El Río Pastaza

El Río Pastaza
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Samstag, 6. August 2016

Von Peru über Chile nach Bolivien und wieder zurück nach Ecuador

Tag 1 & 2
– 03.07. & 04.07. –
Die Reise beginnt mit einer langen Busfahrt. 2,5 Stunden von Puyo bis nach Ambato. Von dort aus über Nacht nach Loja wo Rahel und ich 3 Stunden Wartezeit im Terminal von Ambato und anschließend 9 Stunden Busfahrt später ankommen. Der kurze Aufenthalt reicht gerade einmal für eine Toilettenpause dann steigen wir in den Bus nach Vilcabamba.
Erschöpft aber glücklich, dass die Sonne vom Himmel strahlt, machen wir uns auf die Suche nach einem Reiterhof, der Ausritte in die Umgebung anbietet. Oft werden wir von vermeintlichen US-Amerikanern angesprochen, die uns den Weg erklären wollen. Viele Touristen, die vorwiegend englisch sprechen fallen uns auf. Wir vermuten, dass Vilcabamba, welches für sein ruhiges Ambiente und die hohe Lebenserwartung der Bevölkerung bekannt ist, gerade für US-amerikanische Senioren ein beliebtes Ziel zum Auswandern ist.
Unser Ausritt startet um 12.30 Uhr. Auf den Pferderücken geht es hoch hinauf in die Berge die Vilcabamba umgeben. Die Sonne brennt aber der sombrero auf meinem Kopf schützt mich vor einem Sonnenstich. Knappe zwei Stunden später verlassen wir den staubigen, steilen Pfad und blicken über Vilcabamba das eingerahmt von hohen Bergen in einem Tal liegt.
Wir lassen die Pferde grasen und steigen zu einem Wasserfall hinab. Dort legen auch wir eine Pause ein bevor wenig später wieder aufgesessen wird. Als ich nach dem insgesamt 4-stündigen Ritt aus den Steigbügeln steige bin ich froh, dass ich den Sattel gegen einen Stuhl tauschen kann.
Vilcabamba ist sehr gemütlich, „tranquilo“. Auch wirkt es sehr aufgeräumt und sauber. Der perfekte Ort um noch einmal Kraft zu tanken denn schon in der Nacht wollen wir die Grenze zu Peru überqueren.

Nach dem Sonnenuntergang, der den Himmel erst in ein warmes Orange und dann in ein helles Lila taucht, steigen Rahel und ich also in den Bus zurück nach Loja, warten dort (erneut) eine gefühlte Ewigkeit und verlassen Punkt 00.00 Uhr das Terminal.








Tag 3
– 05.07. –
Im Bus nach Piura (Peru) sind Rahel und ich die einzigen Fahrgäste, was uns zunächst sehr merkwürdig vorkommt, sich aber später als großer Vorteil entpuppt. Gegen 4 Uhr morgens werden wir geweckt. Wir steigen aus, laufen zu einem kleinen Häuschen, wo wir uns den Ausreisestempel von Ecuador holen und überqueren dann die Grenze. In Peru angekommen wartet ein weiteres Häuschen vor dem einige andere Buspassagiere, deren Bus eine Stunde früher Loja verlassen hat, schon eine Schlange bilden. Da Rahel und ich wie erwähnt in unserem Bus die einzigen Passagiere sind, geht die Einreise nach Peru zum Glück schnell und wie erwartet kommen wir um 8 Uhr in Piura an. Froh, noch von Dezember ein paar peruanische Nuevo Soles in der Tasche zu haben, steigen wir in ein Taxi, das uns zu einem Hostal bringt.
Nachdem wir noch ein bisschen Schlaf nachgeholt haben, erkunden wir ein wenig die Stadt. Wie in jeder peruanischen Stadt gibt es einen Plaza de Armas (wortwörtlich übersetzt: Waffenplatz) der den zentralen Platz der Stadt darstellt. Außerdem gibt es mehrere Brücken, eine Kathedrale und die „Paloma de Paz“ (= Friedenstaube) zu sehen.
Wir erfahren, dass die Busse nach Trujillo, unserem nächsten Ziel, leider nur zu sehr ungeschickten Uhrzeiten fahren. So kommt es, dass wir nach einem kleinen Abendessen und zwei Stunden Schlaf im Hostalzimmer das Bett schon wieder gegen einen Bussitz eintauschen.
Anders als in Ecuador hat hier in Peru fast jede Busgesellschaft ihr eigenes Terminal. Das Gepäck wird, wie am Flughafen, aufgegeben, mit einem Fingerabdruck bestätigt man, dass man die Fahrt antritt und ein Sicherheitsbeamter mit Metalldetektor kontrolliert einen auf Waffen. Ich bin ganz schön beeindruckt und komme aus dem Staunen nicht mehr raus als ich den Doppeldeckerbus sehe, der uns nach Trujillo bringen wird. Es wird kontrolliert, dass alle die Anschnallgurte geschlossen haben und dann geht es los.






Tag 4
– 06.07. –
Pünktlich zum Sonnenaufgang um 6 Uhr kommen wir in Trujillo an. Da wir dort bei anderen Freiwilligen unserer Organisation wohnen werden, machen Rahel und ich uns auf den Weg zu der angegebenen Adresse. Nach einigem Suchen und Fragen (Trujillo ist als drittgrößte Stadt Perus kein Vergleich zu dem überschaubaren Puyo) stehen wir vor der Musikschule in der die 5 Freiwilligen seit August arbeiten. Da es noch sehr früh ist, ist noch niemand da und so führt uns der Hausmeister zu dem Haus in dessen oberster Etage sich die große Freiwilligen-WG befindet. Wir werden sehr lieb empfangen und uns wird sofort eine Matratze zum Ausruhen angeboten, die wir dankend annehmen. Etwa drei Stunden später bin ich schon etwas munterer und im Gespräch mit den Anderen erfahren wir ein paar hilfreiche Tipps.
Während der Weg für Kathi, Armin & Co auch heute in die Musikschule Arpegio führt, geht es für Rahel und mich nach Chan Chan. Dazu warten wir an der großen Straße unweit der WG auf ein „Micro“, einen kleinen Bus. Glücklicherweise haben wir zuvor eine genaue Beschreibung des Micros erhalten, welches uns nach Chan Chan bringt, denn bei so vielen Micros, Combis (in etwa die größes eines VW-Busses) und normalen Bussen mache ich mir gar nicht erst die Mühe, einen Überblick zu gewinnen.
Die aus Lehmziegeln erbaute Stadt Chan Chan war einst mit 100.000 Einwohnern die größte Stadt der Welt. Seitdem sind knapp 700 Jahre vergangen und Chan Chan, das von den Chimú (1000 – 1440 n.Chr.) erbaut wurde, wurde zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt.
In der staubigen Wüste brennt die Sonne gnadenlos vom Himmel und ich bin froh, dass ein Teil des Zeremonialtempels, den Rahel und ich besuchen, überdacht ist. Hinter dem Eingang des „Palacio Tschudi“ liegen riesige Plätze, mit Vögeln und Fischen verzierte Wände, die Gänge bilden und mehrere imposante Hallen.
Bevor wir ein Combi zurück nach Trujillo nehmen, fahren wir zum Abendessen in das kleine Fischerdorf Huanchaco. Überall am Strand stehen aus Schilf gefertigte Boote, ein Erbe aus der Mochica- und Chimú-Epoche.
Sobald die Sonne im Meer versunken ist, machen Rahel und ich uns auf den Rückweg, der sich dank hilfreicher Informationen der Trujillo-Freiwilligen als sehr unkompliziert gestaltet. Das Combi bietet in etwa Platz für 17 Personen + Fahrer, was den „cobrador“ (= Beifahrer, der sowohl das Ziel des Combis aus dem Fenster brüllt und das Geld für die Fahrt einsammelt als auch die Combi-Tür mit Hilfe eines Seils geschlossen hält) aber nicht davon abhält, immer mehr Passagiere auf und zwischen die Plätze zu quetschen. Als der Fahrer mit seinem rasanten Fahrstil bei dem großen Verkehrschaos auf einmal eine Vollbremsung hinlegt und die Reihe, die Meiner gegenüber sitzt uns in den Schoß fällt, kann ich mein Grinsen kaum noch verstecken. Die ältere Dame, die auf mir gelandet ist, weiß nicht ob sie es ebenfalls lustig oder eher unangenehm finden soll aber als sie mein Grinsen sieht, zieht auch sie die Mundwinkel nach oben.
Wir bemerken mehr oder weniger zufällig, dass wir aussteigen müssen, passen auf, dass wir uns dabei nicht die Köpfe stoßen und besuchen dann eine Orchesterprobe der anderen Freiwilligen.
Am Abend falle ich total erschöpft ins Bett und bin mehr als froh über die Tatsache, endlich mal wieder eine Nacht in einem Bett zu verbringen.










Tag 5
– 07.07. –
Mehr oder weniger gut ausgeschlafen geht es am Donnerstag auf zu weiteren archäologischen Funden. Unser Combi kämpft sich durch den dichten Verkehr. Es wird gehupt und sich in die noch so kleinste Lücke gequetscht. An einer Hauptstraße steigen wir aus und nehmen von dort aus ein weiteres, diesmal nicht ganz so überladenes Combi. In der Mittagshitze, die in der sandigen Wüste noch stärker zu spüren ist als im Schatten der Häuser im Zentrum, stehen wir schließlich vor dem Huaca de la Luna. Huaca de la Luna und Huaca del Sol sind Tempelanlagen aus dem Jahre 700 n. Chr., die von den Mochica, den Vorgängern der Chimú, erbaut wurden. Die größere der beiden Pyramiden, die Huaca del Sol, ist noch weitgehend unerforscht und so darf man als Tourist lediglich die Huaca de la Luna betreten.
Im Inneren dieses sechsstufigen Tempels befinden sich Wände, die mit Ornamenten verziert sind, mehrere Altare und Kammern.
Von der höchsten Stufe (= der höchsten Etage) aus hat man einen guten Blick zur Huaca del Sol. Zwischen den beiden Tempeln zeugen Ausgrabungen von der Tatsache, dass dazwischen eine große Stadt gelegen haben muss.
Rahel und ich finden ein Combi, das uns in der Nähe des Plaza de Armas (auch hier der zentrale Platz der Stadt) bringt. Schon auf dem Weg zu dem großen Platz fallen mir die vielen bunten, hübschen Häuschen auf, die zu Trujillos Stadtbild gehören.
In einem Restaurant essen wir zu Mittag und da der Kellner mitbekommt, dass wir Deutsche sind, schaltet er uns kurzerhand das EM-Spiel, das gerade zwischen Frankreich und Deutschland stattfindet, an und setzt uns an einen Tisch von dem aus wir die beste Sicht auf den Fernseher haben. Unsere Vorspeise besteht aus einer peruanischen Spezialität, „Papa a la Huacaina“ (kalte Kartoffeln, die mit einer scharfen, gelben Soße, Ei und Salat serviert werden).
Trujillo gefällt mir mit den bunten Kolonialbauten an sich sehr gut. Lediglich der rege Stadtverkehr, der sich durch die Sträßchen quält stört ein wenig die Ruhe.
Am Abend heißt es schon Abschied nehmen denn über Nacht geht es nach Huaraz.











Tag 6
– 08.07. –
Gegen 5.30 Uhr kommen Rahel und ich im kalten, bergigen Huaraz an. Huaraz liegt auf 3090 m. ü. M. und ist Ausgangspunkt für viele Trekking-Touren in den Huascarán-Nationalpark.
Schon am Terminal werden wir vom Mitarbeiter eines Reisebüros angesprochen. Dankbar um seine Hilfe, ein Hostalzimmer zu bekommen (was um diese Uhrzeit nicht gerade leicht ist), lassen wir uns von seinem Vorschlag für die nächsten zwei Tagestouren überzeugen. (Wie sich später bestätigt, wurden wir zum Glück nicht übers Ohr gehauen!)
Rahel und mir bleiben noch zwei Stunden Zeit um sich kurz hinzulegen bevor wir nach einem kurzen Frühstück gut eingemummelt auf dem Weg zum Pastoruri-Gletscher sind. Carmen, unsere Reiseleiterin, führt uns zunächst zu einem Restaurant, wo wir Mate de Coca, einen Tee der gegen die Höhenkrankheit helfen soll, zu uns nehmen. Dann geht es weiter zu einer kleinen Lagune, die angeblich – je nach Sonneneinstrahlung – die Farbe wechselt. In dieser Umgebung wachsen auch die schlanken, hohen Pflanzen Puya Raimondi. Diese riesigen Ananasgewächse blühen einmal in ihrem Leben und sterben dann..
Eine kurze Busfahrt weiter stehen wir endlich am Ausgangspunkt von wo aus wir zum Pastoruri-Gletscher wandern. Die Luft ist dünn und Carmen empfiehlt uns, in ein Pferd zu investieren, das uns zum Gletscher trägt.
Auf dem Weg haben Rahel und ich Tine, eine deutsche Grundschullehrerin, die in La Paz (Bolivien) arbeitet und in Peru Urlaub macht, kennengelernt. Zusammen mit ihr entscheiden wir uns gegen den Pferderücken und treten den Weg zu Fuß an. Immer wieder müssen wir stehen bleiben, da der Sauerstoff fehlt aber nach knapp 2 Kilometern stehen wir endlich vor der riesigen Eisschicht, die sich wie eine zähe Masse über die Berge gelegt hat. Ich bin vom Anblick hin und weg, da ich so etwas noch nie zuvor gesehen habe!
Auf den 5200 Metern auf denen der Gletscher liegt pfeift der eisige Wind und es fängt sogar an zu schneien.
Obwohl der Ausblick oben fantastisch ist, bin ich froh, als wir wieder im warmen Bus sitzen. Durch die Höhe habe ich ein wenig Kopfschmerzen bekommen, die zum Glück gegen Abend abklingen.
Durch die Müdigkeit am Morgen haben Rahel und ich blöderweise den Namen unseres Hostals vergessen und irren erst ein bisschen umher bis wir vor der richtigen Türe stehen.
Zum Abendessen haben wir uns mit Tine verabredet, die uns in eine schöne Pizzeria führt wo wir uns sehr nett unterhalten.











Tag 7
– 09.07. –
Am nächsten Tag heißt es schon früh „raus aus dem Bett“, denn schon um 5.30 Uhr werden wir zur heutigen Tour abgeholt. Glücklicherweise fahren wir knapp 3 Stunden mit dem Bus bevor wir zum Frühstücken Pause machen und so haben wir noch ein bisschen Zeit, die Augen zu schließen.
Gefrühstückt wird in einem schönen Restaurant an der frischen Luft.
Wenig später passieren wir den Eingang des Huascarán-Nationalparks, fahren an zwei smaragdgrünen Lagunen vorbei und kommen dann schließlich am Ausgangspunkt für die heutige Wanderung an.
Zunächst geht es noch halbwegs eben über eine Wiese. Dann steht ein Aufstieg an, der uns gegenüber eines Wasserfalls den schneebedeckten Gipfeln näherbringt. Rahel und ich können im vorderen Mittelfeld mithalten. Als uns der Guide einholt, verspricht er uns, dass wir schon mehr als die Hälfte hinter uns haben und da wir nach dem Aufstieg wieder ein Stück über eine ebenerdige Wiese laufen komme ich wieder ein wenig zu Kräften.
Die Landschaft ist schon jetzt unglaublich schön!
Bis wir unser eigentliches Ziel, die Laguna 69, erreichen, müssen wir allerdings noch einen letzten Berg besteigen. Obwohl aufgegeben für mich nicht in Frage kommt, kämpfe ich immer wieder mit mir selbst, bis ich das letzte, extrem steile Stück endlich hinter mir habe.
Nach drei Stunden Wanderung auf der wir über 600 Höhenmeter überwunden haben belohnt uns auf 4800 Metern der Blick auf die blau schimmernde, glasklare Lagune. Mit den schneebedeckten Berggipfeln im Hintergrund traue ich meinen Augen kaum, die diese wunderschöne Landschaft erblicken.
Der Abstieg ist zwar vom Atmen her definitiv weniger anstrengend allerdings muss ich mich hierbei extrem darauf konzentrieren, nicht auszurutschen. Wanderern, die uns entgegen kommen wünschen wir Kraft und Glück für den Aufstieg und ermutigen sie mit Distanzangaben.
Nach der insgesamt knapp 6 stündigen Wanderung fühlen sich meine Beine an wie Wackelpudding und es dauert keine halbe Stunde bis ich eingeschlafen bin.
Durch die unebene Straße wird der Bus allerdings so durchgerüttelt, dass mein Schlaf nur von kurzer Dauer ist. Immerhin werde ich mit einem fantastischen Blick auf die Cordillera blanca, die aus schneebedeckten Bergen bestehende Kordillere, die von der Sonne in ein warmes, rotes Licht getaucht wird, belohnt.
Esel und Kühe werden vor uns die Straße heruntergetrieben und immer wieder müssen wir anhalten, da eins der Tiere die Fahrbahn blockiert.
Nachdem Rahel und ich unsere Sachen abgeholt haben finden wir ein gemütliches Restaurant wo wir zu Abend essen. Da wir die einzigen Gäste sind nutzen wir den Platz außerdem dazu, unsere Sachen umzupacken und uns im Bad „bettfertig“ zu machen. Den Blick der Kellnerin als wir mit Handtuch, Waschutensilien und Wechselkleidung ins Bad einziehen, ignoriere ich.
Um 22 Uhr sitzen wir, in eine bereitgestellte Decke gekuschelt, im zweiten Stock des Reisebusses, der uns nach Lima bringt. Sogar ein zweites Abendessen bekommen wir serviert. Ein bisschen wie im Flugzeug.











Tag 8
– 10.07. –
Zum ersten Mal kommen Rahel und ich auf unserer Reise an einem nicht ganz so unbekannten Ort an: Lima. Trotzdem sind wir froh, dass uns Rahels peruanischer Patenonkel morgens um 6 Uhr vom Terminal abholt. Lima ist und bleibt zumindest für mich einfach unüberschaubar.
Ricardo bringt uns zu einer Wohnung, die seiner Schwester gehört. Dort werden wir die nächsten beiden Nächte verbringen. Da wir vom Bus fahren noch etwas erschöpft sind, legen wir uns noch eine Weile hin bevor wir uns an den von Ricardos Schwester gedeckten Frühstückstisch setzen. Anders als in Ecuador gibt es hier in Peru Brot, das mit deutschen hellen bzw. sogar Vollkornbrötchen zu vergleichen ist. Zu den Brötchen gibt es Avocado, die hier (ebenfalls anders als in Ecuador) nicht „aguacate“ sondern „palta“ heißt.
Außer Ricardo, Rahel und mir wohnt in der Wohnung noch Jaime, ein Untermieter. Ricardo, Ricardos Schwester und auch Jaime sind mir sofort sehr sympathisch.
Wir beschließen, uns heute „nur“ ein paar Viertel der Neustadt anzuschauen und machen uns mit Ricardo als Stadtführer nach dem Frühstück auf den Weg. Zuerst fahren wir nach Barranco. Hier in Lima ist es übrigens üblich, den Taxifahrer erst zu fragen ob er das gewünschte Ziel kennt, dann einen Preis zu verhandeln und danach erst einzusteigen.
In Barranco, dem Künstlerviertel Limas gehen wir ein bisschen durch die Straßen, laufen über die „Puente de los Suspiros“ (= Seufzerbrücke), gelangen zu einem kleinen Aussichtspunkt und machen uns dann zu Fuß am Strand entlang auf den Weg nach Miraflores. Kaum kommen wir dort an, spüren wir deutlich den Unterschied: die Gebäube werden höher, Straßen breiter und Einkaufszentren größer un teurer. Zusammen mit San Isidro zählt Miraflores mit zu den „besten“ Vierteln Limas.
Gleitschirmflieger kreisen über unsere Köpfe und an einem Obststand probieren wir Chirimoya und Tuna (= Kaktusfeigen) und runden alles mit einem Eis in Ricardos Lieblingseinsdiele ab.
Dann nehmen wir ein Taxi zurück nach Chorillos. Die mehrspurige Schnellstraße führt wie ein breites Band direkt am Strand entlang und bietet immer wieder Möglichkeiten, in die verschiedenen Viertel abzubiegen. Beziehungsweise dank der Steilküste eher „hochzufahren“.
Am Abend lernen wir Ricardos Mutter und seine Nichte kennen und gehen zusammen mit seiner Schwester, seiner Nichte, seiner Mutter und ihm in eine Peña. Das ist ein Restaurant bei dem Liva-Musik gespielt wird zu der getanzt werden kann.
Leider ist die Musik sehr laut und die Künstler für uns (wie auch für Ricardo, der inzwischen in Deutschland wohnt) unbekannt und wir machen uns schon gegen 21 Uhr auf den Rückweg in die Wohnung,
Froh, zu wissen morgen nicht sofort wieder weiter zu fahren, schlafe ich ein.









Tuna

Chirimoya



Tag 9
– 11.07. –
Den zweiten Tag in Lima beginnen wir mit einem leckeren Frühstück in einer nahegelegenen Bäckerei. Von da aus nehmen wir die „Metropolitano“ (in etwa: S-Bahn) ins historische Zentrum Limas. Dort führt uns Ricardo an den wichtigsten Gebäuden und Plätzen vorbei. Der große Plaza de Armas ist von imposanten Gebäuden wie dem Regierungspalast und der großen Kathedrale umgeben. Das Rathhaus und ein weiteres langes Gebäude leuchten in einem ockerfarbenem Gelbton.
Kurz vor 12 Uhr treten aus den Toren des Regierungspalasts uniformierte Wachleute, die im Gleichschritt und von einer Kapelle begleitet die Wachablösung zelebrieren.
Ganz in der Nähe des historischen Zentrums gehen wir Mittagessen. Wir probieren „Ocopa“ (kalte Kartoffeln mit einer grünen, leicht scharfen Soße) und „Causa rellena“ (mit Limonen gesäuerter Kartoffelbrei, der geschichtet wird und in der Mitte ein Füllung aus wahlweise Thunfisch oder Hühnchen enthält; wird kalt serviert). Für mich ist „causa“ definitiv eins der Highlights der peruanischen Küche!
Mit einem Taxi fahren wir Richtung Monte Rico, wo wir das Gold- und Waffenmuseum Limas besuchen.
Als wir einen anderen Stadtteil passieren, bittet der Taxifahrer uns, Fenster und Türen zu verschließen und unsere Wertsachen im Fußraum zu platzieren. La Victoria ist ein Viertel wenige Autominuten vom touristischen Zentrum entfernt. Verkäufer sitzen auf der Straße und versuchen ihre (laut dem Taxifahrer: teils geklauten) Waren los zu werden. Ein heilloses Verkehrschaos herrscht auf den Straßen und die Berghänge sind mit sehr einfachen Wohnhäusern übersät. La Victoria gehört zu den „pueblos jovenes“, den jungen Dörfern, die eine Folge des raschen Bevölkerungswachstums Limas sind.
Keine 10 Minuten später kommen wir in Monterico an. Dort reihen sich Villen mit großen Gärten aneinander. Kaum zu glauben, dass ich Minuten vorher noch ein ganz anderes Stadtbild gesehen habe.
Am Goldmuseum angekommen kaufen Rahel, Ricardo und ich Eintrittskarten und machen uns dann auf den Weg zu den wertvollsten Schätzen prähispanischer Kulturen.
Aus Gold gefertigte Becher und Schalen stehen neben üppigstem Goldschmuck und sogar Kinderspielzeug aus Gold. Eins der wichtigsten Exponate des Museums ist das Tumi, ein halbmondförmiges Zeremonialmesser aus der Chimú-Kultur.
Neben dem ganzen Gold sind auch Keramikgefäße, Waffen aus Stein, Stoffe und sogar Mumien und Schrumpfköpfe ausgestellt.
Im oberen Stock befindet sich eine Ansammlung diverser und gefühlt willkürlich ausgewählter Waffen und Uniformen aus der ganzen Welt.
Nach dem Museumsbesuch gehen wir einen Kaffee trinken und wollen uns dann eigentlich die „tanzenden Wasserspiele“ anschauen. Leider hat der Park, in dem das Spektakel stattfindet aber ausgerechnet heute zu.
Wir essen in einem Supermarkt, wo es ein Buffet gibt, zu Abend und gehen dann schlafen.







Tag 10
– 12.07. –
Da Rahel heute ein Bewerbungsgespräch per Skype hat, machen wir uns schon um 5.45 Uhr auf den Weg zu Ricardos Bruder. Das Gespräch läuft gut und zur Belohnung serviert uns Ricardos Mutter Frühstück.
Zurück geht es mit einem „Moto“ - einem Taxi, das aussieht wie ein ausgebautes Motorrad. Es hat drei Räder, vorne eine kleine Fahrerkabine und hinten ein schmales Bänkchen auf dem man zu dritt schon echt Platzprobleme bekommt. Unsere Fahrerin, eine junge Frau, die einen kleinen Welpen im Fußraum hat, quetscht sich in die engsten Lücken und motzt dabei kräftig die anderen Verkehrsteilnehmer an.
Um 10 Uhr finden wir uns an einem der zahlreichen Terminals wieder. Wir fahren nach Ica, eine Stadt rund 4 Stunden südlich von Lima gelegen. Da Ricardo seinen Reisepass vergessen hat, fahren Rahel und ich schon mal alleine los. In Ica angekommen suchen wir ein Hostal und machen uns dann auf den Weg zum Plaza de Armas. Wie uns jetzt schon öfters aufgefallen ist, sind auch hier viele Gebäude in einem ockerfarbenem Farbton gestrichen. Rahel und ich kaufen uns ein Eis und warten auf einer Bank auf Ricardo, der eine gute halbe Stunde später auftaucht.
Zusammen schlendern wir noch ein wenig durch die Stadt und gehen dann Abendessen. Zum ersten Mal probiere ich „Pisco Sour“, das peruanische Nationalgetränk aus „Pisco“ (= Traubenschnaps), Eiweiß und Limonensaft.
Am Abend ist der Plaza de Armas schön beleuchtet und kleine Wasserspiele tanzen darauf.



Papa a la Huacaina

Causa rellena


Tag 11
– 13.07. –
Der heutige Tag beginnt mit einem Frühstück im Restaurant neben unserem Hostal. Danach gehen wir auf dem Markt ein paar Früchte einkaufen und nehmen dann ein Taxi in die Huacachina-Oase. Durch die kalte Humboldt-Strömung und die Nähe zur Andenkordillere weißt die peruanische Küste ein sehr trockenes Klima auf und es entstehen sogar Wüsten!
Die Oase besteht aus einem kleinen grünen See in der Mitte der von Palmen und hübschen Häusern umgeben ist. Außenrum befinden sich Sanddünen. Wüsste ich es nicht besser, würde ich meinen, ich befände mich irgendwo in der Sahara.
Ricardo, Rahel und ich klettern unter großer Anstrengung auf eine der Dünen, machen eine Pause am See und essen unsere Früchte, gehen Mittagessen und ruhen mit einem Kaffee in ein paar Hängematten aus.
Um 17 Uhr beginnt dann die Tour, weshalb die meisten Touristen Huacachina besuchen. Mit sogenannten Buggys, Autos mit großen Reifen und einem Metallgestell obendrauf, geht es mitten in die Dünen. Der Fahrer gibt ordentlich Gas und fast senkrecht, wie bei einer Achterbahn, rasen wir die Dünen hinunter. An einem Aussichtspunkt machen wir Halt und beobachten den Sonnenuntergang. Ich kann nicht ganz fassen, wo ich gerade bin und rufe noch Tage später die Bilder auf, um mich zu versichern, wirklich da gewesen zu sein. Die untergehende Sonne taucht die riesigen Sandberge in ein warmes Gold bis sie schließlich verschwindet.
Bevor die Tour zu Ende ist, müssen wir alle noch bäuchlings auf einer Art Snowboard einen ziemlich steilen Hang hinunterrutschen. Obwohl es von oben echt hoch aussieht und man eine ordentliche Geschwindigkeit drauf hat, besiegt der Adrenalinrausch die Angst.
Zurück nach Ica fahren wir ebenfalls mit dem Buggy, der auf einer unbefahrenen Strecke noch einmal kräftig an Geschwindigkeit zulegt.
Ricardo fährt am Abend zurück nach Lima und Rahel und ich richten unseren Weg weiter nach Süden. Nächste Station: Arequipa.







Plátanos "de la Isla"

Lúcuma








Tag 12
– 14.07. –
Da wir in einen komfortablen Sitz investiert haben, kommen wir relativ gut erholt am Morgen in Arequipa an. Wie so oft sind Rahel und ich anfangs in einer neuen Stadt etwas verloren und bitten einen Taxifahrer, uns in ein Hostal zu bringen.
Als wir vor einem noblen Gebäude Halt machen, befürchte ich, dass das Hostal nicht in unserer Preisklasse liegt. Überraschenderweise täuscht mich mein erster Eindruck und Rahel und ich bekommen ein Zimmer in dem hübschen Altbau.
Nachdem wir uns ein wenig frisch gemacht haben, erkunden wir Arequipa. Die als „weiße Stadt“ bekannte Stadt gilt als eine der schönsten Südamerikas.
Tatsächlich sieht man ausgesprochen schöne Kolonialbauten, alle aus Sillar, hellem Vulkangestein, gebaut. Beeindruckend finde ich vor allem die Plaza de Armas, die mit der mächtigen Kathedrale und den zweistöckigen Arkadengängen großen Eindruck schindet.
Arequipa wirkt sehr hell und aufgeräumt, was für eine südamerikanische Großstadt nicht unbedingt typisch ist.
Das Highlight Arequipas, das Kloster Santa Catalina, liegt allerdings hinter dicken Mauern. Das 1579 erbaute Kloster befindet sich wie eine „Stadt in der Stadt“ abgeschieden im nördlichen Teil der Stadt. Unzählige Gänge und verwinkelte Gässchen machen es mir schwer, die Orientierung zu behalten. Karge „Zellen“ stehen im Kontrast zu hübsch verzierten Plätzen.
Gegen Abend erwartet Rahel und mich ein weiteres Highlight im kleinen Vorort Yanahuara. Von einem Aussichtspunkt aus hat man eine tolle Sicht über Arequipa, das in der Abendsonne glitzert. Hinter der Stadt erhebt sich der mächtige Vulkan Misti, der ebenfalls angestrahlt durch die Sonne, in einem hellen Orange leuchtet.
Da wir am nächsten Tag schon früh aufstehen müssen, gehen Rahel und ich heute schon sehr früh ins Bett.







Kloster Santa Catalina








Tag 13
– 15.07. –
Als um 2.30 Uhr der Wecker klingelt, habe ich wenig Lust das warme Bett gegen die Kälte außerhalb einzutauschen. Irgendwie schaffe ich es doch, mich zum Aufstehen zu motivieren und so stehen wir um 3 Uhr in der Hotellobby.
Wenig später werden Rahel und ich von einem kleinen Bus eingesammelt und wir fahren zum Colca Canyon, dem zweittiefsten Canyon der Welt.
Kurz vor 7 Uhr weckt uns unser Guide, Iván, denn wir sind in Chivay, einem kleinen Städtchen am Rande des Canyons angekommen. In der Eiseskälte sind alle froh um das heiße Wasser, das auf dem gedeckten Frühstückstisch zu Tee- oder Kaffeezubereitung steht.
Nach dem Frühstück geht es wieder in den Bus und wir fahren zum ersten Aussichtspunkt, dem Cruz del Condor.
Schon von dort aus ist der Canyon beeindruckend. Zwischen den Felsspalten fliegen Kondore und auf den Berggipfeln liegt Schnee.
40 Minuten Aufenthalt gibt uns Iván, dann fahren wir in das 10 Minuten entfernt gelegene Dörfchen Cabanaconde. Iván erklärt uns, dass dies der Ort sein wird, an dem wir morgen nach dem Aufstieg aus dem Canyon frühstücken werden.
Dann beginnt die Wanderung. Schon von oben erkennt man die „Oase“ am Fuße des Canyons in der wir am Abend schlafen werden.
Einen staubigen, von Geröll und Steinen bedeckten Pfad geht es bergab. Mal steiler, mal weniger steil. Die Sonne brennt auf unsere Köpfe. Nach 3,5 Stunden, die wir den Pfad bergab steigen, erreichen wir eine Brücke. Halbzeit.
Die Pause ist nur kurz und vom Hunger getrieben geht es ein gutes Stück bergauf. Eine weitere Stunde später gelangen wir zu einem winzigen Dorf, wo wir Mittagessen und auf der Wiese ein wenig Sonne tanken.
Nach dem Mittagessen gehe es laut Iván nicht mehr bergauf. Alles sei „peruvanian flat“ (= peruanisch flach). Was das bedeutet wird uns kurze Zeit später klar. Die letzen zwei Stunden führt der Weg mal bergauf, mal bergab. Da unserer Gruppe zwei ältere, französische Herren angehören, die wir regelmäßig abhängen, entscheidet Iván, einen zweiten Guide zu bestimmen. Mit einem Zettel in der Hand führt uns ab jetzt ein Niederländer zur ersehnten Oase. Wir nehmen ein paar mehr unoffizielle als offizielle Abkürzungen aber tatsächlich stehen wir gute zwei Stunden später in der Oase.
Dort angekommen verteilt uns Iván auf die Zimmer. Jedes Zimmer liegt in einem kleinen Häuschen aus Stein und zwischen der Wand und dem Dach befindet sich mehr als eine Ritze. Elektrisches Licht gibt es nicht.
Um noch halbwegs die Hose von dem Pullover unterscheiden zu können, wagen Rahel und ich sofort den Gang zur Dusche. Überraschenderweise ist es nicht einmal ganz so kalt wie erwartet, dennoch bin ich froh, als ich mich wieder in meinen dicken Pullover kuscheln kann. Vor dem Abendessen spielen wir noch mit drei anderen Mädchen unserer Gruppe (2 Niederländerinnen und einer Engländerin) Karten.
Als das warme Abendessen endlich auf dem Tisch steht, spürt man eine allgemeine Erleichterung im Raum.
Im Schein des Mondes suchen Rahel und ich den Weg zurück in unser Steinhäuschen. Eingekuschelt in mehrere Lagen Kleidung und mehrere Decken schlafe ich schnell ein.








Tag 14
– 16.07. –
Um 5 Uhr steht unsere Gruppe bestehend aus 11 Personen am vereinbarten Treffpunkt. Da die Sonne noch nicht aufgegangen ist, ist es nicht nur kalt sondern auch noch dunkel. Meine Motivation, jetzt knappe 5 Kilometer bergauf zu wandern, hält sich deutlich in Grenzen. Nichts desto trotz beginnen wir mit dem Aufstieg. Man muss sehr vorsichtig sein, dass man nicht über einen großen Stein stolpert oder auf dem Geröll ausrutscht aber nach und nach geht die Sonne auf. Nach guten 40 Minuten löst Iván die Gruppe auf und jeder geht im eigenen Tempo weiter. Gegen 7.30 Uhr fehlt zum Gipfel nicht mehr viel. Allerdings brennt inzwischen die Sonne mindestens genau so stark wie meine Muskeln. Im gefühlten Schneckentempo quäle ich mich voran bis ich endlich die letzten Meter im Blickfeld habe. Oben angekommen ist meine Erleichterung genau so wie meine Erschöpfung unendlich groß. Innerhalb von drei Stunden haben wir knappe 1000 Höhenmeter überwunden und blicken nun stolz nach unten in die Oase, wo wir heute Morgen gestartet sind.
Eine halbe Stunde mehr und wir kommen in Cabanaconde an, das mir gerade paradiesisch erscheint. Da wir die Wanderung noch vor dem Frühstück hinter uns gebracht haben, knurren die Mägen und alle sind sehr froh, als wir in einem hübschen Garten frühstücken.
Da Iván auch heute wieder eine Gruppe in den Colca Canyon führt, verlässt er uns schon nach dem Frühstück und mit einer zweiten Gruppe machen wir die „Japaner-Tour“, die uns gestern versprochen wurde. 10-20 Minuten verbringen wir im Bus, dann steigen alle aus, es werden Bilder gemacht und weiter geht die Fahrt. Besonders beeindruckend finde ich einen Aussichtspunkt von dem aus man einen unglaublichen Blick über mehrere Terrassen hat, auf denen die Inka ihre Agrikultur verwirklichten.
Am höchsten Punkt des Canyons, auf knapp 5000 Höhenmetern halte ich es nur kurz aus. Nach diesem letzten Stopp fahren wir knappe 3 Stunden zurück nach Arequipa.
Rahel und ich machen uns in unserem Hostal „bettfertig“, packen unsere Sachen zusammen und warten dann auf das Taxi zum Terminal.
Heute Nacht beziehungsweise morgen früh soll es nach Chile gehen.









Tag 15
– 17.07. –
Gegen 5 Uhr kommen wir in Tacna (im Süden Perus) an. Sofort werden wir angesprochen und ein Fahrer bietet uns an, über die Grenze nach Arica zu fahren. Etwas skeptisch lehnen wir zunächst ab aber da uns eine Frau versichert, dies sei die offizielle Art und Weise über die Grenze zu kommen, willigen wir doch ein.
In einem ganz normalen Auto fahren wir Richtung Chile. Nachdem Rahel und mir an der Grenze unsere Mandarinen und Bananen abgenommen wurden (bisher hatten wir nie Probleme damit, Früchte in ein anderes Land einzuführen), wir aber sonst ohne weitere Probleme die Grenze passiert haben, lässt uns der Fahrer des Kombis 20 Minuten später in Arica aussteigen. Unser Plan ist es zunächst, den Tag über in Arica zu verbringen und abends nach San Pedro de Atacama weiter zu fahren. Leider haben fast alle Schalter morgens um 6 Uhr noch geschlossen und so sitzen wir eine Weile am Terminal, frühstücken und versuchen, verschiedene Buspreise umzurechnen. Da ein Euro etwa 700 chilenische Pesos sind, kommen uns die Preise anfangs sehr merkwürdig vor. Gegen 7 Uhr öffnen die ersten Busgesellschaften und Rahel und ich versuchen, herauszufinden, wie wir am besten nach San Pedro de Atacama kommen. Leider stellt sich heraus, dass das schwieriger als gedacht und außerdem ziemlich teuer ist. Bald verwerfen wir den Plan und überlegen uns, wie wir möglichst weit im Norden über die Grenze nach Bolivien kommen. Da ich gelesen habe, dass der Lauca Nationalpark der meistfrequentierte Grenzübergang ist, versuchen wir nun, einen Bus zu finden, der uns über die Grenze bringt. Es dauert eine Weile bis mir endlich jemand die Auskunft gibt, dass wir uns dafür am falschen Terminal befinden.
Irgendwie ist meine Geduld am Ende und nach einer weiteren halben Stunde verwerfen Rahel und ich den Plan, über Chile in die bolivianische Salzwüste Salar de Uyuni zu gelangen und entscheiden uns, schon vorzeitig nach La Paz (Bolivien) zu fahren. Zum Glück finden wir schnell einen Bus für den wir überraschend wenig zahlen und beenden somit nach nur wenigen Stunden unseren Aufenthalt in Chile.
Der Weg nach La Paz führt durch den Lauca – Nationalpark. Als wir an der Lagune Chungará ankommen, in der sich ein schneebedeckter Berg spiegelt und um die Flamingos stehen, finde ich, dass sich dieser Schlenker über Chile trotzdem allemal gelohnt hat!
Die Grenze zu Bolivien befindet sich ausgerechnet an oben genannter Lagune und so kommen wir in den Genuss, diese wunderschöne Landschaft auch einmal ohne die störende Fensterscheibe bestaunen zu können.
An der Grenze zu Bolivien beziehungsweise eine (kilometertechnisch) kurze Strecke danach legen wir im Schneckentempo zurück. Da wir (mal wieder) ganz schön weit oben sind, haben viele Leute Probleme mit der Höhe und unentwegt hört man Würgegeräusche im Bus.
Für mich ist es, obwohl ich glücklicherweise KEINE Höhenkrankheit bekomme, definitiv die schlimmste Fahrt, die wir bisher gemacht haben. Nach guten 10 Stunden endet diese Horrorfahrt endlich und wir kommen in La Paz an.
Froh, endlich angekommen zu sein, fragen wir einen Taxifahrer nach einer günstigen Unterkunft und er bringt uns, ganz in der Nähe des Zentrums, in ein hübsches Hostal.
Rahel und ich bringen unser Gepäck in das Zimmer und wollen dann an der Rezeption nach einem Restaurant im nahen Umkreis fragen. Als wir in der Lobby ankommen, blicken wir in ein vertrautes Gesicht: Clara, unsere Mitfreiwillige aus Puyo. Unglaubwürdig stehen wir uns gegenüber und müssen über diesen riesigen Zufall lachen.
Wir verquatschen uns ein wenig, essen erst spät zu Abend und fallen dann erschöpft ins Bett.







Tag 16
– 18.07. –
Gestern (im Bus nach La Paz) wurden Rahel und ich von einer deutschen Freiwilligen angesprochen. Im Gespräch kam heraus, dass der bolivianische Schwerlastverkehr aufgrund eines Streiks heute lahm liegt. Auf unbegrenzte Zeit. Lachend meinte sie zu uns „wer in Bolivien keinen Streik erlebt hat, war nicht wirklich in Bolivien“.
Zum Lachen ist mir nicht wirklich zu Mute, da ich um unsere Reisepläne bange.
Zunächst einmal steht heute aber das historische Zentrum La Paz' im Fokus.
Über die steile Gasse „Sagárnaga“ erreichen wir den Plaza San Franciso. Dann geht es eine weitere Gasse steil bergauf. Von dort aus können wir auf den gegenüberliegenden Hang blicken, der von Backsteinbauten mit Wellblechdach übersät ist. Obwohl Bolivien nur knapp 10 Millionen Einwohner hat, wohnen etwa 2 Millionen davon in La Paz und dem Vorort El Alto.
La Paz nehme ich als eine Stadt, ähnlich wie Lima, mit unglaublichen Gegensätzen wahr. Am krassesten kommt dieses Gefühl am prächtigen Präsidentenpalast zum Ausdruck, an den ein ziemlich altes, verfallenes Haus grenzt.
Nachdem wir unseren Rundgang durch die Altstadt beendet haben, machen wir uns in einen Mikro-Bus gequetscht auf den Weg zum „Valle de la Luna“. Ein Franzose, der gerade auch Freiwilliger in La Paz ist, schließt sich uns an.
Das „Valle de la Luna“ (= Mondtal) sieht mit seinen merkwürdigen Gesteinsformen tatsächlich aus, wie von einer anderen Welt.
Nach einem 45-minütigen Rundgang verabschieden wir uns von dem Franzosen und fahren zurück nach La Paz. Dort fahren beziehungsweise fliegen wir mit dem unfassbar günstigen Teleférico (in etwa: Gondel), das in La Paz als „normales“ öffentliches Verkehrsmittel anerkannt ist, einmal über die Stadt. Im unteren, tiefer gelegenen Teil von La Paz reihen sich Villen aneinander während im knapp 1000 Meter und 10 Grad Celsius kälter gelegenem Stadtteil rotbraune Backsteinbauten mit Wellblechdach das Stadtbild bestimmen.
Von der Endstation des Teleférico aus versuchen wir erneut ins Zentrum zu gelangen, was sich als ein wenig komplizierter als gedacht, gestaltet.
Den steilen Hang geht es mit einem Mikro-Bus hinab bis wir endlich, im Verkehrschaos angekommen, die Hauptstraße „El Prado“ erkennen.
Am Abend informieren wir uns über den aktuellen Stand des Streiks. Es heißt, dass für heute Nacht die Straßen offen seien, es aber weitere Streiks geben wird.
Auf Risiko buchen Rahel und ich trotz allem für morgen eine Tour und ein Busticket und hoffen inständig, morgen Abend nach Uyuni fahren zu können.
Am Abend besuchen wir noch einmal die Calle Sagárnaga mit ihren artesanía-Läden. Auch laufen wir über den Hexenmarkt, auf dem man neben Kräutern und Salben gegen jedes Leiden auch Alpaka-Embryos für den Hausbau (das soll anscheinend Glück bringen) kaufen kann.
Es grenzt schon fast an Luxus, dass wir nach der gestrigen Nacht auch heute Nacht in einem Hostal-Bett verbringen und so schlafe ich zufrieden ein.
















Tag 17
– 19.07. –
Pünktlich um 7 Uhr stehen Rahel und ich vor der Tür unserer Reiseagentur. José, unser heutiger Guide, begrüßt uns und wir steigen in einen kleinen Bus in dem schon 6 weitere Passagiere warten: zwei Franzosen, zwei Chilenen und zwei Kanadier.
Auf knapp 4800 Höhenmetern machen wir am Pass La Cumbre Halt. In der eisigen Kälte bauen unsere Guides einen Plastiktisch auf und decken den Frühstückstisch.
Lange halten wir uns mit dem Essen aber nicht auf denn schon bald werden Ellenbogen- und Knieschützer, Schutzjacke und -hose, Helm und Handschuhe angelegt und uns wird ein Fahrrad zugeteilt. Mit den Mountainbikes soll es heute in knapp 4 Stunden etwa 90 Kilometer und 3000 Höhenmeter bergab gehen. Die erste Stunde fahren wir auf einer asphaltierten Straße. Es ist noch sehr kalt, was durch den Fahrtwind nicht besser wird, weshalb sich meine Hände schon nach kurzer Zeit taub anfühlen.
Zum Glück steigen wir für weitere 8 Kilometer erneut in den Bus bis wir zum Eingang der „Death Road“ oder auch dem „Camino de la Muerte“ (= der Todesstraße) gelangen. Die steile Schotterpiste gilt als die gefährlichste Straße Südamerikas und wird nur noch wenig befahren. Lediglich ein paar Einheimische nehmen die gefährliche Strecke in Kauf um ein paar Minuten Fahrzeit einzusparen. Die Unfallsrate ist allerdings sehr hoch.
Im Nebel fahren wir los. Im Durchschnitt ist die Straße etwa 4 Meter breit aber der ungesicherte, steile Abgrund ist näher als man denkt. Nach einer ersten kurzen Pause wird klar, dass nicht alle im gleichen Tempo fahren (wollen) und so bilden Rahel und ich zusammen mit den beiden Franzosen und José die Spitze. Mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit rasen wir die Piste hinab. Der Schotter mischt sich mit größeren Steinen, Pfützen und Matschlawinen und bildet einen unebenen Untergrund. Die Temperatur steigt mit jedem Höhenmeter, den wir hinter uns lassen, an und auch die Vegetation wird immer tropischer. Viel Zeit um die Umgebung zu bestaunen bleibt allerdings nicht. Zu groß ist die Gefahr, eine Kurve zu eng zu nehmen.
Leider viel zu schnell kommen wir in einem kleinen Dorf an, wo wir auf den Rest der Gruppe warten. Überlebt haben alle auch wenn einer der Chilenen schwer gestürzt ist.
Mit dem Bus fahren wir ein Stück weiter und erholen uns an einem Hostal von der Fahrt. Wir essen zu Mittag, duschen und machen noch ein paar Abschlussfotos, dann geht es zurück nach La Paz.
Bevor Rahel und ich in den Bus nach Uyuni steigen, wärmen wir uns in einem hübschen kleinen Café auf.
Glücklicherweise scheint es keine Probleme aufgrund des Streiks zu geben und so sitzen wir um 21 Uhr in den breiten Bussitzen, wo wir Abendessen bekommen. In den bequemen Sitzen, die wir fast auf 180 Grad nach hinten legen können und mit der vom Busunternehmen gestellten Decke und dem Kissen kann ich schnell einschlafen.








Tag 18
– 20.07. –
Als wir in Uyuni ankommen, können wir uns vor Tourangeboten kaum retten. Ich bin froh, dass wir in das Büro des Busunternehmens flüchten können und erst einmal in Ruhe unsere Sachen organisieren. Schnell buchen Rahel und ich dann aber doch eine Tour in den Salar de Uyuni.
Die erste Station ist der „Cementerio de los trenes“, der Zugfriedhof. Mitten in der Pampa wurden alte Züge und Zugteile abgestellt, die über die Jahre alle die gleiche rostbraune Farbe angenommen haben.
Weiter geht es in ein kleines Dorf, wo artesanía erworben werden und die Toilette benutzt werden kann.
Dann endlich fahren wir bis zur größten Salzwüste der Erde.
Wir halten an sogenannten „ojos de agua“ (= Wasseraugen), Wasserlachen die von unterirdischen salzhaltigen Quellen gespeist werden.
Anschließend fahren wir etwa zwei Stunden durch das bloße Salz. Kein anderes Auto tritt in mein Blickfeld und der Vulkan, den wir ansteuern, scheint nur unmerklich größer zu werden. Eine unfassbare Weite! Endlich kommen wir am Fuße des Vulkans an, wo wir nach dem Mittagessen unsere Spiegelbilder in kleinen Seen sehen können. Da wir gerade in der Trockenzeit sind, sind nur vereinzelt Wasserstellen zu finden, die die Salzwüste zu einem riesigen Spiegel machen. In der Regenzeit allerdings soll das Wasser auf der gesamten Fläche mehrere Zentimeter hoch stehen und man soll den Anschein haben, über einen Spiegel zu laufen.
Auf dem Rückweg nach Uyuni legen wir noch 2 weitere Stopps ein. Oder 3 wenn man genau sein will. Als erstes halten wir bei der Kakteeninsel. Eine Erdanhäufung auf der interessanterweise mehrere hundert Kakteen wachsen. Den zweiten Stopp machen wir im wahrsten Sinne des Wortes im Nirgendwo. Nicht eine Menschenseele kreuzt unseren Weg. Die Weite der weißen Salzwüste ist unfassbar beeindruckend! Der Höhepunkt ist erreicht, als die Sonne untergeht und das Weiß des Salzes in ein warmes Orange verwandelt wird. Wärmer wird es dadurch aber nicht. Im Gegenteil: eine schneidende Kälte kriecht heran. Diese Kälte ist auch der Grund für unsere baldige Weiterfahrt, die wir antreten obwohl sich alle schwer vom Anblick dieses wunderschönen Naturschauspiels losreißen können. Den letzten Stopp bevor wir wieder nach Uyuni gelangen müssen wir etwas unfreiwillig einlegen denn die Räder des Jeeps stecken im Salz fest. In der eisigen Kälte schiebt der männliche Teil unserer Gruppe den Jeep aus dem Salz und wir können weiter fahren.
In Uyuni angekommen, gehen Rahel und ich in einem hübschen Restaurant essen, wo wir uns den Platz an der Wärmelampe sichern. Nachdem wir uns (mal wieder) in einer Restauranttoilette fertig gemacht haben, machen wir uns auf den Weg zum Bus. Über Nacht geht es heute nach Sucre, in die Hauptstadt Boliviens.
















Tag 19
– 21.07. –
Noch vor Sonnenaufgang kommen wir in Sucre an. Da es nicht so aussieht als würde schon viel zum Leben erwacht sein, bitten wir einen Taxifahrer, uns in ein Hostal zu bringen. Bei dem dritten Hostal bei dem wir klingeln, macht endlich jemand auf. Nach der eiskalten Nacht im Bus tun ein paar Stunden im Hostal-Bett unglaublich gut.
Gegen 10 Uhr nutzen wir die warme Hostal-Dusche und erkunden dann Sucre. Zunächst kaufen wir auf dem Mercado Central, der sich geschickterweise direkt neben dem Hostal befindet, Brot und Käse und setzen uns damit auf den nahe gelegenen zentralen Platz 25 de Mayo. Dort genießen wir neben dem Frühstück, das durch einen frisch gepressten Orangensaft komplettiert wird, die Sonnenstrahlen.
Ein Rundgang durch Sucre führt vorbei an hübschen Kolonialbauten, pompösen Universitäten und Banken und an vielen Grünstreifen, die (da sie mit Bänken ausgestattet sind) zum Verweilen einladen. Rahel und ich steigen über schmale Gässchen zu einem Mirador auf bei dessen Café wir eine lange Pause einlegen.
Sucre gefällt mir fast besser als das touristische Wirtschaftszentrum La Paz und erinnert mich ein wenig an Arequipa, die weiße Stadt in Peru. Am Abend heißt es schon wieder Abschied nehmen denn in dieser Nacht wollen wir den Weg zum Titicacasee antreten.







Tag 20
– 22.07. –
Um 5 Uhr stehen wir erneut in La Paz von wo aus wir wenig später einen Bus Richtung Copacabana nehmen. Die Fahrt verschlafe ich größtenteils aber als wir an dem riesigen tiefblauen See, der zurecht das „Andenmeer“ genannt wird, ankommen, besiegt der Ausblick meine Müdigkeit. Bevor wir endgültig in Copacabana, auf der bolivianischen Seite des Titicacasees ankommen, müssen wir mit ein Stück mit der Fähre übersetzen. Während wir Passagiere auf eine lancha geladen werden, wird der Bus auf ein anderes Boot verfrachtet und wir warten auf der gegenüberliegenden Seite auf seine Ankunft.
Nach knappen 5 Stunden (wir hatten leider Verspätung) stehen wir endlich in dem kleinen Örtchen. In der vermeintlichen Hauptstraße, in der sich Restaurants an Hostals und Reiseagenturen reihen, werden wir sofort angesprochen und Rahel und ich beschließen die nächste Fähre zur Isla del Sol zu nehmen. Die Isla del Sol ist nicht nur die größte Insel des Titicacasees sondern auch die Wichtigste.
Laut einer Legende soll der Sonnengott Inti seine beiden Kinder Mama Ocllo und Manco Capac auf der Sonneninsel ausgesetzt haben. Sie sollen einen goldenen Stab gehabt haben, den sie an dem Ort in die Erde stoßen sollen, an dem sie sich niederlassen. Bleibt der Stab stecken sollen sie dort ansiedeln. Der Stab soll in Cusco stecken geblieben sein und so gründeten Manco Capac und Mama Ocllo dort das Inka-Imperium.
Nach knappen 2 Stunden auf dem Schiffsdeck auf dem der Wind unerbitterlich pfeift, legen wir an der Isla del Sol an.
Eine Frau bietet uns ihr Hostal an und da 25 Bolivianos (umgerechnet ca. 3,50€) ein sehr guter Preis ist, willigen wir ein. Stolz zeigt sie uns, dass aus der Dusche warmes Wasser fließt und unser kleines gemütliches Zimmerchen sogar eine Steckdose besitzt, die aus der Wand hängt. Froh, schnell eine Unterkunft gefunden zu haben, machen Rahel und ich uns auf den Weg zu einem Restaurant, wo wir Mittagessen möchten. An der Uferpromenade sind wir nicht die Einzigen, die entlang spazieren. Etliche Schweine und ein paar Schafe kreuzen unseren Weg. Außerdem gehen viele indígena-Frauen mit ihren langen, dunklen geflochtenen Zöpfen, dem Hut auf dem Kopf und den vielen, bauschigen Röcken, ihrem Alltag nach. Eine Kanadierin, die wir bei der Death Road kennengelernt haben, hatte die indígena-Frauen liebevoll als „kleine runde pumpkins“ (= Kürbisse) bezeichnet und tatsächlich geben die vielen Röcke den Frauen eine ungewöhnlich runde Form.
Nach dem Mittagessen beginnen Rahel und ich eine kleine Wanderung zum „heiligen Felsen“, dem wohl heiligsten Ort der Inka. Die Wanderung führt durch die wunderschöne, idyllische Landschaft der Sonneninsel. Hier und da grast ein Esel oder sucht ein Schwein im Matsch und an manchen Ecken trifft man einen freundlichen Inselbewohner, der einem hilfsbereit (und manchmal sogar stolz auf Englisch) eine Wegbeschreibung gibt. Da die Karte, die wir mit uns führen, ein wenig verwirrend ist, brauchen wir ein bisschen, bis wir uns sicher sind, nun auf dem heiligen Felsen zu stehen. Einen Opfertisch und ein mysteriöses Labyrinth besuchen wir ebenfalls.
Auf dem Rückweg geht langsam die Sonne unter und taucht die Landschaft und den tiefblauen, weiten See in ein magisches Licht.
Um noch von den letzten Sonnenstrahlen zu profitieren, gehe ich schnell duschen bevor ich es mir im Bett gemütlich mache.
Auf der Insel herrscht eine tiefe Ruhe, weshalb ich sehr schnell einschlafen kann.













Tag 21
– 23.07. –
Am nächsten Tag heißt es mal wieder schon früh raus aus den Federn, denn mit der ersten Fähre wollen Rahel und ich zurück aufs Festland. Da man bekanntlich aus Fehlern lernt, setzen wir uns diesmal nicht aufs Deck und nehmen den strengen Benzingeruch in Kauf wenn wir dafür nicht frieren müssen.
Zurück in Copacabana verstauen wir unser Gepäck bei dem Busunternehmen mit dem es am Abend über die Grenze zurück nach Peru geht.
Am Mittag erkunden wir das überschaubare Copacabana. Über einen mehr oder weniger offiziellen Weg steigen wir auf den Horca del Inca von dem aus wir eine tolle Sicht über den See haben. Wir besuchen die beeindruckend große Kathedrale und werden zeugen von der Autotaufe, die wohl jedes Wochenende vor dem Gotteshaus stattfindet. Mit Blumen, Bannern und Fotos geschmückte Autos stehen auf der Straße und ihre Besitzer übergießen sie mit Bier und Sekt. Ein sehr interessantes Spektakel!
Da vor der Abfahrt noch genug Zeit verbleibt, machen Rahel und ich noch einen Spaziergang weg von all dem Trubel am Hafen. Je weiter wir laufen desto weniger Leuten begegnen wir. Vereinzelt grillen Familien am Strand.
Nachdem wir mit großem Nervenaufwand endlich im Bus sitzen, bestaune ich den Sonnenuntergang. Blutrot taucht die Sonne ins tiefblaue Wasser ein.
Schon nach wenigen Minuten kommen wir an der Grenze an. Alle müssen aussteigen und sich offiziell aus Bolivien abmelden. Ein kurzer Spaziergang über die Grenze und Peru heißt uns willkommen.
Ein weiteres Mal kommen wir an einem unbekannten Terminal an. Gleich werden wir von einer Frau abgefangen, die in einem Reisebüro arbeitet. Ich frage sie, ob sie ein preiswertes Hostal kenne und sie führt uns in unsere nächste Unterkunft.
Um entspannt schlafen zu können und zu wissen, dass der morgige Tag bereits geplant ist, lasse Rahel und ich uns von ihr eine Tour verkaufen und gehen anschließend schlafen.










Tag 22
– 24.07. –
Am Morgen entdecke ich, dass wir mitten an einer der größten Straßen Punos wohnen auf der tagsüber ein riesiger Straßenmarkt stattfindet. Auf Tüchern haben die Marktleute ihre Waren ausgebreitet. Dazu zählen neben Bergen von Obst und Gemüse auch Haushaltswaren.
Bei einer Frau kaufen wir ein palta (= Avocado) – Brötchen und warten damit auf unseren heutigen Tourguide. Dieser holt uns pünktlich um 8.45 Uhr ab und in dem kleinen Bus sammeln wir die restlichen Mitglieder unserer Reisegruppe ein. Dann geht es wieder an den See, diesmal an die peruanische Seite des Titicacasees.
In einem Boot, das von innen einem Reisebus gleicht, machen wir uns auf den Weg zu den schwimmenden Schilfinseln der Uros. Die Uros wurden als eine der Letzten von den Inkas besiegt, da sie sich zum Schutz auf ihre Schilfinseln zurückzogen.
Insgesamt sind es 87 kleine Inseln auf den jeweils etwa 3-5 Familien wohnen. An einer der Inseln legen wir an und werden von den traditionell gekleideten Uros empfangen. Alles ist leider furchtbar touristisch, dennoch ist es interessant, sich auf den schwankenden Inseln fortzubewegen. Auch ein Blick in die Häuser, in denen sogar teilweise Fernseher stehen, ist lohnenswert. Alles ist hier aus Schilf gebaut und nicht nur das: das Schilf kann man sogar essen!
Man spürt allerdings deutlich, dass die Uros quasi nur vom Tourismus leben und so zweifle ich ein wenig an der Echtheit dessen, was wir zu sehen bekommen.
Am Plaza de Armas werden Rahel und ich abgesetzt und machen einen kleinen Rundgang durch Puno. Obwohl Puno in meinem Reiseführer nicht unbedingt als sehenswert beschrieben wird, finden wir den ein oder anderen netten Platz und die ein oder andere schöne Gasse.
Vor der großen Kathedrale am Plaza de Armas warten wir auf unsere zweite Tour. Dabei sind wir nicht die Einzigen denn nach und nach füllt sich die Treppe mit Touristen, die in unterschiedliche Busse eingeladen werden.
Auch wir werden einem Bus zugeteilt und zusammen mit unserer Reisegruppe fahren wir etwa eine Dreiviertelstunde nach Sillustani.
Die Grabtürme von Sillustani werden als das beeindruckendste architektonische Bauwerk am Titicacasee beschrieben und tatsächlich sind die bis zu 15 m hohen Türme ziemlich bemerkenswert.
Vor allem im Licht der untergehenden Sonne ragen die Türme majestätisch in die Höhe.
Bevor es zurück nach Puno geht, machen wir bei dem Haus einer indígena-Familie Halt, die dort neben Textilien auch Lebensmittel herstellt. Wir dürfen das leckere Quinoa-Brot, den selbstgemachten Käse und einige Kartoffelsorten (darunter auch die Chuño, eine gefriergetrocknete Kartoffel) probieren. Als Dipp steht flüssiger Lehm bereit, der gut für den Magen sein soll. Nach meinem Geschmack schmeckt er aber doch ein bisschen zu sehr nach etwas, das nicht für den Verzehr gedacht ist.
Am Abend steigen Rahel und ich in den Bus nach Cusco was sowohl die letzte wichtige Station unserer Per-Bolivien-Reise ist als auch der Ort an dem wir Ricardo (Rahels Patenonkel) wieder treffen.














Tag 23
– 25.07. –
Obwohl ich jetzt schon viele Nächte im Bus verbracht habe, konnte ich in der letzten Nacht kaum ein Auge zu tun. Gegen 5 Uhr stehen Rahel und ich in der Eiseskälte (nachts hat es in Cusco sogar Minusgrade!) am Terminal und warten auf Ricardo, der uns wenig später begrüßt. In der Zeit, in der wir Cusco und seine Umgebung kennen lernen werden, werden wir bei Ricardos Cousine Nancy wohnen. Sie nimmt uns liebevoll auf und da wir anscheinend auch so aussehen als bräuchten wir Schlaf, zeigt sie uns unser Zimmer und wir schlafen sofort ein.
Unsere Ruhe ist aber nur von kurzer Dauer, denn Ricardo ruft an und in Windeseile müssen wir zum Bahnhof um uns Fahrkarten zum Machu Picchu zu sichern.
Zu der grundsätzlich langen Wartezeit kommt ein technisches Problem und wir warten insgesamt knappe drei Stunden bis wir die Tickets endlich in den Händen halten. Ungeduscht, müde und ohne Frühstück.
Da es inzwischen schon 13 Uhr hat, gehen wir Mittagessen bevor wir zu Nancy zurück kehren.
Offensichtlich kann heute kein großer Stadtrundgang mehr stattfinden und so spazieren wir abends lediglich mit Ricardo und einer anderen Cousine über den artesanía-Markt.
Früh geht es wieder zurück und schnell ins Bett.


Tag 24
– 26.07. –
Ausgeschlafen und frisch geduscht verspricht dieser Tag einen besseren Anfang als der Gestrige.
Nach einem gemeinsamen Frühstück an Nancys Esstisch machen Rahel, Ricardo und ich einen Rundgang durch Cusco. Als wir das erste Mal am großen Plaza de Armas vorbei kommen, findet dort gerade ein Umzug anlässlich der „Fiestas de Patria“ (= Fest zur Unabhängigkeit Perus) statt und wir müssen uns einen Weg durch die Menschenmenge bahnen.
Wir gehen durch schmale, gepflasterte Gässchen, kommen an pompösen Kirchen vorbei und treffen überall auf original erhaltene, in perfekter Inklination erbaute, Inka-Mauern.
Den wichtigsten von den Inkas erbauten Tempel, Qorikancha, besuchen wir ebenfalls. Mich beeindruckt es ganz schön, wie raffiniert die Inka damals schon waren. Und das alles ohne das Wissen von einer Schrift noch von höherer Mathematik!
Als einstige Hauptstadt des Inka-Imperiums, gegründet von den Geschwistern Mama Ocllo und Manco Capac, ist Cusco noch heute von großer historischer Wichtigkeit und überall trifft man auf Zeugnisse der Vergangenheit. In seiner Blütezeit unter dem Inka Pachacútec zählte Cusco fast 300.000 Einwohner, zahlreiche prunkvolle Paläste und Tempel und machte dem Namen Nabel der Welt alle Ehre.
Beinahe kampflos überließen die Inka 1533 den Spaniern ihre Hauptstadt, die damals von Gold und Silber nur so gestrahlt haben muss. 
Nach dem Stadtrundgang, der zwar sehr schön und interessant aber auch ermüdend war, machen wir eine Kaffee-Pause in einem Café, erfahren dann dass durch die „Fiestas de Patria“ viele Busse ausverkauft sind und beeilen uns dann um noch Tickets für die Rückfahrt nach Lima kaufen zu können.

Denkmal von Pachacútec

Plaza de Armas

Callejón de 7 culebras



12-eckiger Mauerstein


Inka-Mauer

Mercado San Pedro

Mercado San Pedro

Plaza de Armas


Tempel Qorikancha


Tag 25
– 27.07. –
Um 3.30 Uhr müssen Rahel und ich heute bereit sein. Wir haben eine Tour zu den Rainbow Mountains gebucht und stehen, bis uns unser Guide gefunden hat, bis kurz vor 4 Uhr in der morgendlichen Kälte Cuscos.
Im Bus kann kaum einer schlafen bis mein Sitznachbar, ein Amerikaner um die 30, herausfindet, wie man die Sitze nach hinten kippen kann. Ein erleichtertes Murmeln geht durch den Bus und so können wir wenigstens noch ein bisschen Kraft tanken.
Gegen 7 Uhr kommen wir an dem Punkt an von wo aus wir die Wanderung beginnen werden. Das Frühstück ist reichhaltig und über die warmen Getränke sind alle froh, denn der Boden ist gefroren und man kann den eigenen Atem sehen.
Beim Blick auf unsere heutige Gruppenkonstellation fällt mir auf, dass wir mal wieder die Jüngsten sind aber dass der allgemeine Altersdurchschnitt auch nicht über 30 liegen dürfte. Im Gegenteil.
Ich bin etwas erstaunt, als sich trotzdem 4 Personen dazu entschließen den Marsch zum Rainbow Mountain gegen einen Ritt einzutauschen und so machen wir uns nur zu zwölft zu Fuß auf den Weg. Wahrscheinlich liegt es daran, dass Rahel und ich schon mehrere Wanderungen auf über 4000 m. ü. M. hinter uns haben aber an jedem Treffpunkt kommen wir als Erstes an und haben somit die längste Pause.
Obwohl es nicht die anstrengendste Wanderung ist, die wir bisher gemacht haben, schnaufe ich ganz schön und muss mich innerlich dazu motivieren weiterzugehen. Immerhin haben wir seit unserem Ausgangspunkt fast 1000 Höhenmeter überwunden und stehen am Schluss auf über 5000 m. ü. M. Die Aussicht ist allerdings unbezahlbar! Fast unwirklich liegen die Berge vor mir, die durch das Vorkommen verschiedener Minerale ihre einzigartige Farbschattierung erhalten haben.
Leider ist es mal wieder zu wenig Zeit um dieses Wunder der Natur ausgiebig zu genießen denn schon eine halbe Stunde später beginnen wir mit dem Abstieg.

Unten wartet ein leckeres und sehr verdientes Mittagessen. Danach kämpfen wir uns die letzten Meter bergauf zum Parkplatz und steigen in den kleinen Bus, der uns zurück nach Cusco bringt.










Tag 26
– 28.07. –
Am nächsten Tag werden wir schon früh von dem Fahrer von Ricardos Cousine abgeholt. Wir fahren ins Valle Sagrado, das heilige Tal der Inka. Da Cusco das Zentrum des Inkareichs war findet man um die 350.000 Einwohner Stadt mehrere wichtige Inka-Ruinen.
An der wohl wichtigsten, Saqsaywamán, machen wir den ersten Halt. Saqsaywamán galt als Festung zum Schutze Cuscos. Hierher führte Manco Inka zur Zeit der Eroberung durch die Spanier ein Heer von etwa 200.000 Kriegern und es gelang ihnen die Festung Saqsaywamán zurück zu erobern um zumindest ein paar Monate Cusco zu belagern. Mal wieder fasziniert es mich, wie millimetergenau die Inka die riesigen Steine aufeinander gesetzt haben. Interessant finde ich außerdem, dass man im Grundriss Cuscos einen Puma (für die Inka ein heiliges Tier) erkennen kann und Saqsaywamán den Kopf bildet.
Ein weiterer interessanter Stopp auf unserer Fahrt durch das Urubamba-Tal ist eine Salzgewinnungsanlage, die sich über tausende Becken auf Terrassen eines Hangs erstreckt. Die strahlend weißen Becken liegen uns wie ein Labyrinth zu Füßen und der Anblick ist fantastisch!
Ein paar Ruinen und etliche Kilometer später kommen wir gegen Abend in Ollanta an. Von dort aus werden wir morgen den Zug Richtung Machu Picchu nehmen, der nur per Zug oder mit einem 4-Tagesmarsch (dem Inka Trail) zu erreichen ist. Wir finden schnell ein gemütliches Hostal, gehen Abendessen und legen uns dann schlafen.

Saqsaywamán

Saqsaywamán

Blick über Cusco von Saqsaywamán

Saqsaywamán

Saqsaywamán

Pukapukara

Pukapukara

Tambomachay

Pisaq

Pisaq

Pisaq

Moray

Moray

Moray

Salinas von Mara





Tag 27
– 29.07. –
Leider habe ich seit ein paar Tagen ziemliche Bauchschmerzen, die gestern Nacht deutlich schlimmer wurden, weshalb unser erstes Ziel heute das Centro de Salud ist. Nachdem ich eine Behandlungsgebühr von umgerechnet ca. 10€ gezahlt und einige Minuten gewartet habe, werde ich in ein Behandlungszimmer gebeten. Der Arzt stellt fest, dass ich mir wohl Salmonellen eingefangen haben muss und verschreibt mir eine Reihe an Medikamenten. Außerdem bekomme ich gegen die Schmerzen und als „Muntermacher“ eine Spritze, die zunächst aber das Gegenteil bewirkt denn ich werde bewusstlos.
Ob es die Spritze war oder die Tatsache, dass ich nun den Grund meiner Beschwerden kenne, fühle ich mich schon viel besser als wir in den Zug zum Machu Picchu steigen.
Etwa zwei Stunden später kommen wir in Aguascalientes (oder auch: Machu Picchu Pueblo) an. Logischerweise ist der kleine Ort super touristisch und so muss jeder Ankommende zunächst den großen artesanía-Markt passieren. Ansonsten wirkt der kleine Ort zwischen den riesigen Bergen aber sehr entspannt. Gegen Abend kaufen wir noch die Bustickets für morgen aber zu mehr bin zumindest ich heute nicht mehr in der Lage.

Festung von Ollantaytambo



auf der Fahrt zum Machu Picchu

Aguascalientes oder: Machu Picchu Pueblo


Tag 28
– 30.07. –
Da wir schon vorgewarnt wurden, dass es vor den Bussen immer eine lange Schlange gäbe, stehen wir schon um 4.30 Uhr auf um um 5 Uhr das Hostal zu verlassen. Schon vor der Türe des Hostals geht die Schlange vorbei und wir laufen locker 5 Minuten an der Menschenreihe entlang bis wir das Ende finden. Etwa 3 Stunden müssen wir warten, bis wir endlich diejenigen sind, die in den Bus steigen dürfen.
Der Bus bringt uns nach 20 Minuten Fahrt zum Eingang des sagenumwobenen Machu Picchu, den wir passieren und dann schon den ersten Blick auf die berühmte Inka-Ruine werfen können.
Natürlich kennt jeder das typische Postkarten-Bild des Machu Picchu, dennoch ist es ein ganz anderes Gefühl, selbst einmal an dem Platz des Pstkarten-Fotografen zu stehen.
Wozu Machu Picchu gedient haben soll ist bis heute umstritten. Ob die hoch oben in den Felsen erbaute Festung zur Verteidigung oder als Rückzugsort gedacht war, kann niemand mit 100%iger Sicherheit sagen. Klar ist allerdings, dass die von Hiram Bingham 1911 entdeckte Stadt zahlreiche Touristen anlockt und seit einiger Zeit zu den 7 neuen Weltwundern zählt. Allerdings ist der Machu Picchu in Gefahr. Durch den regen Busverkehr kommt es zu Erderschütterungen, die zu Erdrutschen führen. Offiziell dürfen pro Tag nur 2500 Menschen die Ruinen betreten. Unser Guide meint aber, dass es mindestens 8000 Besucher sind, die täglich den Eingang passieren. Zum Schutz des Weltkulturerbes empfiehlt die UNESCO täglich nicht mehr als 800 Touristen hineinzulassen. Unvorstellbar!
Der Rundgang durch die Ruinenstadt dauert etwa 3 Stunden. Dabei kommt man an Wohnhäusern, Gartenanlagen, Tempeln und Gräbern vorbei.
Den nach wie vor beeindruckendsten Blick hat man aber vom mirador. Von dort aus liegt die Ruinenstadt eingebettet zwischen schroffen Felsen vor dem imposant aufragenden Wayna Picchu.
Übrigens: wusstet ihr schon, dass ihr eine Machu Picchu Postkarte nur um 90° nach links drehen müsst und es erscheint auf einmal ein Gesicht? Ausprobieren! (funktioniert z. B. mit Bild Nummer 5).
Gegen Nachmittag stehen wir erneut eine Stunde in der Warteschlange um in den Bus zurück nach Aguascalientes einzusteigen.
Die Rückfahrt mit dem Zug Richtung Cusco ist eine einzige Show. Tänze und eine Modenshow werden präsentiert dabei sind die meisten Passagiere so müde, dass sie (wie ich) am liebsten einfach nur die Augen schließen wollen.
Spät kommen wir im kalten Cusco an.















Tag 29 - 31
– 31.07. - 02.08. –
Am nächsten Tag schlafen wir aus, packen dann unsere Koffer, verabschieden uns von Ricardos Cousine und steigen dann in den Bus nach Lima. 22 Stunden später verabschieden wir uns dort von Ricardo, kaufen neue Essensvorräte ein und steigen dann in den zweiten Langstreckenbus. An sich wären die knapp 50 Stunden Busfahrt von Cusco nach Máncora (in den Norden Perus) dank genug Essen, Unterhaltung durch Filme im Bus und durch die bequemen Sitze echt erträglich gewesen. Leider standen wir aber am Dienstag von 1 Uhr nachts bis 6 Uhr morgens aufgrund eines technischen Defekts irgendwo mitten auf der Autobahn. Da auch die Klimaanlage versagt hatte, war es in dem Bus unerträglich heiß und da das Busunternehmen wohl nicht auf solche Fälle vorbereitet ist, kam es auch am Tag nicht einmal zu einer Entschädigung. Das Frühstück bestand aus 3 Zwiebacks und einem Saft und leider wurde nicht einmal angehalten, damit man sich etwas zu essen hätte kaufen können.
So kommen Rahel und ich um 15 Uhr ziemlich erschöpft und hungrig endlich in dem kleinen Ort am Strand an. In Máncora suchen wir als erstes ein Hostal, gehen dann essen und spazieren dann eine Weile am Meer entlang.
Im Gegensatz zu den ganzen Großstädten, in denen wir uns in letzter Zeit aufgehalten haben wirkt Máncora sehr ruhig. Die Nähe zum Meer macht den kleinen Ort zu dem perfekten Ort um nach der langen Reise zu entspannen.




Tag 32
– 03.08. –
Nach einer erholsamen Nacht geht es am nächsten Tag schon früh Richtung ecuadorianische Grenze. Mit einem Minibus fahren wir in einen sehr geschäftigen kleinen Ort. Diesen durchqueren wir und stehen - ohne es groß zu bemerken - auf einmal wieder in Ecuador. Wir werden in ein Taxi gesteckt und bringen das Migrationsprozedere hinter uns.
Da noch Zeit bleibt bis wir in den Bus steigen müssen, erkunden Rahel und ich noch ein wenig Huaquillas. Für mich wirkt der Grenzort wie ein einziger, riesiger Markt. An jeder Ecke können Waren erstanden werden. Überall sind Stände aufgebaut (auch wenn sie teilweise nur aus Tüchern bestehen auf denen die Waren ausgebreitet werden). Ein unangenehmer Geruch nach warmem Fleisch mischt sich mit dem süßen Duft von frischem Obst. Alles geht etwas chaotisch zu.
Um 12.30 Uhr steigen Rahel und ich in den Reisebus Richtung Loja. Gleich fallen uns zwei Dinge auf:
1. die Busse sind wieder deutlich weniger komfortabel wie in Peru
2. alle paar Minuten steigen Verkäufer ein, die einem entweder empanadas, Süßigkeiten oder ein Medikament, dass gegen so ziemlich alles helfen soll, andrehen wollen.
In Velacruz lassen wir uns rausschmeißen“. Ein älterer Mann fragt uns wo wir hinwollen und er nimmt uns für wenig Geld mit nach Catacocha.
In Catacocha blicken wir bald in ein sehr vertrautes Gesicht: Ruth.
Wir haben unsere Mama wieder bei der (beziehungsweise bei deren Familie) wir eine Pause einlegen.
In dem Haus von Ruths Eltern haben sich schon einige Familienmitglieder versammelt und so treffen wir auf 3 Nichten und Neffen, mehrere Schwestern und natürlich die Eltern von Ruth.
Bei einem kleinen Spaziergang durch das angenehm warme Catacocha nehme ich den kleinen Ort als sehr ruhig und aufgeräumt war. Die Menschen, die wir auf der Straße treffen, grüßen alle freundlich und ich fühle mich super wohl hier.
Am Abend schauen wir uns beim Abendessen noch eine Talentshow“ von Ruths Neffen und Nichten an, die Lieder schmettern und tanzen.
Ruth betüttelt uns wie eine richtige Mama und schickt uns schon bald ins Bett. (Die Müdigkeit von der Reise muss man uns wohl immer noch ansehen).




Tag 33 & 34
– 04.08.& 05.08. 
Am Morgen erwartet uns Ruth mit einem Pfannkuchenfrühstück. Nach einem weiteren Spaziergang durch Catacocha, dem Mittagessen und der Verabschiedung von Ruths Familie sitzen wir ein dem Auto von einem von Ruths Schwagern, der uns nach Catamayo fährt. Von Catamayo geht es in einer knappen Stunde nach Loja.
Da wir ein letztes Mal eine lange Wartezeit totschlagen müssen, geben wir unser Gepäck ab und schlendern noch ein wenig durch Loja.
Am Abend fahren wir dann Richtung Macas.
In Macas kommen wir um 8 Uhr an, finden sofort einen Bus nach Puyo und fahren keine 5 Minuten später durch die vertraute Landschaft der ecuadorianischen amazonía. Je näher wir Kilometer 0 (dem Zentrum Puyos) kommen desto aufgeregter werde ich.
Endlich ist alles wieder so vertraut. Mit dem Taxi lassen wir uns und unser ganzes Gepäck nach Hause fahren und schließen die zuhause die Türe auf.
Da Ruth noch in Catacocha geblieben ist, haben Rahel und ich das ganze Haus für uns und machen beim Auspacken erstmal ein riesiges Chaos im Wohnzimmer.
Den sonnigen Tag verbringen wir mit Auspacken, Wäsche waschen und kochen. Am Abend rundet ein Spaziergang durchs nächtliche Puyo die Heimkehr ab. Wie schön es ist, wieder zuhause zu sein!
Da unsere Zimmer im Apartment 1. voller toter Tiere und 2. komplett leergeräumt sind, quartieren wir uns über Nacht in meinem alten Zimmer ein.

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Wenn ihr bis hier hin gekommen seid, müsstet ihr jetzt eigentlich einen groben Überblick über das haben, was ich im letzten Monat erlebt und gesehen habe.
Leider lässt es die Zeit nicht zu, ausführlich ins Detail zu gehen aber ich hoffe, ich konnte euch mit meinen Beschreibungen, Erklärungen und Bildern zumindest einen kleinen Einblick in zwei weitere fantastische südamerikanische Länder geben.
Wie immer weise ich darauf hin, dass alle Berichte durch meine subjektive Wahrnehmung geprägt sind und sie NICHT verallgemeinert werden können / dürfen.
Ich hatte eine unglaublich tolle Zeit in Peru und Bolivien und bin dankbar für alles und jeden, was und wen ich kennen lernen durfte.
Bis zu meinem Rückflug nach Deutschland sind es jetzt keine drei Wochen mehr und ich bin schon mega aufgeregt. Trotzdem freue ich mich noch auf die nächste Zeit, die ebenfalls durch eine Reise geprägt sein wird.
Ihr könnt euch sicher sein, dass ich euch auch darüber wieder auf dem Laufenden halten werde!
Bis dahin und allerliebste Grüße in die (schon bald sehr nahe) Heimat, eure
Clara