El Río Pastaza

El Río Pastaza
Become friends with people who aren't your age. Hangout with people whose first language isn't the same as yours. Get to know someone who doesn't come from your social class. This is how you can see the world. This is how you grow. - Unknown

Montag, 31. August 2015

Ankunft & erster Tag in Puyo

Bevor ich jetzt diesen ersten offiziellen Post verfasse, möchte ich noch zwei sehr wichtige Dinge los werden:
1. bedanke ich mich bei ALLEN, die mich bei meinem Freiwilligendienst unterstützen.
Bei allen Spendern, die mich finanziell meinem Traum ein Stückchen näher gebracht haben, bei meiner Familie und meinen Freunden, die zu jeder Zeit hinter mir standen / stehen und bei allen anderen tollen Menschen, die mich durch Worte oder Gesten in meinem Vorhaben bestätigen und unterstützen. 10.000 Kilometer weg von zuhause gibt es nichts Schöneres als zu wissen, dass man trotzdem in keiner Sekunde alleine ist.
2. möchte ich AUSDRÜCKLICH bekräftigen, dass ich in diesem Blog meine PERSÖNLICHEN Erfahrungen schildere. Ich erzähle nur eine Geschichte von Ecuador, die nicht pauschalisiert werden kann oder soll. Ich werde sowohl positive als auch negative Erfahrungen machen, die aber NICHT das Bild, dass ihr euch dadurch von Ecuador macht, zu 100% prägen sollen.

So aber jetzt zu meinem ersten offiziellen Post aus Ecuador:

Um 23.04 Uhr landen wir in Quito. Sobald wir (Rahel, meine Teampartnerin und ich) unsere Koffer haben, durch die "Migración internacional" und den Zoll sind, gehen wir zum Ausgang. Kaum geht die Tür auf, heben mehrere Leute die Hände mit Schildern, auf denen Namen stehen. Unter anderem hält Samuel, unser ecuadorianischer Tutor, ein Schild mit unseren Namen hoch und lächelt uns an, als er uns sieht. Nach einem Küsschen auf die Backe und einer Umarmung werden wir nach 24 Stunden auf den Beinen noch zu einem ersten gemeinsamen Foto "gezwungen" ;). Danach geht es weiter zu dem Auto, mit dem wir nach Puyo fahren werden. 


Karte von Ecuador (Puyo ist gekennzeichnet)

Als wir am Auto ankommen, sehen wir einen kleinen weißen Transporter. Nachdem Sitze umgelegt wurden und unsere Koffer + Rucksäcke + Taschen verstaut sind, setzen wir uns auf die Rücksitze des Transporters. Als erstes fällt mir auf, dass die Sitze keine Kopfstützen haben und allgemein nur bis zur Mitte des Rückens reichen. Während wir auf Rafael, den Fahrer der Einrichtung, der uns auch nach Puyo bringen wird, warten, steht Samuel neben uns an der Tür und macht uns deutlich, dass es ihm sehr am Herzen liegt ("con todo el corazón"), dass wir ein wunderbares Jahr verbringen werden und dass wir uns mit Problemen immer an ihn wenden können. Das habe ich trotz Müdigkeit verstanden und fühle mich gleich gut aufgehoben.
Als Rafael da ist, kann es los gehen. Was uns allerdings sofort auffällt: wir haben keine Anschnallgurte. Als Samuel unsere Blicke sieht, lacht er nur und sagt "no hay" (= gibt's nicht). Also gut, dann vertrauen wir eben den Fahrkünsten Rafaels - was anderes bleibt uns ja kaum übrig.
Bald wird klar, dass Autofahren in Ecuador etwas anderes ist, als Autofahren in Deutschland. Die Mittel- bzw. Seitenstreifen dienen lediglich der Dekoration, gehupt wird eigentlich ständig und falls man mal falsch fährt, kann man immer noch rückwärts wieder in den Kreisverkehr reinfahren oder man macht eben einen waghalsigen U-Turn auf einer Fahrbahn, deren Fahrstreifen zusätzlich zum Mittelstreifen noch mit Bordsteinen getrennt sind. Die Sicherheit, mit der Rafael das tut, zeigt mir, dass das wohl nicht unübllich ist. Obwohl ich von der Reise total erschöpft bin, traue ich mich nicht wirklich, einzuschlafen. Bei der nächsten nicht ganz unsanften Bremsung sollte man möglichst wieder wach sein um zu verhindern, dass man aus dem Sitz rutscht. Bremsen muss Rafael ganz schön oft, da ständig irgendwelche Schikanen in die Straße eingebaut sind, um Raser zu stoppen. Bei uns allerdings wäre das nicht unbedingt nötig, da ich an jeder Steigung die Daumen drücke, dass wir oben ankommen. Irgendwann siegt jedoch die Müdigkeit und ich schlafe ein. Allerdings nicht lange, da es am Fenster, an das ich meinen Kopf gelegt habe, zieht und es trotz T-Shirt, Sweatshirt und Jacke sehr kalt wird. Im Halbschlaf nehme ich irgendwann wahr, dass wir durch die Rauchwolken des Cotopaxi fahren.
Auf einmal halten wir mitten am Straßenrand in Ambato an und Samuel bedeutet uns, auszusteigen. Wir stehen vor einem Straßenstand, an dem man Reis mit Hühnchen bekommen kann. Ich hatte schon fast vergessen, dass ich auf die Frage "¿Tienen hambre?" (= Habt ihr Hunger?) mit "un poco" (= ein bisschen) geantwortet hatte. Wir stehen jetzt also an diesem Straßenstand und werfen gleich die erste Hygieneregel über Bord, indem Rahel und ich uns einen Teller "arroz con pollo" in dem Transporter teilen - nachts um 3.30 Uhr.
Zwei Stunden, einen kurzen Regenschauer und einen Fahrerwechsel später stehen wir in Puyo vor dem Haus von Ruth, einer Lehrerin der Einrichtung, in der auch wir ab Dienstag arbeiten werden, das ab jetzt unser zuhause ist. Wir werden von Hundegebell begrüßt und wenig später öffnet eine kleine Frau uns die Tür - Ruth. Samuel und Rafael verabschieden sich und Ruth, die uns zum Glück ansieht, dass wir nicht mehr wirklich zu Kommunikation fähig sind, zeigt uns unsere Zimmer. Wir haben jeder ein Zimmer, das wir noch bis Ende September bewohnen. Dann ziehen wir in eine kleine Wohnung (2 Schlafzimmer, ein Bad und eine Küche), die an Ruths Haus anschließt. Nachdem ich Zähne putzen war, liege ich nach 30 Stunden auf den Beinen endlich im Bett. Alles riecht noch etwas ungewohnt und mir gehen noch viel zu viele Gedanken durch den Kopf, sodass ich nicht gleich schlafen kann. Wenig später fallen mir dann doch die Augen zu und ich wache 3 Stunden später wieder auf. 
Ich begrüße Ruth, die schon Frühstück (Bananen, Haferflocken, Milch, Brot, Butter, Marmelade und Tee) gerichtet hat. Sie ist allerdings auf dem Sprung zur Messe, sodass Rahel und ich erstmal frühstücken und dann den Balkon OHNE Geländer, dafür MIT Hängematte begutachten. 


Ausblick vom Balkon

Als Ruth wieder zurück kommt, erklärt sie uns, dass wir heute einkaufen gehen müssen (obwohl Sonntag ist). Jeder hat in der Woche 10 Dollar zur Verfügung, die in ein Kässchen kommen und mit dem wir wohl wöchentlich einkaufen gehen werden.
Bevor wir aber einkaufen gehen, duschen wir noch (mehr kalt als warm, obwohl Ruth es anders angekündigt hatte :D) und sortieren ein wenig unsere Zimmer. Um 15 Uhr holt uns eine Freundin von Ruth samt ihrem kleinen Sohn mit dem Auto ab. Ich stelle mich innerlich schon auf eine zweite Runde Autofahren ohne Anschnallgurte ein, aber als ich das Auto von Esperanza (Ruths Freundin) sehe, bemerke ich, dass meine Erwartung falsch war. Wir steigen in ein sehr großes Auto mit Anschnallgurten (die aber, wie ich an Esperanzas Sohn merke, nicht unbedingt benutzt werden) und elektrischen Fensterhebern. Auch in Deutschland wäre dies kein kleines Auto und dank seiner Größe federt es viele Schlaglöcher gut ab.
Wir halten an einer Kreuzung - nein, wir parken an einer Kreuzung und bevor wir zum Einkaufen weiterfahren, steigen wir noch auf einen Turm von dem aus man eine gute Sicht über Puyo hat. Schon jetzt kann ich sagen, dass Puyo mir sehr gut gefällt. Auf der einen Seite sieht man die Häuser vor den mit Wolken behangenen Bergen, auf der anderen Seite eine Flussgabelung inmitten von vieeelen Bäumen, sodass man auf dieser Seite nur ins Grüne schaut.
Aus dem "ir de compras" (= einkaufen gehen) wird noch eine spontane Wanderung durch den "paseo turístico", der sich rund um das Flussufer des Río Puyo befindet. Wir laufen durch den Park und ich fühle mich wie im Amazonashaus der Wilhelma, nur, dass die Natur hier nicht im Glaskäfig eingesperrt ist. Auf unserer Wanderung durch den Park begehen wir schon das zweite Hygiene-/Gesundheitsverbrechen, denn Esperanza kauft uns frische, geschälte und geschnittene Mangos im Becher, denen wir nicht widerstehen können. Nachdem wir die Wanderung beendet, einen Baum, der das Schild "ABRAZAME" trägt, das nicht, wie Rahel erst dachte, eine Baumart darstellt sondern einfach nur heißt "umarme mich" umarmt und erste Einblicke in die Natur Puyos gewonnen haben, machen wir uns auf den Weg zum Einkaufen.
Dort angekommen verstehe ich, warum Ruth mich morgens gefragt hatte, ob ich zahlen möchte. Wir befinden uns nicht, wie ich erst angenommen hatte, in einem Supermarkt, sondern auf einem Markt, bei dem neben riesigen Mengen an Obst und Gemüse auch Streichhölzer, Zahnpasta oder Maden (!?) verkauft werden. Dazu wird man im Hintergrund mit Livegesang beschallt. Schnell merke ich, dass ich alleine ziemlich überfordert wäre und ich bin froh, dass ich nur die Einkaufstasche tragen muss. Nach dem Markt machen wir noch bei einem Supermarkt halt um den Rest unserer (nur im Kopf vorhandenen) Einkaufsliste abzuhaken.
Auf dem Weg zurück nach Hause machen wir noch bei einer Eisdiele halt. Da ich nicht ganz verstehe, welche Sorten es gibt und Ruth mir kurzer Hand meine Entscheidung aus der Hand nimmt, sitze ich am Tisch und esse mein Eis. Erst tippe ich auf Ananas aber dann bin ich etwas verwirrt, bis mich der Sohn von Ruths Freundin aufklärt: die Sorte "quesopiña" ist nichts anderes als "queso" (= Käse) und "piña" (= Ananas)... darauf hätte ich auch echt selbst kommen können.
Wieder zuhause bei Ruth, essen wir noch Salat, ich telefoniere noch mit Samuel, den wir morgen treffen und wir lassen uns von Ruth noch die Adresse des Hauses geben. Das ist allerdings nicht leicht, da die Straßen in unserer Gegend keine Namen besitzen. Also schreibt Ruth auf den Zettel "detrás del Hospital Puyo nuevo" (= hinter dem neuen Krankenhaus von Puyo)... da wohnen wir jetzt also :D.
Nachdem ich jetzt noch kurz mit Rahel auf meinem Bett entspannt habe, beende ich jetzt diesen Tag (und auch diesen Post) und freue mich darauf, morgen etwas ausschlafen zu können :).
Dieser Post wird bestimmt einer der längsten sein, ich freue mich, wenn du bis hier hin trotzdem mitgelesen hast und verspreche, mich nächstes Mal etwas kürzer zu fassen.
Liebe Grüße aus Puyo y hasta pronto
Clara 

Samstag, 29. August 2015

Kurzes Update aus Houston, Texas

Nachdem meine Teampartnerin und ich heute Morgen von Stuttgart nach Frankfurt geflogen sind und von Frankfurt weiter nach Houston, sitzen wir jetzt hier am Gate zu unserem Flug nach Quito.
Dort werden wir von unserem ecuadorianischen Tutor abgeholt und wir fahren weiter nach Puyo.
Bisher lief alles glatt und trotz kurzer Panik, dass unsere Koffer nicht mit nach Houston geflogen sind, sitzen wir hier jetzt erschöpft aber sehr gespannt und warten auf das nächste Boarding.
Ich hoffe, ich kann mich bald wieder melden.
Bis dahin, liebe Grüße aus Houston!! :)