, mal auf englisch und mal auf deutsch antwortete), schlief ich ein. Ich schlief fast den ganzen Flug über und so rutschte mir das Herz in die Hose als der Pilot auf einmal die Landung einleitete.
"Willkommen in Frankfurt". Es fühlte sich alles sehr unwirklich und falsch an. Das Klopapier in die Toilette zu werfen und sogar die Wasserflaschen am Wasserhahn auffüllen zu können, ließ mich dennoch realisieren, dass wir wohl wirklich in Deutschland angekommen waren.
Nur kurz war unser zweiter Aufenthalt und so landeten wir pünktlich gegen 17 Uhr in Stuttgart.
Dort wurde ich schon von meiner Familie und ein paar Freunden erwartet.
Oft habe ich mir den Moment ausgemalt, endlich alle wieder umarmen zu können aber dann kam es doch anders als ich es erwartet hatte.

Auch in den nächsten Wochen schaffe ich es noch nicht, den Kloß im Hals runterzuschlucken. Zu sehr habe ich mich in Ecuador und mein Leben in Puyo verliebt und zu stark werden mir Unterschiede zwischen Deutschland und Ecuador bewusst. Zwar erkenne ich auch die klaren Vorteile, die ich in Deutschland habe, allerdings sind es doch eher die fehlende Warmherzigkeit und Offenheit zwischen fremden Menschen, die mir besonders negativ auffallen. (All dies relativierte sich natürlich wieder! Es ist nur ein großer Schock gewesen, innerhalb einer so kurzen Zeit zwei so unterschiedliche Grundeinstellungen vors Auge geführt zu bekommen.)

In den ersten Wochen habe ich Angst, mein "Südamerika-Gefühl" zu verlieren. Da kommt das Rückkehrerseminar gerade richtig. Noch einmal über seine Erfahrungen zu sprechen, sich auszutauschen und von Menschen umgeben zu sein, die alle eine ähnliche Erfahrung (die einen positiver, die anderen negativer) teilen können, gibt mir Kraft und zeigt mir Möglichkeiten auf, meine Erlebnisse und Erfahrungen zu konservieren und zu nutzen.
Wie genau das aussehen soll, habe ich mir noch nicht überlegt. Genug "Inputs" und Ideen habe ich allerdings und dass ich dabei bleiben will, das steht fest.

Ich habe eine Sprache (flüssig) sprechen gelernt, Freundschaften (fürs Leben?) geknüpft und (unvergessliche!) Momente erlebt.
Fernab von alten Gewohnheiten und Denkweisen, außerhalb des seit Jahren bestehenden Umfelds, fängt man an, über Vieles nachzudenken.
Die wichtigste Sache, die ich in Südamerika gelernt und hoffentlich auch in Deutschland behalten werde, ist, sein Leben so zu nehmen und zu lieben wie es nun einmal ist. Momente und Personen, die einem gut tun, schätzen zu wissen und das, was einem nicht gut tut aus seinem Leben zu schaffen.

Ich hoffe, dass dieser Blog, der eine Art Fenster nach Ecuador darstellen sollte, seinen Zweck erfüllt hat. Auch an dieser Stelle möchte ich ein (letztes) Mal daran erinnern, dass dieser Blog nur einen begrenzten Einblick in die Lebensrealität in Ecuador (bzw. Südamerika) und deren Vielfalt geben konnte. Begrenzt durch meine persönliche, subjektive Wahrnehmung und natürlich auch durch den zeitlichen und geographischen Rahmen meines Aufenthalts. Doch trotz dieses "Fensterrahmens", der das Panorama einschränkt, hoffe ich, dass ich die ein oder andere spannende, lustige, nachdenklich stimmende oder auch inspirierende Aussicht geben konnte.


Ganz zuletzt bleibt mir nur noch übrig, mich zu bedanken. Ich bin so dankbar für all die Erfahrungen, Bekanntschaften und Freundschaften, die ich machen und die Momente, die ich erleben durfte.
Natürlich stand im Vordergrund meines Aufenthalts meine Arbeit im Instituto. Dort und auch an vielen anderen Orten, die ich während der vergangenen zwölf Monate besuchen konnte, bin ich mehr als einmal an meine physischen und psychischen Grenzen gestoßen, denen ich mir nun bewusst bin und mit denen ich jetzt weiß, umzugehen.
Ich weiß, dass ich das niemals alleine geschafft und es so wunderschön gefunden hätte, wenn ich nicht so große Unterstützung aus Ecuador aber besonders auch aus Deutschland erfahren hätte.
Ob durch finanzielle Zuschüsse, lange Skype-Telefonate, motivierende Nachrichten oder auch durch das Lesen dieses Blogs, habt Ihr an meinem Jahr teilgenommen und es zu dem gemacht, was es war, ist und sein wird: unvergesslich. Ich hoffe, durch diesen Blog konnte ich euch ein winziges Stück von dem zurück geben, was Ihr mir gegeben habt.
In diesem Sinne schicke ich euch ein riesengroßes


Es fiel mir nicht leicht, diesen Eintrag zu verfassen. Zu viel möchte ich noch sagen und trotzdem erscheint mir nichts richtig. Es ist ein Gefühl von diesem Jahr, das nicht in Worte gefasst werden kann. Es bleibt einzig und allein in meinem Herzen bestehen. Trotzdem hoffe ich, jedem Leser ein winziges Stück dieses Gefühls vermitteln zu können und auch mit diesem Eintrag einen würdigen Abschluss zu finden.
Schweren Herzens schreibe ich nun die letzten Zeilen und beende somit eins der wichtigsten, vielseitigsten, emotionalsten und wundervollsten Kapitel in meinem bisherigen Leben (und ja: das ist so dramatisch, wie es sich anhört).
Ich bin ab jetzt in Konstanz zu finden und werde mich dort meinem Studium widmen. Wenn bis hier hin allerdings immer noch Fragen offen geblieben sind oder Ihr sonst irgendeinen Grund haben solltet, mich zu kontaktieren, freue ich mich über jede Nachricht, jeden Denkanstoß und jedes Gespräch.
Also macht es gut und passt auf Euch auf.
Allerliebste Grüße, eure
Clara ♡


- ¡Ecuador: ama la vida! -